Zu den vielen Kritikpunkten, die Erik ten Hags Arbeitsplatz bei Manchester United derzeit so unsicher erscheinen lassen, gehört auch der, wonach der Niederländer zu selten erfolgreich Einfluss auf ein Spiel zu nehmen vermag. Was der Niederländer am Donnerstagabend in der 78. Minute des Europa-League-Gastspiels beim FC Porto tat, hatte das Potenzial, jene Kritik noch einmal zu potenzieren.
Beim Stand von 2:3 wechselte ten Hag für eine Schlussoffensive seine beiden Innenverteidiger Matthijs de Ligt und Lisandro Martinez aus. Doch obwohl Bruno Fernandes zu diesem Zeitpunkt noch nicht vom Platz geflogen war, kamen mit Jonny Evans und Harry Maguire einfach zwei neue Innenverteidiger.
Das Resultat indes, und das hatte er schon länger nicht mehr erlebt, gab ten Hag Recht: In der Nachspielzeit köpfte Maguire ManUnited nach einer Ecke zum 3:3-Endstand in Unterzahl, vielleicht rettete er seinem Trainer damit sogar den Job. In jedem Fall war beides - der Ausgleich an sich und ein Joker als Torschütze - Balsam für ten Hag.
Ten Hag spielt weiter auf Zeit: "Wartet einfach ab"
Die Bitte, die er nach dem zweiten Remis im zweiten Europa-League-Spiel an Fans und Medien richtete, war trotzdem die gleiche wie immer und lautete zusammengefasst: Nur Geduld! "Beurteilt uns nicht jetzt, ich beurteile uns am Ende der Saison. Wir sind in einem Prozess - wartet einfach ab. Wir müssen die Mannschaft entwickeln."
Nur ist diese Entwicklung weiterhin schwer zu erkennen. In Porto verspielte seine Mannschaft einen frühen 2:0-Vorsprung und kassierte das 2:3 direkt nach der Halbzeitpause, in der ten Hag die Defensivprobleme noch explizit angesprochen hatte. "Das ist so unnötig", klagte er. "Das hat auch etwas mit Bereitschaft zu tun."
Tor, Vorlage und zur Pause raus: Ten Hag rechtfertigt Rashford-Wechsel
Einer, den er namentlich kritisierte, war ausgerechnet Marcus Rashford, der mit einer starken Einzelaktion die Führung erzielt und das 2:0 vorbereitet hatte. Daran, dass auch beide Gegentore im ersten Durchgang über ManUniteds linke Seite fielen, habe "auch Marcus seinen Anteil", urteilte ten Hag, versicherte aber, ihn nicht deswegen schon zur Pause ausgewechselt zu haben: "Wir mussten rotieren. Am Sonntag haben wir ein weiteres schwieriges Spiel."
Es war noch so ein Wechsel und noch so eine Erklärung, mit dem ten Hag für Diskussionen sorgte. Aber das passiert ihm gerade mit fast allem, was er tut. Wirklich weiterhelfen würde ihm mal wieder ein überzeugender Sieg, wobei die nächste Aufgabe dafür nicht prädestiniert zu sein scheint: am Sonntag (15 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Bayern-Bezwinger Aston Villa.
