Regionalliga Bayern
Wenngleich der Tabellenletzte der bayerischen Regionalliga weiter vergeblich auf den ersten Saisonsieg wartet, sendete er am Samstag ein Zeichen: Türkgücü lebt! Daniel Gerstmayers später Ausgleichstreffer zum 2:2-Endstand am Samstag im Heimspiel gegen die SpVgg Ansbach (88.) bedeutete nicht nur den ersten Punktgewinn nach zuvor sieben Ligapleiten in Serie. Er schien auch die Hoffnung zurückzubringen und den Kampfgeist zu wecken.
So reagierten die Verantwortlichen anschließend geschlossen entrüstet, als sie auf ein mögliches Abstiegsszenario angesprochen wurden. "Keine Gedanken" verschwende man derzeit daran, versicherte etwa Sportdirektor Enver Maltas. Die Maßgabe ist dabei eindeutig: Bis zum Winter sollen noch so viele Punkte wie möglich gesammelt werden, im neuen Jahr soll dann der Rückstand auf die Relegationsplätze, der aktuell bereits stolze neun Zähler beträgt, sukzessive verringert werden.
Zwei Neue - weitere Verstärkungen sollen kommen
Zwar werde man keineswegs "in Aktionismus verfallen", wie Maltas beteuert, "punktuell" jedoch soll die Mannschaft dennoch verstärkt werden. Auch zuletzt wurde schon, außerhalb des Transferfensters, noch einmal am Kader geschraubt. Mit Noah Jones (22, Angriff) und Faton Dzemailji (25, linker AV) wurden zwei vereinslose Spieler unter Vertrag genommen, die beide bis zum Sommer bei Südwest-Regionalligist Hessen Kassel aktiv waren und beide am Samstag in der Startelf standen. Nach mehrmonatiger Spielpause benötigen auch sie noch Zeit, wie am Samstag zu begutachten war. Ebenso war allerdings zu erkennen, dass sie potenziell imstande sind, den unerfahrenen Kader zu verstärken.
Auch Trainer Alper Kayabunar zeigt sich "überzeugt von dem, was wir hier machen". Dies habe er "auch der Mannschaft so gesagt: Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, wäre ich der falsche Mann". Und diese Überzeugung kann niemand so verkörpern wie das 38-jährige Urgestein. Während der Verein in den letzten Jahren eine Achterbahnfahrt sondergleichen unternahm, blieb stets eine Konstante: Kayabunar. In verschiedensten Funktionen, anfangs noch als Spieler, ist der gebürtige Münchner bereits seit 2011 bei Türkgücü. So erübrigt sich immerhin eine Trainerdiskussion, was angesichts der turbulenten Vergangenheit und des aufgeregten Umfelds durchaus bemerkenswert ist. Seine hohe Identifikation mit Türkgücü sowie die bereits seit Jahren nachweisbare Fachkompetenz machen Kayabunar schlicht zur Idealbesetzung für diesen komplizierten Job.
Fokus Klassenerhalt
"Wir wussten, was auf uns zukommt" bekennt Sportdirektor Maltas, "und dass es keine einfache Saison wird". Dennoch, betont er mit Nachdruck, liege "unser Fokus ganz klar auf dem Klassenerhalt", einen Abstieg gelte es "unter allen Umständen zu vermeiden". Denn: "Die Regionalliga ist essenziell für den Verein." Selbstverständlich würde man auch bei einem Abstieg "nicht den Laden zusperren, momentan konzentrieren wir uns aber auf den Ligaverbleib".
Die Hoffnung speist sich dabei - trotz der fehlenden Erfolgserlebnisse - aus der Tendenz der letzten Wochen. Selbst die 0:3-Heimpleite am Mittwoch zuvor im Totopokal-Viertelfinale gegen Drittligist FC Ingolstadt bestätigte diesen Aufwärtstrend. Auch deshalb, ärgerte sich Kayabunar am Samstag, sei "der Punkt heute einfach zu wenig". Immerhin helfe es, "mal wieder nicht als Verlierer vom Platz zu gehen", Hoffnung gebe ihm zudem, "dass die Mannschaft lebt und nie aufgibt".
Nachdem seine Elf "zuletzt immer nah dran" gewesen sei, baut der Türkgücü-Coach darauf, "dass wir, wenn der Bock mal umgestoßen ist, vielleicht eine kleine Serie starten können". Zunächst gehe es aber "erst mal darum, die Lücke zu schließen".
Dauerhafte Heimat Dantestadion?
Präsident Taskin Akkay muss derweil schon weiter denken. So erklärt er, auch im Falle eines Abstiegs gerne "im Dantestadion bleiben zu wollen, um hier endlich eine dauerhafte Heimat zu finden". Eine Zäsur würde der Gang in die Bayernliga dennoch bedeuten. "Dann müssten wir uns erst mal zusammensetzen", erläutert Akkay, "und uns austauschen, wie wir die Aufgaben in Zukunft verteilen wollen und wie es um die Bereitschaft von jedem Einzelnen steht, sich an einem Neustart in der Bayernliga zu beteiligen".
Perspektivisch jedenfalls, unterstreicht der Präsident, sieht er Türkgücü als Regionalligist. Denn allgemein, vom Sportlichen abgesehen, sieht Akkay "den Verein auf einem guten Weg: Wir haben uns konsolidiert und mit dem Dantestadion jetzt so etwas wie eine Heimat". Und einen Satz möchte der Präsident ebenso loswerden wie er auch vom Trainer und vom Sportdirektor zu hören war: "So lange es rechnerisch möglich ist, werden wir alles versuchen, die Liga zu halten". Türkgücü lebt. Auch wenn bei den Siegen weiterhin eine Null steht.