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Nach Jahren der positiven Schlagzeilen gibt die DJK Gebenbach in der Bayernliga Nord derzeit Rätsel auf. Zwar war schon die Vorsaison des Vize-Meisters von 2023 wechselhaft, immerhin stabilisierte man sich jedoch in Rückrunde und fuhr letztendlich souverän den Klassenerhalt ein. Jene Souveränität ist in der aktuellen Spielzeit aber kaum mehr vorhanden: Viel eher blieb die Truppe die ersten zwölf Spiele sieglos - eine zu lange Serie für einen Teil des bisherigen Trainertandems, denn Kai Hempel nahm nach dem ernüchternden 1:5 gegen Fortuna Regensburg freiwillig seinen Hut. "Ich wusste natürlich von seinen Rücktrittsplänen und wollte ihn zum Weitermachen überreden, er hat mir dagegen explizit geraten allein weiterzumachen", berichtet Trainerkollege Markus Kipry von den letzten Gesprächen als gemeinsame Verantwortliche.
Bequemlichkeit durch andere Ansprache vertreiben
Und so kam es: Hempel reichte seinen Rücktritt ein, Kipry wurde dagegen von der Vereinsführung im Amt bestätigt. Ein ungewöhnlicher Schritt, schließlich wurde so die Möglichkeit eines kompletten Neuanfangs verpasst. Oder? "Ich war immer etwas im Hintergrund und bin etwas weiter weg von der Mannschaft als Kai, der vom Spieler zum Trainer geworden ist", erklärt Kipry, dass nun durchaus eine andere Ansprache an die Truppe gerichtet wird. "Ich habe der Mannschaft klar gesagt, dass wir die Art und Weise unserer Auftritte ändern müssen, sonst werden wir keine Punkte holen."
Das Kernproblem bei den Oberpfälzern hat Kipry schnell ausgemacht: Zwar habe man einige Leistungsträger verloren und gleichzeitig junge Spieler aus unteren Ligen geholt, die sich erst an die Bayernliga gewöhnen müssen. Dennoch wäre gerade der verbliebene Kern aus gestandenen Akteuren stark genug für mehr als nackten Überlebenskampf in der Bayernliga - zeigte sich im ersten Saisondrittel jedoch "etwas zu bequem." Der Rücktritt des langjährigen Coaches Hempel erzeugte daher einen weiteren Effekt: "Nun sind alle aufgeweckt und wissen: Es kann sich jetzt keiner mehr verstecken, sondern jeder muss bestmöglich vorangehen."
Noch ohne Gegentor nach dem Rücktritt
Und die Mannschaft zeigte die gewünschte Reaktion: Nach einer "sehr guten Trainingswoche mit viel Zug und Laufbereitschaft" blieb man im Kellerduell gegen Münchberg erstmals in der Saison ohne Gegentor und traf vorne gleich drei Mal. Der erste Saisonsieg war da - passenderweise am Tag der deutschen Einheit. Als jene Einheit präsentierte sich die DJK zwei Tage später auch im Derby gegen Ammerthal: "Wir waren über die gesamten 90 Minuten die bessere Mannschaft. Leider hat uns die letzte Effektivität gefehlt. Nur in zehn Minuten kurz nach der Halbzeit haben wir die Ordnung verloren, haben das Spiel aber wieder in den Griff bekommen und waren hinten raus wieder klar die bessere Mannschaft", fasst Kipry die torlosen 90 Minuten zusammen.
So verpasste das Team zwar den zweiten Heimspieldreier binnen 48 Stunden, dennoch lässt sich dem Auftritt hinsichtlich der Leidenschaft und der erneuten defensiven Null Positives abgewinnen. "Es hilft allerdings nichts, wenn wir nur eine kurzfristige Reaktion zeigen", warnt Kipry vor dem schnellen Rückfall in die noch gar nicht so alten Zeiten. Auch rein sportlich wäre ein solcher Rückschritt wohl fatal: Denn obwohl offiziell nur noch drei Hinrundenspiele anstehen, umfasst der Kalender bis Jahresfrist noch neun Ligapartien, sodass zum Jahreswechsel wie gewohnt bereits zwei Drittel der Saison absolviert sind. "Für uns geht es nun erstmal darum, dass wir nicht Letzter werden", erklärt Kipry bei nur drei Zählern Vorsprung auf den TSV Karlburg Minimum Platz 17 zur Priorität.
Kein Verstecken vor den Großen
Helfen würde da eine Fortführung der zarten Serie mit zwei Zu-Null-Spielen zuletzt: "Wenn sich die kommenden Wochen positiv entwickeln und das Selbstvertrauen wächst, gelingen einem Dinge, die vor einem Monat noch nicht gelungen sind. Fußball ist schließlich immer eine große Kopfgeschichte", weiß Kipry um die Mechanismen des Mannschaftssports. Einfach wird dieses Bestreben sicherlich nicht, denn mit Neumarkt und insbesondere Eltersdorf warten Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel. Verstecken müsse man sich aufgrund der eigenen Qualität dennoch nicht - jene Zeiten sollen nach Kai Hempels Rücktritt schließlich ohnehin vorbei sein.