Ein paar Zutaten waren schon vorhanden, damit dieser warme Sommerabend an der Donau ein denkwürdiger Sommerabend hätte werden können. Da waren zum Beispiel ein paar hundert Ulmer Fans, die pflichtbewusst "Pfui" riefen, als Manuel Neuer und Torwartkollegen am Freitagabend den Platz des SSV betraten. Oder die Smartphones mit Aufklapp-Hülle, die elfminütige Videos vom Warmmachprogramm der Bayern drehten. Oder zum Beispiel eine Anzeigetafel, auf der die Spielminute eher erraten als erlesen werden konnte.
DFB-Pokal, 1. Runde
Es hatte immer noch ein paar Amateurfußball-"Vibes", wie man das heute so sagt, was der Zweitliga-Aufsteiger Ulm als Empfang für den deutschen Rekordmeister FC Bayern aufgefahren hatte.
Dieses Gefühl, dass ein Team, das in diesem Donaustadion vor 15 Monaten noch Regionalliga gespielt hatte, eventuell ein Stolperstein werden könnte für die großen Bayern, die in den vergangenen Jahren ja durchaus ein bisschen anfällig waren für Sensationen auf der falschen Seite.
Müller freut sich über "konstruktives Videomaterial"
"Man hat den Aufschwung grundsätzlich vom ganzen Verein schon gemerkt, also die Euphorie, die hier da ist nach den Aufstiegen", fand auch Thomas Müller, der dann derjenige war, der diese Euphorie schnell wieder erstickte.
"Aber das war nicht das Entscheidende heute", urteilte der Doppelpacker und baldige bayerische Rekordspieler. "Entscheidend war unsere Arbeit nach Ballverlust, gegen den Ball, diese Aggressivität, Laufbereitschaft, Reaktionsschnelligkeit. Das war heute der Schlüssel, weil Ballverluste hat man leider doch zu viele."
Ich habe den Eindruck, dass die Art und Weise, wie wir aktuell arbeiten, Früchte tragen kann.
Thomas Müller
Es wäre ja auch etwas seltsam, wenn nach knapp fünf Wochen unter Trainer Vincent Kompany schon alles glatt liefe. "Wir können gut zufrieden sein", meinte Müller deshalb, freute sich sogleich aber über "konstruktives Videomaterial", das die Bayern mit nach München nehmen, um einzelne Fehlerchen für den Ligastart in Wolfsburg am kommenden Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) abzustellen.
Kane schätzt die Philosophie des Trainers
Die Zuversicht ist grundsätzlich vorhanden im Lager des Rekord-Pokalsiegers, auch Harry Kane mag den neuen Trainer und dessen Philosophie und Idee "sehr", wie der Torschütze angab, doch nach etlichen Anläufen mit etlichen Trainern in den vergangenen Jahren bleibt Routinier Müller lieber gelassen. "Es bringt jetzt nichts, wenn wir heute alles loben, bloß weil wir jetzt die erste Runde im Pokal mal wieder souverän gemeistert haben."
Entscheidend wird sein, dieses Ergebnis und viele weitere Ergebnisse zu bestätigen und aus dem Trott der letzten Jahre rauszukommen. "Und trotzdem", so Müller, "habe ich den Eindruck, dass die Art und Weise, wie wir aktuell arbeiten, Früchte tragen kann."
"Und den Rest…", merkte er noch an und schaute sich grinsend unter den versammelten Journalisten um, "… da seid ihr auch schon lange genug im Geschäft, dass ihr das auch vielleicht beurteilen könnt." Soll heißen: Ruhig bleiben und abwarten. Die erste Hürde ist gemeistert, viele weitere folgen.