15 Kilometer Strecke und keine zehn Kilometer Luftlinie trennen die Wiesbadener Brita-Arena von der Mewa Arena des FSV Mainz 05. Die Wahrnehmung, das direkte Pokal-Duell der beiden vom Rhein eher symbolisch getrennten Landeshauptstädte Hessens und Rheinland-Pfalz' habe Highlight-Charakter, dürfte SVWW-Coach Nils Döring daher sicherlich nicht exklusiv gehabt haben.
Den frühen Saisonhöhepunkt ging der Trainer der Hausherren nach dem 1:0 Heimsieg gegen Hansa Rostock in der 3. Liga mit derselben Startelf an - die zunächst Probleme mit kombinierfreudigen Mainzern hatte. Auch ohne Rekordabgang Gruda, dessen Rolle gegenüber dem 3:1-Sieg im Test gegen Montpellier Neuzugang Sieb einnahm, begann Bo Henriksens FSV-Elf spielfreudig, griffig und aufgeweckt. Ebenjener Sieb war es auch, der gemeinsam mit dem zweiten Neuzugang in der Startelf, Sano, die erste Chance der Partie kreierte (7.).
Gözüsirin aus dem Nichts - Zentner rettet stark
Echte Hochkaräter fehlten dem Spiel des Bundesligisten allerdings, der sich nach einer Viertelstunde plötzlich aus dem Nichts einem Rückstand gegenübersah. Gözüsirin stand nach mehrfach unzureichender Abwehrarbeit der Gäste goldrichtig, schoss ein - und brach damit den Rhythmus der 05er merklich (14.). Diese wurden erst nach gut 30 Minuten wieder im Ansatz gefährlich, als Stritzel sich bei einem Amiri-Freistoß einen letztlich folgenlosen Wackler erlaubte (31.).
Der dfb-Pokal am freitag
Da der Favorit gleich mehrere dieser vereinzelten Unsicherheiten aufseiten der Gastgeber ungestraft ließ, war der Kapitän im hessischen Kasten im ersten Durchgang nicht mehr gefordert. Ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber, der Sekunden vor dem Pausenpfiff mit einer herausragenden Tat gegen Wiesbadens neuen Torjäger Flotho den zweiten Gegentreffer verhinderte (45.+2).
Bell nach Kohrs Ausgleich im Pech
Nach Wiederanpfiff kamen erneut die Gäste besser ins Spiel. Burkardt verzog nach einem weiten Ball von Kohr (48.), ehe der Innenverteidiger selbst den zu diesem Zeitpunkt durchaus verdienten Ausgleich beisteuerte. Infolge eines Greilinger-Fehlpasses fand Lee den aufgerückten Abräumer, der cool ins lange Eck traf und Stritzel keine Chance ließ (59.). Dieser bewährte sich dafür wenige Minuten später gegen Siebs wuchtigen Versuch und verhinderte den Mainzer Doppelschlag (63.).
In den folgenden 30 Minuten entwickelte sich die Partie aus Sicht der Gastgeber wortwörtlich immer mehr zu einer Angelegenheit zwischen Kampf und Krampf. Die Entlastung wurde seltener, der Druck der Mainzer aber nie zu groß für den Drittligisten. So ging es mit 1:1 in die Verlängerung, in der Mainz weiterhin präsenter blieb und in Person von Bell im Pech war. Nach einer Ecke traf das Urgestein nur den Pfosten (101.).
Burkardt und Amiri zur Entscheidung
Was dem FSV nach dem Standard noch an Fortune fehlte, hatte er dann jedoch in Minute 113. Der bis dahin fehlerfreie Carstens ließ erst einen weiten Ball gegen Onisiwo verspringen, eher das Spielgerät im Zweikampf mit dem Österreicher dann auch in den Lauf von Burkardt grätschte. Der Mainzer Kapitän nahm das Geschenk dankend an und schob zum 2:1 ein, dem Amiri in der Nachspielzeit der Verlängerung dann auch noch das 3:1 folgen ließ (120.+1).
Wiesbaden muss sich trotz großen Kampfs also geschlagen geben, kann aber erhobenen Hauptes aus dem leidenschaftlichen Auftritt gehen und das nächste Drittligaspiel am Sonntag (25. August, 19.30 Uhr) beim VfB Stuttgart II mit breiter Brust antreten. Mainz startet derweil mit einem Pflichtspielsieg in die Saison und will diesem am Samstag (24. August, 15.30) gegen Union Berlin einen erfolgreichen Bundesligaauftakt folgen lassen.