Torjägerkanone

Vorjahres-Gewinner Schulz wieder auf 100-Tore-Kurs

Die Torjägerkanone® für alle

Trotz chronischer Rückenkrankheit: Vorjahres-Gewinner Schulz wieder auf 100-Tore-Kurs

Vorjahres-Gewinner erneut auf Kanonen-Jagd: Felix Schulz hat das Toreschießen auch eine Ligastufe höher nicht verlernt.

Vorjahres-Gewinner erneut auf Kanonen-Jagd: Felix Schulz hat das Toreschießen auch eine Ligastufe höher nicht verlernt. Freenet-Shop Altmarkt Dresden

Felix Schulz ist der Inbegriff eines Ausnahmestürmers. Mit beeindruckenden 102 Toren sicherte sich der Torjäger des TSV Rotation Dresden in der Vorsaison souverän die "Torjägerkanone® für alle" in den 10. Ligen und hat sich längst als einer der gefährlichsten Stürmer des unterklassigen Amateurfußballs etabliert. Nach dem Aufstieg im Sommer gehört der 28-Jährige in der aktuellen Spielzeit zur Spitzengruppe der bundesweiten Neuntliga-Torschützenliste und zeigt eindrucksvoll, dass er auch eine Ligastufe höher weiterhin kaum zu stoppen ist. 28-mal traf er in sechs Spielen und liegt nur knapp hinter Samed Yesil von Anadolu-Türkspor 77/88, der mit drei Einsätzen mehr auf 35 Treffer kommt.

Vor dem Spiel ist alles kacke, aber wenn ich Wärmesalbe draufschmiere und die Fußballschuhe anziehe, lösen sich die Schmerzen in Luft auf.

Felix Schulz über seine chronische Rückenkrankheit

TORJÄGERKANONE® FÜR ALLE

Doch hinter den glänzenden Statistiken verbirgt sich ein stiller Kampf: Schulz leidet an der Scheuermann-Krankheit, eine chronische Rückenerkrankung, bei der eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule auftritt, die zu schmerzhafter Fehlhaltung führt. Trotz dieser Belastung ist der Fußball für ihn nicht nur Sport, sondern ein wahres Heilmittel. "Vor dem Spiel ist alles kacke, aber wenn ich Wärmesalbe draufschmiere und die Fußballschuhe anziehe, lösen sich die Schmerzen in Luft auf. Mein Adrenalin ist mein Leben", gewährt Schulz, der beruflich Schadensaufnahmen für Versicherungen macht, einen Blick hinter die glänzende Fassade.

Der Karriere-Killer

Dennoch hat die Krankheit bereits in jungen Jahren Spuren hinterlassen. Bereits mit 21 erlitt Schulz einen Bandscheibenvorfall, der das Ende seiner Karriere als Leistungssportler bedeutete. Der 1,95 Meter große und 95 Kilo schwere Sturm-Koloss war nämlich nicht immer in den Untiefen des Amateurfußballs zuhause. Mit dem angeborenen Torriecher und der Ausbildung bei Dynamo Dresden brachte Schulz eigentlich alles für eine vielversprechende Karriere mit. Später spielte er in der Regionalliga Nordost beim FC Oberlausitz Neugersdorf. Das alles nahm ein abruptes Ende. "Nach dem Bandscheibenvorfall saß ich mehrere Monate im Rollstuhl, kam lange nicht mehr normal die Treppe hoch. Das war ein schwerer Rückschlag. Ich hatte nie einen Plan B. Die Verletzung hat mich zurück auf den Boden geholt", blickt Schulz zurück.

Dass er heute wieder Fußball spielen kann, ist für ihn nicht selbstverständlich. Umso beeindruckender ist es, dass Schulz am kommenden Montag im Rahmen des 4. Spieltages der Nations League zwischen der DFB-Elf und den Niederlanden mit der "Torjägerkanone® für alle" ausgezeichnet wird. "Ich bin sehr stolz auf die vergangene Saison. Die Torjägerkanone ist eine coole Auszeichnung, gerade weil sie bundesweit gilt", freut sich der Angreifer, gibt einen großen Teil der Lorbeeren aber an seine Teamkollegen weiter, ohne die dieser Erfolg "nie möglich gewesen wäre".

