MEHR ZUR HESSENLIGA
Wirft man einen Blick auf die erfolgreichsten Zweitvertretungen der hessischen Vereine, befindet sich der TSV Steinbach Haiger in illustrer Gesellschaft. Nur Eintracht Frankfurt - die U 21 des Bundesligisten kämpft in der Regionalliga Südwest um Punkte - hat eine noch höher spielende 2. Mannschaft. Darmstadt 98 II ist wie der TSV mit seiner Reserve seit dieser Saison Teil der Hessenliga.
So richtig angekommen ist die Elf von Benjamin Bender dort aber erst seit kurzem: Nach neun Niederlagen aus den ersten zehn Partien, darunter deftige Pleiten gegen Rot-Weiß Walldorf (0:5) und den FSV Fernwald (1:7), ist sie seit drei Spielen ungeschlagen. Dem überraschenden 3:2 beim Hanauer SC folgte jeweils ein Remis gegen den KSV Baunatal (2:2) sowie Adler Weidenhausen (3:3).
"Mussten uns zusammenreißen"
"Ergebnistechnisch war der Sieg gegen Hanau vielleicht der Knackpunkt. Aber die Saison ist noch so lang. Wenn wir die nächsten zehn Spiele verlieren, bringt uns das gar nichts", sagt Steinbachs Trainer, der vor der Saison von Kreisoberligist TSV Bicken zum Verein gestoßen ist. Seiner Mannschaft attestierte er gegen Weidenhausen "in der ersten Halbzeit ein sehr dominantes Spiel", bemängelte aber, dass sie anschließend 20 Minuten lang einiges versäumt habe. Binnen kurzer Zeit gab der Aufsteiger das Heft aus der Hand und lag nach der 2:0-Pausenführung plötzlich hinten, ehe Daniel Steininger kurz vor Ende zumindest noch den Ausgleich markieren konnte (89.). Benders Fazit nach dem "verdienten" Ausgleich: "Bei einfachen Dingen haben wir die Schärfe und den letzten Fokus vermissen lassen."
Nichtsdestotrotz scheint der amtierende Meister der Verbandsliga Mitte nach dem Fehlstart allmählich die Kurve bekommen zu haben: "Uns ist allen klar geworden, dass wir uns zusammenreißen und punkten müssen, um die Liga zu halten", erklärt Aaron Künkel. Der Allrounder, zuletzt meist in der Innenverteidigung eingesetzt, zählte schon in der Saison 2022/23 zum Kader - seinerzeit spielte die TSV-Reserve ebenfalls in der Hessenliga, musste nach einem Jahr allerdings wieder den Gang in die Verbandsliga antreten. Künkel wechselte anschließend zum FV Breidenbach, in diesem Sommer kehrte er dann wieder zurück an den Haarwasen. "Die Mannschaft war damals erfahrener mit Spielern wie Hüsni Tahiri oder Pierre Bellinghausen", erinnert sich der 22-Jährige, "jetzt haben wir einen sehr jungen Kader".
Entwicklung des Gesamtvereins im Vordergrund
Auch Bender weist auf die Unerfahrenheit seines Teams hin, sieht aber auch das Potenzial: "Wenn wir 100 Prozent Leistung auf den Platz bringen, können wir gegen jeden Gegner konkurrenzfähig sein." Im Kampf um den Klassenerhalt setzt der Verein auf den Austausch zwischen 1. und 2. Mannschaft, den der 35-Jährige als "sehr gut" empfindet. Akteure wie Leon Wirtz, der in dieser Saison auf fünf Regionalliga- und sechs Hessenliga-Einsätze kommt oder Levin D’Aloia (2/10) gelten als Beispiele für den Steinbacher Weg. "Natürlich wollen wir die Klasse halten. Die Entwicklung des Gesamtvereins steht aber im Vordergrund", betont Bender, der zugleich auf die positiven Auswirkungen für den Klub im Falle des Ligaverbleibs hinweist.
Mit einer Mischung aus Respekt und Optimismus reist seine Elf nun zum nächsten Auswärtsspiel: Sonntag (15 Uhr) tritt der Tabellenletzte bei Namensvetter Steinbach im Burghauner Ortsteil an. "Wir fahren dorthin, um drei Punkte zu holen und uns weiter freizuschwimmen", sagt der TSV-Coach. Bender weiß allerdings um die Stärke des Gegners, der nach fünf Siegen und einem Remis zuletzt dem SV Unter-Flockenbach unterlag (1:3). "Ich sehe Steinbach als sehr gefestigte Mannschaft, die über ihre Geschlossenheit kommt." Mit Alexander Reith habe diese zudem einen "außergewöhnlichen Spieler, gerade bei Standards".