Tennis

Wie einst Becker und Zverev: Engel und die Superlative

17-Jähriger auf den Spuren ganz großer Spieler

Wie einst Becker und Zverev: Engel und die Superlative

Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem Tennis: Justin Engel.

Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem Tennis: Justin Engel. IMAGO/Hasenkopf

Kennern der Szene ist Justin Engel durchaus ein Begriff, Otto Normalverbraucher wohl eher nicht. Mit seinem Auftritt im kasachischen Almaty dürfte der gerade einmal seit zwei Wochen 17-Jährige seinen Bekanntheitswert gesteigert haben. Mit seinem 7:5, 6:4-Erstrundensieg über gegen Coleman Wong aus Hongkong feierte er bei seinem Profi-Debüt nicht nur seinen ersten Sieg, er ist damit auch nach Carlos Alcaraz 2020 der jüngste Spieler überhaupt, dem das gelang.

Wie hoch Engels Sieg zu bewerten ist, zeigt auch der Fakt, dass Boris Becker der einzige andere Deutsche ist, der in so jungen Jahren ATP-Matches gewonnen hatte - als Becker 1984 so alt war wie Engel jetzt, hatte dieser jedoch bereits elf Profi-Siege eingefahren. Alexander Zverev war vor zehn Jahren in Hamburg bei seinem ersten Sieg auf der Tour zwar erst 17 Jahre alt, allerdings auch ein paar Tage älter (17 Jahre, 2 Monate und 26 Tage).

Das beste Gefühl, dass ich mir vorstellen kann.

Justin Engel

"Es ist unglaublich. Mit 17 ein ATP-Match zu gewinnen, ist das beste Gefühl, dass ich mir vorstellen kann. Ich habe keine Worte", sagte Engel nach seinem Erfolg. Letzten Endes war es nur ein weiterer Schritt des talentierten Nürnbergers auf seinem Weg, der bislang steil nach oben ging. 2024 gewann Engel vier Nachwuchsturniere (Trier auf Hardcourt sowie die drei Sandplatzturniere Uslar, Villach und Cap d'Agde) der International Tennis Federation (ITF) und ist weltweit der mit Abstand beste Spieler unter 18 Jahren.

Ohne Fleiß kein Preis

Das kommt aber nicht von ungefähr, Engel investiert viel in seine Karriere. "Ich trainiere täglich 3,5 bis 4,5 Stunden Tennis. Dann mache ich noch eine Stunde Fitness und eine Dreiviertelstunde Beweglichkeit. Außerdem mache ich ab und an Mentaltraining", verriet der 17-Jährige unlängst in einem Interview mit dem Deutschen Tennis-Bund und freute sich da bereits, dass sich "die harte Arbeit gelohnt hat".

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Unterstützt wird Engel von seinem Vater, der Förderer, Trainer und Manager zugleich ist - und es seinem Sohn so ermöglicht, sich voll und ganz aufs Sportliche zu fokussieren. Etwas, was Engel nur allzu gerne macht. "Ich bin nicht der Typ, der abseits des Tennisplatzes viel machen will", sagte Engel und ergänzte: "Ich will mich einfach nur auf den Tennissport konzentrieren. Ich habe einen Plan und ein Ziel für mein Leben."

Eine solche Hingabe ist für einen so jungen Menschen durchaus ungewöhnlich, das weiß Engel selbst - von seinem Weg lässt er sich aber nicht abbringen. "Das klingt jetzt vielleicht etwas arrogant, aber ich weiß, dass ich mit 16 Jahren schon viel weiter bin als die meisten in meinem Alter", sagte der Teenager und meint selbstbewusst, dass er schon mehr Erfahrung habe als so viele 19 oder 20-Jährige.

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Djokovic und Nadal als Vorbilder

Hingabe ist aber auch etwas, was ihn beeindruckt. So bewundert er Novak Djokovic für dessen "strikten Ernährungsplan" und gibt auch zu, dass er gerne mal mit dem serbischen Superstar trainieren würde, "um zu schauen, wie das Tempo ist und wie es ist, gegen ihn Punkte zu spielen". Sportlich eifert er aber Rafal Nadal nach. "Wie er sich auf dem Platz präsentiert, wie er sich pusht, wie er kämpft. Damit kann ich mich identifizieren. Ich bin auch so ein Kämpfertyp auf dem Platz und tue alles dafür, um zu gewinnen."

Seine Stärken sieht Engel im mentalen Bereich, was sich auch im Match gegen Wong zeigte, als er neun von zehn Breakbällen abwehrte. Der Weltranglisten-458. ist zudem "sehr ehrgeizig und diszipliniert", wie er selbst betont. Diese Attribute wird er auch brauchen, wenn er sein Ziel, "Ende nächsten Jahres bestenfalls unter den Top 200 zu stehen" und  eines Tages eines der Gesichter des deutschen Herren-Tennis zu sein, erreichen möchte.

Auch deshalb beinhaltet sein Turnierplan, dass er sich fortan "ausschließlich auf die Profitour" konzentriert, wobei er nicht ausschließen möchte, 2025 "noch mal ein oder zwei Jugend-Grand-Slam-Turniere zu spielen".

drm

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