DFB-Pokal

Andrich spricht Klartext: "Nicht seriös"

Mittelfeldspieler geht mit der Mannschaft hart in Gericht

Andrich spricht Klartext: "Nicht seriös"

Wurde nach dem erschreckenden Auftritt in Jena deutlich: Robert Andrich.

Wurde nach dem erschreckenden Auftritt in Jena deutlich: Robert Andrich. IMAGO/DeFodi

Robert Andrich war nicht gewillt, irgendetwas schön zu reden. Und so verweigerte der deutsche Nationalspieler nach dem zähen 1:0-Sieg des Double-Gewinners beim Tabellenführer der Regionalliga Nordost aus Jena alle Vorlagen, um eine Ausrede für den erschreckend schwachen Auftritt zu finden.

Ob das Weiterkommen am Ende das Einzige sei, was zählt, wurde der Sechser gefragt? "Am Ende schon, ja", antwortete Andrich kurz, um dann knallharte Kritik am gesamten Team einschließlich seiner Person zu üben. "Keiner von uns ist heute ans Maximum gekommen, auch nicht in die Nähe. Da müssen wir ehrlich mit uns sein, dass das nicht genug ist." Rumms!

Die Mangelliste ist lang: "Unser schwächster Auftritt"

Auch Vorlage zwei wollte der 29-Jährige nicht nutzen: Ob der fehlende Flow in der neuen Saison darin begründet liege, dass viele Nationalspieler nach Turnier-Teilnahmen die Vorbereitung spät gestartet haben? Andrich zögerte kurz und sagte: "Das weiß ich jetzt nicht genau. Natürlich braucht jeder etwas mehr oder weniger Zeit, um seinen Rhythmus zu finden." Doch dann betonte er: "Aber ich glaube schon, das wir genug Zeit hatten, um reinzukommen. Aber es fehlt immer irgendwo noch etwas. Heute war unser schwächster Auftritt von den bisherigen Spielen." Rumms!

Dann ging der Führungsspieler, der selbst ungewohnt unkonzentriert wirkte, in die Tiefe und sprach den Knackpunkt an: "Wir haben nicht das gemacht, was uns immer stark gemacht hat. Wir haben viel zu viele einfache Fehler gemacht. Damit bringst du die Kulisse zum Kochen und hast selbst nicht diese Ruhe im Spiel." Andrichs ernüchternde Bilanz: "Wenn wir das gemacht haben, sah es okay aus, aber das haben wir von 90 Minuten vielleicht zehn gemacht. Das ist definitiv zu wenig." Rumms!

Das Wichtigste war heute, dass man es seriös angeht - und das haben wir nicht gemacht. Das müssen wir ansprechen.

Robert Andrich

Andrich war bedient und so grätschte er auch die nächste Vorlage weg: Bayer habe die wenigen Chancen schlecht ausgespielt. Andrichs Replik: "Im Grunde genommen, da müssen wir ehrlich sein, hatten wir ja gar nicht so viele Chancen. Das Tor und vielleicht zwei, drei Möglichkeiten", rechnete der Profi vor, "da hatte Jena auf jeden Fall mehr. Das darf uns nicht passieren. Das muss definitiv besser werden." Rumms!

Die Mängelliste ist lang

Und dementsprechend verweigerte er auch den ihm vorgelegten Ansatz zum Schwamm drüber, am Samstag kommt ein anderes Spiel, wenn RB Leipzig zum ersten Gipfel der Saison in Leverkusen antritt. "Natürlich das ist ein Bundesliga-Topspiel, das ist immer etwas anderes", räumte Andrich kurz ein, um nochmal tief in der Wunde zu bohren und für das finale Rumms zu sorgen: "Aber das Wichtigste war heute, dass man es seriös angeht - und das haben wir nicht gemacht. Deswegen können wir froh sein, dass wir gerade so die Runde überstanden haben. Das müssen wir ansprechen."

Um eins klarzumachen: Die Kritik Andrichs, der auch schon nach dem siegreichen Liga-Auftakt in Gladbach (3:2) gewarnt hatte, stellte keinen emotionalen Ausbruch dar, sondern war in keiner Form überzogen. Extrem viele Ballverluste, hohe Fehlpassquote und inkonsequentes, weil wie schon in Gladbach passives Defensivverhalten sowie schlampiges Offensivspiel - die Mängelliste in Jena war in der Tat lang.

Tritt Bayer am Samstag gegen Leipzig so scharf auf wie Andrichs Analyse ausfiel, wäre zumindest ein Schritt von vielen nötigen auf dem Weg zurück zur Meisterform getan. Alleine ausreichen würde dies aber nicht.

Stephan von Nocks