Olympiaturnier Männer

Olympia: Deutsche Handballer im Finale gegen Dänen chancenlos

Schwächste Turnierleistung ausgerechnet im Finale

Chancenlos gegen Favorit Dänemark: DHB-Team holt Olympia-Silber

Er krönte sein Karriereende mit Olympia-Gold: Mikkel Hansen (#24).

Er krönte sein Karriereende mit Olympia-Gold: Mikkel Hansen (#24). Getty Images

In Frankreich hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Krönen wollte die DHB-Auswahl ihr bemerkenswertes Turnier am Sonntag vor 27.328 Zuschauern in Lille. Dieser Schuss ging gegen den Top-Favoriten Dänemark allerdings gehörig nach hinten los.

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Nach dem epischen Viertelfinale gegen Frankreich und dem nervenstarken Auftritt im Halbfinale gegen Spanien witterten die deutschen Handballer im Olympia-Finale eine Sensation. Gerade auch weil Top-Favorit Dänemark in der K.-o.-Runde ungeahnte Schwächen offenbart hatte und verwundbar wirkte.

Nicht aber am Sonntag, an dem die DHB-Auswahl ihre bis dato schwächste Turnierleistung zum ungünstigsten Zeitpunkt zeigte. Die Dänen, die im Rückraum mit Welthandballer Mathias Gidsel (Füchse Berlin), Simon Pytlick (SG Flensburg-Handewitt) und Ex-Kieler Rasmus Lauge begannen, waren ab Sekunde eins hellwach.

In Minute 26 wütet Gislason erstmals

Mit dem Killer-Instinkt ausgestattet nutzten die Skandinavier jeden einzelnen Fehler des DHB-Teams, von denen es schon im ersten Abschnitt genug gab. Während der im Halbfinale gegen Spanien noch überragende Andreas Wolff so gar nicht ins Spiel kam, kroch Ex-Kieler Niklas Landin früh allmählich in die deutschen Köpfe.

Das große Problem aber waren leichtsinnige Fehler im Angriff, vorher im Turnier nicht gesehene Abstimmungsschwierigkeiten, die Ballverlust nach Ballverlust bedeuteten. Beim 5:10 nahm Bundestrainer Alfred Gislason eine erste Auszeit, für den unglücklich agierenden Renars Uscins kam Routinier Kai Häfner.

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Besser wurde das deutsche Spiel dadurch aber nicht. Fünf deutsche Ballverluste standen keinem einzigen dänischen gegenüber. Der amtierende Vize-Europameister überrollte das DHB-Team in erster Welle, zweiter Welle und kam auch im Positionsangriff zu viel zu leichten Toren.

Bei seiner zweiten Auszeit, die Trainer gewöhnlicherweise erst nach der Pause ziehen, wütete Gislason in der 26. Minute erstmals. Er versuchte, sein Team wachzurütteln. Das Kind aber war schon in den Brunnen gefallen. Zur Pause stand es 12:21. Die deutsche Nationalmannschaft, die bei Handball-Großereignissen zuvor ein Finale nie höher als mit drei Toren verloren hatte, konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

Ohne Aggressivität in der Abwehr - Krönung für Hansen

Der neue höchste Halbzeit-Rückstand in einem Olympia-Finale - 1972 waren es sieben Treffer - war nicht aufzuholen. Und nach dem Seitenwechsel blieb das Bild unverändert, die deutsche Mannschaft bekam keine Aggressivität in ihr Abwehrspiel. Dänemark zog einsam seine Kreise und fuhr das Endspiel souverän nach Hause. Am Ende stand ein hochverdienter 39:26-Erfolg, der bei noch konsequenterer Chancenverwertung gar höher hätte ausfallen können. Auch so war es das deutlichste Olympia-Finale der Geschichte. Die elf Tore von Welthandballer Gidsel waren die meisten in der Geschichte olympischer Endspiele.

Für Dänemark ist es die zweite Goldmedaille nach 2016, bei den vergangenen Olympischen Spielen hatten sie Frankreich im Finale den Vortritt lassen müssen. Ausgerechnet in Frankreich, das die Dänen im EM-Endspiel im vergangenen Januar überraschend geschlagen hatte, triumphierte wieder das Team von Trainer Nikolaj Jacobsen. Der perfekte Abschluss war es für Ikone Mikkel Hansen, der seine großartige Karriere am Sonntag beendete.

Deutschland holt derweil zum insgesamt dritten Mal Olympia-Silber, das auch 1984 in Los Angeles sowie 2004 in Athen errungen wurde. Die einzige Goldmedaille gewann man 1936 in Berlin (und der DDR gelang 1980 in Moskau ebenfalls der Olympia-Sieg).

Deutschland - Dänemark 26:39 (12:21)

Deutschland: Späth (3 Paraden), Wolff (5 Paraden); Knorr 6, Kohlbacher 4, Uscins 4, Grgic 3/2, Köster 2, Mertens 2, Steinert 2, Witzke 2, Golla 1

Dänemark: N. Landin (10 Paraden), Nielsen (3 Paraden, davon 1 Siebenmeter); Gidsel 11, M. Landin 7, Pytlick 6, Lauge 5, Jörgensen 3, Kirkelökke 3, Hansen 2/2, Jakobsen 1, Saugstrup 1

Schiedsrichter: Bojan Lah (Slowenien)/David Sok (Slowenien)
Zuschauer: 27.328 (ausverkauft)
Strafminuten: 2 / 2
Disqualifikation: - / -

msc

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