Einen robusten, überdurchschnittlich guten Rechtsverteidiger suchte man in Frankfurt viele Jahre selbst mit der Lupe vergeblich. Ein Grund: Meist agierte die Eintracht mit einer Dreier-/Fünferkette und zwei Schienenspielern außen. In seiner besten Zeit marschierte Danny da Costa die Linie rauf und runter; beim Gewinn der Europa League war der offensiv veranlagte Ansgar Knauff ein wichtiger Faktor.
Das Herz am rechten Fleck
Für die Viererkette fehlte jedoch ein fähiger Mann. Ob Urgestein Timothy Chandler, Aurelio Buta, Erik Durm (Karriereende) oder Bruder Leichtfuß Almamy Toure (jetzt Kaiserslautern) - keiner der genannten war oder ist ein verlässlicher Rechtsverteidiger auf gehobenem Bundesliganiveau. Das gilt auch für Tuta, den Trainer Dino Toppmöller in der vergangenen Saison zeitweise vom Innen- zum Rechtsverteidiger umfunktionierte.
Insofern könnte sich die Leihe von Rasmus Kristensen (Leeds United) als einer der wichtigsten Transfers dieses Sommers herausstellen. Der 27-Jährige ist sehr robust, zweikampfstark - und ein Anführer. "Rasmus bringt in jedem Training und auch in den Spielen eine tolle Energie ein. Das ist genau das, was wir uns von ihm erhofft haben", lobte Toppmöller nach dem Pokalspiel.
Knackige Zweikampfführung
Der Trainer ist überzeugt, dass der dänische Nationalspieler auch bei den Fans gut ankommen wird: "Er hat das Potenzial, ein Publikumsliebling zu werden. Weil er sein Herz am rechten Fleck hat, die richtige Einstellung mitbringt, die Linie rauf und runter marschiert und eine knackige Zweikampfführung hat. Wir sind sehr zufrieden mit ihm, er kann gerne so weitermachen."
Kristensen selbst beschreibt sein Spiel mit den Begriffen "Kampf, Power, Aggressivität". Während des Trainingslagers in den USA sagte er: "Ich bin Däne und gebe immer alles. Das ist es, was ich immer zu 100 Prozent garantieren kann. Ich möchte mit meiner Persönlichkeit, Erfahrung und Spielweise helfen, wo ich kann. Ich marschiere gerne - hoch und runter."
Zu wenige Lösungen im Zentrum - Türöffner Ekitiké
In Braunschweig schaltete sich Kristensen häufig ins Angriffsspiel ein und hatte am Ende mit Abstand die meisten Ballkontakte: 110. "Wir haben ihn schon in der Halbzeit gelobt, weil er einfach auch mal Bälle scharf macht und in die Box reinbringt", sagt Toppmöller. Bei allem Lob muss man allerdings feststellen, dass das Spiel der Eintracht vor allem in der ersten Hälfte zu rechtslastig war. Über Niels Nkounkous Seite lief deutlich weniger, der Linksverteidiger kam in 77 Minuten Spielzeit auf 56 Ballkontakte.
Was beim Blick auf die Statistik ebenfalls auffällt: Die Sechser Ellyes Skhiri (58 Ballkontakte) und Hugo Larsson (52 Ballkontakte) kamen zusammen auf lediglich 110 Ballkontakte - und damit exakt auf Kristensens Wert. Die mangelnde Torgefährlichkeit im ersten Durchgang war auch darauf zurückzuführen, dass die Mannschaft über das Zentrum keine Lösungen fand. Das Spiel geriet insgesamt zu statisch, dynamische Situationen entstanden fast nur über Kristensens rechte Seite.
Allerdings ist es auch schwierig, einen derart defensiv eingestellten Gegner wie Braunschweig zu knacken, wenn man noch nicht richtig eingespielt ist. Umso wichtiger ist es, über einen Ausnahmekönner wie Hugo Ekitiké zu verfügen. Der technisch begnadete Instinktfußballer öffnete mit seiner feinen Außenrist-Vorlage zum 1:0 die Tür zum Sieg und legte danach selbst noch einen Doppelpack nach. À la bonne heure!