Zwei glatt Rote Karten rundeten den Sonntagabend dieses 7. Serie-A-Spieltags ab: Einerseits beschwerte sich Fiorentina-Coach Raffaele Palladino, der zuletzt ein 0:0 beim FC Empoli und ein 2:0 in der Conference League gegen die New Saints aus Wales notiert hatte, in der Schlussphase zu ausgiebig und flog knallhart.
Auf der anderen Seite schimpfte Milan-Kapitän Theo vor den Augen seines Trainers Coach Paulo Fonseca zu sehr, was ihm ebenfalls den Roten Karton und damit eine Sperre für die nächsten Partien einbrachte.
Nun zum Sportlichen, das den beiden Platzverweisen vom Gehalt in nichts nachstand ...
Adli trifft und jubelt nicht
Zu diesem Gastspiel in der Toskana waren auf jeden Fall die Mailänder als Favorit angereist, auch wenn sie unter der Woche knapp mit 0:1 in Leverkusen bereits das zweite Champions-League-Spiel verloren hatten. In der Liga aber stimmte die Bilanz mit drei Siegen am Stück, zuletzt das 3:0 gegen Lecce. Mit diesem Selbstverständnis traten die Rossoneri auch auf, schoben mit Theo und Rafael Leao konstant an.
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In der 18. Minute ereignete sich allerdings mit Theo eine komische Szene: Der Franzose setzte rechts noch ganz knapp im eigenen Strafraum zum Klärungsversuch an, ehe Dodo ins ausholende Bein lief und anschließend getroffen wurde. Nach VAR-Check gab es Elfmeter, den allerdings Viola-Profi Kean nach einigen Minuten der Verzögerung vergab. Der im Sommer von Juventus gekommene Stürmer scheiterte am gut reagierenden Maignan (22.).
Die Toskaner mussten sich mit diesem Fehlschuss allerdings nicht lange aufhalten, denn in der Folge marschierte Adli unter wenig Druck seiner Gegenspieler in den Sechzehner und überwand Maignan mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck (35.). Den Jubel ersparte sich der Franzose, ist er in dieser Saison doch von Milan an Florenz ausgeliehen.
De Gea mutiert zum Hexer
Dass es auch mit einem 1:0-Vorsprung in die Pause ging, lag dann wiederum am Torwart der Fiorentina. Denn de Gea, erst zu dieser Saison nach seiner Pause im Anschluss an viele ManUnited-Jahre zur Viola gestoßen, parierte kurz vor der Pause noch einen stramm getretenen Theo-Elfmeter glänzend (45.+1). Dieses Kunststück wiederholte der 33-jährige Routinier außerdem nach Wiederbeginn, als Kean foulte und Abraham ebenfalls gefällig geschossen hatte. Doch wieder ahnte de Gea die Ecke, sprang zackig und parierte stark (56.).

Vergab vom Punkt und sah Rot: Milan-Kapitän Theo. IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto
Gudmundsson entscheidet, de Gea assistiert
Weil zu dieser Zeit aber die Gäste aus der Lombardei am Drücker waren, deutete sich das 1:1 mehr und mehr an - fallen sollte es auch. In der 60. Minute durch Pulisic: Nach einer langen und äußerst präzisen Theo-Flanke tauchte der US-Amerikaner rechts vor dem Pfosten auf, nahm den Ball volley und hob ihn elegant ins lange linke Eck. Hier konnte de Gea nichts ausrichten. Und wäre Ranieri als in höchster Not rettender Abwehrmann nicht gewesen, Pulisic hätte nach überragender Vorarbeit von Rafael Leao ziemlich sicher auf 2:1 gestellt (68.).
So aber durfte plötzlich und halb aus dem Nichts die Fiorentina über das 2:1 jubeln, als die Milan-Abwehr einen langen Ball von de Gea komplett falsch einschätzte und Vorlagengeber Kean sowie Torschütze Gudmundsson einfach hinkommen ließ. Dieser zog humorlos ins rechte untere Eck ab und erreichte damit zugleich die Entscheidung an diesem Abend (73.). Nicht aber, ohne dass de Gea nochmals Mailand entnervte: Nach tückischem und verdecktem Abschluss von Joker Samu Chukwueze parierte der ehemalige Nationaltorwart ebenfalls top (86.) - und stieg damit endgültig zum gefeierten Matchwinner an diesem turbulenten Abend auf. Da machte es auch nichts mehr, dass Kean mit einem Hammer an den Querbalken das 3:1 verpasste (90.+4). Florenz arbeitete sich mit dem Dreier wieder etwas oben heran, die Rossoneri verpassten hingegen den vierten Ligasieg am Stück und den damit verbundenen Sprung auf Platz zwei vor Rivale Inter.