Eine große Familie

Dass es sich dabei nicht nur um leere bescheidene Worte handelt, zeigt die Statistik. Im Sommer 2022 wechselte er mit vielen seiner Freunde von seinem Heimatklub SV Aufbau Großkmehlen in Brandenburg geschlossen nach Dresden. In der ersten Spielzeit lief für seine Verhältnisse noch nicht alles rund und er kam "nur" auf 44 Tore - und das in der 11. Liga. Dennoch reichte es für den Aufstieg. In der Folge wurde an einigen Stellschrauben gedreht und prompt hat sich seine Torausbeute mehr als verdoppelt. Auch dank seiner Mitspieler. "Ich würde mir wünschen, dass sie manchmal egoistischer sind, aber mittlerweile ist vieles in der Offensive auf mich abgestimmt. Wenn wir einmal in Tritt kommen, sind wir kaum noch aufzuhalten", erklärt Schulz, der sich selbst als leidenschaftlichen Instinktfußballer beschreibt.

"Meine Mannschaft ist wie meine Familie", stellt Schulz klar und hat damit gar nicht so Unrecht. Denn neben seinem Freundeskreis gehören auch sein Vater Mario Wolf und sein Bruder Max Schulz zum Kader. Papa Mario ist offiziell als Trainer gemeldet, kümmert sich aber hauptsächlich um organisatorische Dinge, während Felix Schulz die sportliche Verantwortung trägt. Max, der an der gleichen Krankheit wie Felix leidet, ist hingegen einer, der ebenfalls im Sturm zuhause ist und somit bald in die Fußstampfen seines Bruders treten könnte.

Wie lange Felix Schulz noch kicken kann, weiß er nicht. "Ich habe immer nur von Fußball und Toren geträumt", witzelt Schulz. Möglicherweise könnten sich die Prioritäten bald schon etwas verschieben. Erst kürzlich hat sich der Angreifer verlobt und ist mit seiner Lebensgefährtin zusammengezogen. Neben dem Fußball war zuletzt also immer häufiger auch Familienplanung ein Thema in Schulz' Träumen.

Wenn wir als Mannschaft erfolgreich sind, kommen die Tore von ganz alleine.

Felix Schulz

Im Moment will sich Schulz auf das Hier und Jetzt fokussieren, und da muss er schließlich sein bisheriges Tempo beibehalten, um seiner Mannschaft in der Dresdner Stadtliga A zum dritten Aufstieg in Folge zu verhelfen und persönlich die bundesweite Torjägerkrone erneut zu gewinnen. Für seine erste Kanone hat der Angreifer übrigens schon einen passenden Platz gefunden: Das Teamrestaurant seiner Mannschaft, wo auch alle anderen Pokale stehen. Eine bestimmte Toremarke hat er sich in dieser Saison aber nicht gesetzt. "Es wäre dumm, mir jetzt selbst unnötig Druck zu machen. Wenn wir als Mannschaft erfolgreich sind, kommen die Tore von ganz alleine."

Pokal-Hit gegen Lok Leipzig

Nach 28 Toren in sechs Spielen muss die Dresdner Tormaschine nun jedoch einmal aussetzen. Neben einer Gelb-Roten Karte wird Schulz an anderer Stelle dringender gebraucht. Am kommenden Samstag reist er mit der 1. Mannschaft ins Bruno-Plache-Stadion, wo man in der 3. Runde des Landespokals auf den Regionalliga-Spitzenreiter Lok Leipzig trifft. "Das wird ein besonderes Spiel. Wir werden sehen, was passiert." Ob der 100-Tore-Mann mit seiner Regionalliga-Erfahrung das Zeug zum Leipziger Stolperstein hat, wird sich zeigen.

Lukas Karakas

Die Führenden im Rennen um die "Torjägerkanone® für alle"