Lino Tempelmann darf sich große Hoffnungen darauf machen, künftig wieder fester Bestandteil des königsblauen Zweitliga-Ensembles zu sein - dann allerdings mit der 27 auf dem Rücken und nicht mit der prestigeträchtigen 10, die er erhielt, als er im Sommer 2023, damals noch an den SC Freiburg gebunden, für 700.000 Euro Ablöse in den Pott wechselte (Vertrag bis 2026). Wenn der quirlige Mittelfeldspieler über den Nummernwechsel spricht, merkt man ihm seine Verbitterung darüber immer noch an.
"Mir wurde das während der Reha-Phase zugetragen. Ich habe das zur Kenntnis genommen und nicht weiter darauf reagiert", sagt der 25-Jährige. Theoretisch könnte er sich die 10 zurückerkämpfen, Schalke hat sie in diesem gewaltigen Umbruchsommer nicht neu vergeben.
Die "10" hat er zwar verloren, aber an Stärke, vor allem mental, hinzugewonnen. Tempelmann ist heilfroh darüber, dass sich aktuell für ihn bei Schalke 04 anscheinend alles zum Guten zu wendet. In den vergangenen Monaten hat er die volle Wucht an Unerbittlichkeit der Profifußball-Branche zu spüren bekommen, nun profitiert er in positiver Weise von der Schnelllebigkeit des Geschäfts.
Unter Fimpel bereits zweimal mit dabei
Nach der Entlassung von Coach Karel Geraerts, unter dessen Führung Tempelmann gnadenlos ausgemustert worden war, berief ihn Jakob Fimpel in seiner zweiwöchigen Wirkungsphase als Interimstrainer nicht nur für den Kader beim Spiel in Münster (2:1), sondern wechselte ihn eine Woche später gegen Hertha BSC (2:2) sogar ein. Es war der erste Saisoneinsatz für Tempelmann, der - unabhängig von seiner Ausbootung - monatelang wegen einer schwerwiegenden Knieverletzung ausgefallen war und in der Reha in seiner Heimatstadt München hart an seiner körperlichen Fitness arbeitete.
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"Ich bin in der Sommerpause, also ab der dritten Woche meines Urlaubs, in die Reha gegangen. Ich hätte selbst nicht geglaubt, so lange dort bleiben zu müssen, aber mein Anspruch war von Anfang an, dass ich das so lange durchziehe, bis ich einhundertprozentig schmerzfrei und gesund bin. Deshalb habe ich mir alle Zeit genommen, die ich gebraucht habe", sagt Tempelmann. "Die Reha war kein Zuckerschlecken", betont der 25-Jährige, der sich daran erinnert, "dass ich die 21-Uhr-Spiele der EM nicht sehen konnte, weil ich da immer schon geschlafen habe. Es war eine harte Zeit, auch für den Kopf."
Die genauen Probleme werden öffentlich nicht näher erläutert - nur so viel: "2018 hatte ich bereits zwei Knieoperationen, in den Folgejahren damit aber wenig damit zu kämpfen", erzählt Tempelmann. Vor Ende der vergangenen Saison kamen dann "immer mal wieder Beschwerden", auf. Eine Operation ist nicht erfolgt, "wir haben uns für den konservativen Weg mit viel Training entschieden, um die Muskulatur zu stärken und das Knie zu stabilisieren".
"Trainerwechsel ist für mich wie ein Re-Start"
Die Schufterei bildete die Basis dafür, dass Tempelmann sich aktuell "so fit wie selten zuvor" fühlt. Sein Biss zahlt sich aus. Der neue Chefcoach Kees van Wonderen machte sich beim Test in der Länderspielpause beim FC Aarau (2:2) nun ein eigenes Bild von Tempelmann, der in der Startelf stand und mit einem Knaller an die Unterkante der Latte die indirekte Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Emil Höjlund lieferte. Van Wonderen lobte den 25-Jährigen für sein Engagement ausdrücklich. Tempelmann sagt: "Der Zeitpunkt zurückzukehren ist nicht der schlechteste. Der Trainerwechsel ist für mich so etwas wie ein Re-Start."