Die Radsaison auf der Straße ist zu Ende und nicht wenige Fahrer dürften heilfroh darüber sein. Pogacar hat 2024 nach Belieben die Rennen dominiert. So war es auch am Samstag. Die Lombardei-Rundfahrt gewann er zum vierten Mal in Serie und egalisierte dabei die Rekordmarke von Italiens Rad-Ikone Fausto Coppi.
Dabei ist den anderen Teams noch nicht mal vorzuwerfen, dass sie nicht versuchen würden, den Slowenen zu brechen oder ihn und sein UAE-Team zumindest mal derart herauszufordern, dass es spannend werden könnte. Bereits kurz nach dem Start hatten 21 Profis bei dem 252 Kilometer langen Rennen angegriffen. Immerhin kamen zwischenzeitlich fünf Minuten Vorsprung heraus. Mit Ex-Sanremo-Sieger Matej Mohoric, dem Giro-Zweiten Daniel Felipe Martinez oder Klassikerspezialist Tiesj Benoot waren richtig starke Fahrer in der Gruppe. Doch Pogacars UAE-Team drückte im Rennverlauf immer mehr aufs Tempo und knapp 50 Kilometer vor dem Ziel war am Colma di Sormano die Lücke geschlossen.
Pogacar: "Wir hatten die Attacke genau so geplant"
Pogacar verlor keine Zeit und attackierte sofort - kein Zufall übrigens. "Wir hatten die Attacke genau so geplant, wie ich es getan habe", verriet der 26-Jährige nach dem Rennen. "Denn wir wussten, dass die letzten 40 Kilometer ein Kampf Mann gegen Mann sein würden, also wusste ich, dass ich einen Vorsprung auf dem Gipfel des Colma di Sormano bis ins Ziel halten könnte. Und so geschah es dann auch."
"Nach der Abfahrt habe ich auf dem folgenden Bergauf- und Bergab-Sektor hart gepusht, auch um das mentale Spiel mit den Verfolgern zu gewinnen", beschrieb er seine weitere Strategie. Am Ende hatte er mehr als drei Minuten Vorsprung auf Remco Evenepoel - immerhin zweifacher Olympiasieger und Weltmeister im Einzelzeitfahren. "Jeder hat gesehen, dass er derzeit der beste Fahrer der Welt ist", sagte der Belgier und fügte hinzu: "Wir wussten irgendwie, wann und wo Tadej attackiert..." Hilflos waren sie trotzdem allesamt.
"Der König der Welt malt einen Regenbogen über den Comer See"
"Die letzten zehn Kilometer habe ich das Rennen und das Publikum genossen", beschrieb Pogacar seine Triumphfahrt. "Der König der Welt malt einen Regenbogen über den Comer See", titelte die Gazetta dello Sport.
Damit geht ein Jahr der Superlative zu Ende. In der Statistik stehen 25 Siege in dieser Saison. Er hat mit der Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt zwei der fünf Radsport-Monumente in einer Saison gewonnen. Daneben wurde er Weltmeister und triumphierte bei der Tour de France sowie beim Giro d’Italia. Auf einen Start bei den Olympischen Spielen und die Vuelta hatte er verzichtet.
Doch was der Konkurrenz am meisten Sorge machen sollte für die kommende Saison, ist die Art und Weise, wie er seine Erfolge herausfuhr. Beim Giro waren es fast zehn Minuten Vorsprung. Bei der Tour dominierte er mit über sechs Minuten Abstand zu Jonas Vingegaard. Immer wieder attackierte er bei den Eintagesrennen viele Kilometer vor dem Ziel. Den Giro dell'Emilia gewann er nach 38 Kilometern Solofahrt, bei der WM waren es 51, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 37, bei Strade Bianche schier unglaubliche 82 Kilometer.
So dürften sich einige sportliche Leiter im Winter Gedanken machen, wie der Dominanz künftig zu begegnen ist. Derzeit scheint es so, als könnte sich Pogacar nur selbst schlagen. Ziele hat er noch genug. Vuelta, Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix hat er noch nicht gewonnen…