Schalke 04 holt Kees van Wonderen als neuen Trainer - bei dieser Nachricht Anfang Oktober lag die Vermutung nahe, dass van Wonderens Landsmann Huub Stevens etwas damit zu tun haben könnte. In den vergangenen Jahren hatte der mehrmalige frühere Trainer des FC Schalke bei der Suche nach einem neuen Coach zumindest im Hintergrund immer mal wieder mitgemischt, und sei es nur in beratender Funktion. Bei der Verpflichtung des Niederländers "hatte ich meine Finger aber nicht im Spiel", sagt Stevens nun lachend im Gespräch mit dem kicker.
Van Wonderen war "auf dem Feld ein Stratege"
"Ich kenne Kees noch als Spieler", sagt Stevens. "Er war auf dem Feld ein Stratege, der defensiv sehr gute Arbeit gemacht hat und ein Händchen für taktische Organisation hatte." Später als Trainer der Go Ahead Eagles Deventer "hat es gut geklappt, danach beim SC Heerenveen dann nicht mehr so gut", weiß Stevens, der über die Gründe nicht spekulieren will. Der 70-Jährige rückt van Wonderens neues Projekt in den Mittelpunkt: "Wir werden sehen, ob er es in sich hat, Schalke 04 zu trainieren."
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Stevens traut van Wonderen durchaus zu, dass er sich beim FC Schalke 04 einen Namen machen kann. Wie van Wonderen jetzt war Stevens damals auch "eher ein Nobody in Deutschland", wie er selbst sagt. "Ich hatte zuvor Roda Kerkrade trainiert, mehr aber auch nicht." Seine Leistungen dort in Verbindung mit seinem Auftreten waren seinerzeit für Manager Rudi Assauer Gründe genug, um Stevens aus dem Nachbarland über die Grenze zu locken.
Wie es sich entwickelte, ist bekannt: Mit dem inzwischen 70-Jährigen in der Verantwortung feierten die Gelsenkirchener große Erfolge, allen voran den Triumph im UEFA-Cup 1997, gefolgt von zwei DFB-Pokalsiegen (2001 und 2002). Schalke und Stevens - das passte einfach. Auch wegen der Mentalität des oft knurrigen und direkten Trainers, dessen Vater einst Bergmann war.
Stevens hebt van Wonderens Lebenserfahrung hervor
Besonders viel Erfahrung hat der 55-jährige van Wonderen als Trainer nicht, schon gar nicht im Ausland - Schalke 04 ist seine erste Trainerstation jenseits der niederländischen Grenze. "Dafür bringt er reichlich Lebenserfahrung mit", sagt Stevens, der sich gut vorstellen kann, dass sein Landsmann, der bei den Gelsenkirchenern vor allem junge Spieler entwickeln soll, "ein Händchen im zwischenmenschlichen Bereich" hat.
Stevens und van Wonderen sind nicht die einzigen niederländischen Schalke-Trainer, es gab noch zwei weitere: Fred Rutten und Eddy Achterberg, der mal für vier Spiele als Interimstrainer eingesprungen ist - im September 2004 nach dem Aus von Jupp Heynckes.
Die längerfristig angelegte Beziehung zwischen Rutten und Schalke 04 war keine glückliche. Der Mann, der im Sommer 2008 als amtierender niederländischer Trainer des Jahres von Twente Enschede in den Ruhrpott kam, wurde bereits im darauffolgenden März nach nur 37 Pflichtspielen an der Seitenlinie der Königsblauen (16 Siege, 9 Unentschieden, 12 Niederlagen) schon wieder entlassen. Er musste nach einer 1:2-Pleite gegen den HSV, der zweiten in Folge, gehen. Schalke befand sich damals in der Bundesliga auf Rang 8.
Viele Niederländer im Schalker Trainerstab und Profikader
Auch zum Trainerstab zählten immer mal wieder Niederländer. Youri Mulder fungierte in der Saison 2008/09 als Ruttens Assistent, Wil Coort war von Juli 2021 bis März 2022 Torwartschleifer auf Schalke, seit wenigen Tagen gehört Robert Molenaar zum Staff. Ihn brachte van Wonderen mit.
Überhaupt scheint Schalke 04 auf Niederländer eine magische Anziehungskraft auszuüben - oder umgekehrt, wie man's nimmt. Die Liste niederländischer Spieler bei diesem Verein ist mit 15 Namen noch viel länger als die der Trainer. Ganz oben steht Klaas Jan Huntelaar mit 249 Partien und 128 Treffern.