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Super-League-CEO Reichart: "Die Säulen des Verbandsmonopols brechen ein"

Nach EuGH-Spruch zu Diarra

Super-League-CEO Reichart: "Die Säulen des Verbandsmonopols brechen ein"

Sieht die Verbände durch die jüngsten EuGH-Sprüche unter Druck: Bernd Reichart, CEO der Super-League-Agentur A-22-Sports.

Sieht die Verbände durch die jüngsten EuGH-Sprüche unter Druck: Bernd Reichart, CEO der Super-League-Agentur A-22-Sports. picture alliance/dpa

Das erklärt Bernd Reichart im Gespräch mit dem kicker: "Momentan beschäftigen wir uns vor allem mit Technologiepartnerschaften und dem darauf basierenden Geschäftsmodell, weil wir der klaren Meinung sind, dass die Fans ein günstigeres und verbessertes Erlebnis vor den Bildschirmen verdienen." Der langjährige RTL-Manager übernahm im Herbst 2022 den Chefposten von A-22-Sports, der Beratungsagentur hinter der Super League, die im April 2021 noch krachend gescheitert war mit ihrem offenkundig schlecht vorbereiteten Putschversuch.

EuGH nimmt bei Diarra 35-mal Bezug zum Super-League-Fall

Seither allerdings hat sie juristisch betrachtet durchaus Erfolge gefeiert, zuletzt im Dezember 2023 vor dem EuGH - wobei das längst nicht heißen muss, dass diese Liga wirklich kommen kann respektive wird. Von dem jüngsten Spruch der Luxemburger Richter im Fall Lass Diarra jedenfalls sieht sich Reichart bestätigt: "Die jüngsten Urteile des EuGH haben gezeigt: Die Verbände kommen nicht mehr drumherum, ihre Tätigkeiten und Statuten mit EU-Recht vereinbar zu machen. Die Säulen, auf denen das Monopole der Verbände bislang ruhte, brechen ein." Satte 35-mal nehmen die Richter im Fall Diarra Bezug auf den Super-League-Spruch. Das zeigt die Tragweiter der damaligen Klage.

"Das Urteil im Dezember hat die Gesprächsbereitschaft der Klubs deutlich erhöht und die Furcht vor Repressalien reduziert", berichtet Reichart von fruchtbaren Gesprächen mit Vereinen europaweit, die sich dem noch von Real Madrid und dem FC Barcelona getragenen Projekt vielleicht irgendwann einmal anschließen könnten. Überprüfbar ist diese Darstellung freilich nicht. Reichart weiter: "Wir setzen von Beginn an auf Dialog. Die Stakeholder können nun ihren Teil beisteuern und Verantwortung übernehmen für ein neues, moderneres Zukunftssystem Fußball. Unserer Auffassung nach sollte es vor allem den Vereinen und den Spielern obliegen, über wichtige Governance-Themen zu bestimmen."

Die "Attacken" auf die Verbände nehmen gefühlt zu

Gefühlt nehmen die "Attacken" auf die Verbände aber zu. Die Spielergewerkschaft Fifpro und die European Leagues haben bei der EU Beschwerde gegen den vollen Terminkalender eingelegt, Profis wie Rodri beklagen Überlastung - wobei zur Wahrheit auch gehört, dass fürstliche Entlohnung eben auch nur durch die Vermarktung einer Vielzahl an Spielen gewährleistet ist - und auch der verbandsnahe, internationale Sportgerichtshof CAS erlebt spannende Tage.

"Wer das Hearing im Seraing-Fall vor einigen Tagen online verfolgt hat, konnte den Eindruck gewinnen, dass auch der CAS als höchste Instanz der Sportgerichtsbarkeit immer mehr unter Druck gerät", findet Reichart. In der Sache mit dem belgischen Zweitligisten RFC Seraing ging es ursprünglich um die Third-Party-Ownership-Regeln der FIFA, nun aber vor dem EuGH um die Frage, ob ein CAS-Schiedsspruch mit Blick auf die EU als rechtskräftig gelten kann - oder nicht.

"Jeder kann sich fragen: Sind die Ziele der UEFA erreicht?"

Nun ist es aber eben so, dass sich bis dato nichts konkret abzeichnet in Sachen Super League, während die UEFA ihre Klubwettbewerbe erst mit Beginn der laufenden Saison reformiert hat. Einem Format, dem Reichart wenig abgewinnen kann: "Jeder kann sich nun fragen: Sind die Ziele der UEFA erreicht? Also attraktivere Spiele und entscheidende Partien bereits in der Vorrunde? Den Eindruck habe ich nicht, in meinen Augen gibt es mehr Spiele ohne echte Konsequenz für den Ausgang des Turniers."

Tatsächlich stützen Erdrutsch-Siege wie das 9:2 des FC Bayern über Dinamo Zagreb oder das 7:1 von Borussia Dortmund gegen Celtic Glasgow zumindest die Deutung des 50-Jährigen, dessen Vorschlag eher im Stile des alten Modus - allerdings mit enger gefasstem Teilnehmerfeld in den Einzelwettbewerben - daherkommt: "Man sollte die Spiele so organisieren, dass es auf Augenhöhe um möglichst viel geht. Daher plädieren wir für ein klassisches Ligaformat mit Hin- und Rückspiel sowie anschließendem Play-off."

Benni Hofmann

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