In ihrem Podcast "Flatterball" besprechen die beiden früheren Bundesligaspieler Martin Harnik und Max Kruse regelmäßig aktuelle Ereignisse aus der Welt des Fußballs. Immer wieder plaudern die beiden auch aus dem Nähkästchen. Nicht immer, ohne dabei für Kontroversen zu sorgen: So wurden beispielsweise Kruses Aussagen über seinen ehemaligen Trainer Niko Kovac im Frühjahr von vielen kritisiert. In der aktuellen Folge fehlte Kruse aber - und wurde von einem ersetzt, der ebenfalls für seine offene Art bekannt ist: Niclas Füllkrug.
Während der 31-Jährige bei seinem neuen Verein West Ham United keinen leichten Start erlebte und mit Problemen an der Ferse zu kämpfen hat, zeigte er sich im Podcast mit seinem ehemaligen Hannoveraner Sturmpartner bestens gelaunt.
Die persönliche Bedeutung von DFB-Einsätzen, die die Blessur aktuell nicht ermöglicht, hob der Spätberufene dabei hervor: "Die Nationalmannschaft ist für mich das Größte. Ein Länderspiel fühlt sich für mich wie ein Titelgewinn an. Ich weiß nicht, warum das bei mir so krass ist. Ich bin jedes Mal so unfassbar stolz, dieses Trikot mit der Nummer 9 tragen zu dürfen."
Füllkrug über "positive Gefühle", die "süchtig" machen
Über einige Facetten im Leben als Fußballer geriet der Neu-Londoner ins Schwärmen, besonders über seine Rolle als Torjäger: "Es ist das eine, von den Fans gefeiert zu werden. Das andere ist, dass du ein Tor schießt und nach dem Spiel die ganze Mannschaft kommt und dich in den Arm nimmt. Du spürst Liebe, Dankbarkeit und dieses Gefühl, das Spiel für die Mannschaft gezogen zu haben", gab der Bundesliga-Torschützenkönig der Saison 2022/23 Einblicke in sein Inneres: "Dieses Gefühl habe ich so krass in der Nationalmannschaft, aber ich hatte es auch geisteskrank bei Werder." Diese "positiven Gefühle" nach einem Spieltag würden "süchtig" machen, da stimmte auch Gesprächspartner Harnik zu.
Die Bremer Aufstiegssaison 2021/22, neben dem Aufstieg mit Hannover fünf Jahre zuvor, bezeichnet er als das schönste Jahr seiner Karriere: "Mit der Mannschaft, mit der wir aufgestiegen sind und die erste Liga dann absolviert haben - da war es, als hätte ich meine neun Krieger hinter mir, die für mich durch jeden Krieg gehen und das schon regeln würden."
Er hob dabei besonders Sturmpartner Marvin Ducksch hervor: "Und es sind deshalb nur neun, weil es neben mir noch Duckschi gab, von dessen intelligenter, zuarbeitender Spielweise ich wahnsinnig profitieren konnte. Deswegen habe ich es so geliebt, mit dieser Mannschaft zu spielen."
Ich mag jeden einzelnen Menschen dort.
Niclas Füllkrug über das DFB-Team
Womöglich würde Füllkrug jenen Momenten nicht so viel beimessen, hätte er nicht auch schwierige Zeiten im Profifußball erlebt. Einige schwere Verletzungen warfen den Ex-Dortmunder immer wieder zurück, zweimal stieg er zudem aus der Bundesliga ab.
Auch das bittere EM-Aus in diesem Sommer beschäftigt den 31-Jährigen noch: "Du spürst von einem auf den anderen Moment, dass es einfach vorbei ist." Die knapp sechs Wochen mit dem DFB-Team im Sommer seien dennoch "mit die beste Zeit" in seiner Laufbahn gewesen.
"Aufgrund meiner Karriere bin ich nicht der große Titeljäger, bei mir ist immer 'Der Weg ist das Ziel' ein großer Aspekt." Die Zeit im Basecamp in Herzogenaurach habe er genossen: "Ich mag jeden einzelnen Menschen dort, vom Staff, die Spieler, die Köche, das Media-Team - ich mag wirklich jeden einzelnen Menschen dort."

Teamkollegen bei Hannover 96: Martin Harnik (li.) und Niclas Füllkrug im Jahr 2016. imago/Joachim Sielski
Eine Atmosphäre, die die Integration einiger neuer Gesichter im DFB-Team sichtlich vereinfachte. Dass das - gerade im Vereinsfußball - jedoch nicht immer der Fall ist, machten Harnik und Füllkrug auch klar.
Und erinnerten sich an ihre gemeinsamen Anfänge in Hannover, wohin beide 2016 gewechselt waren: "So richtig angekommen in Hannover bei uns in der Kabine bist du erst im Trainingslager. Das erste halbe Jahr war schwierig", blickte Harnik zurück, zudem habe Füllkrug zu Beginn mit einer Torflaute zu kämpfen gehabt: "Das war nicht das einzige Mal in meiner Karriere, dass ich ein Problem damit hatte anzukommen."
Es sei schlicht "schwer für einen Neuen, in eine positiv gewachsene Gruppe zu kommen. Viele Transfers finden erst Ende August statt. Über sechs Wochen formt sich eine Gruppe, die dann Anfang oder Mitte August Stammplätze zugeordnet bekommt, dann kommt Ende August ein Typ, der dann einen aus der Startelf kickt - und den sollen jetzt alle direkt mögen?"
Bei West Ham hat Füllkrug zumindest noch niemandem den Stammplatz weggenommen, auch wegen seiner Verletzung kam der 22-malige Nationalspieler erst zu drei Kurzeinsätzen. Seinen Wechsel auf die Insel bereut er aber nicht: "Ich hatte einfach wahnsinnige Lust, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen und etwas zu machen, was richtig aus der Komfortzone rausgeht. Wenn ich daran wachse, dann kann ich nochmal reifen und einen weiteren Schritt machen." Dass er dafür oft ein wenig Anlaufzeit braucht und dann umso besser einschlägt, weiß Füllkrug ja aus eigener Erfahrung.