Im Sommer spielte Klaus Gjasula mit der albanischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft. Anschließend verlängerte er seinen Vertrag beim SV Darmstadt 98 um ein weiteres Jahr. In den ersten beiden Saisonspielen führte er das Team noch als Kapitän auf den Platz. Doch seine Geschwindigkeitsdefizite sind immer offensichtlicher. Im zweiten Spiel gegen Paderborn erwischte er einen rabenschwarzen Tag (kicker-Note 5). Anschließend brachte er es gerade noch auf zwei Kurzeinsätze. Im Dezember wird er 35 Jahre alt. Seine Profikarriere neigt sich dem Ende zu.
Lilien-Legende noch ohne Startelf-Einsatz
Bei den Lilien ist Gjasula einer von mehreren einstigen Führungsspielern, die diese Rolle - zumindest auf dem Platz - nicht mehr ausfüllen können wie bisher. Ein anderes Beispiel ist Klub-Legende Tobias Kempe. 2015 schoss er den Verein am letzten Spieltag in die Bundesliga. Vier Jahre später bewahrte er die Lilien ebenfalls am letzten Spieltag vor dem Absturz in die 3. Liga. Hinzu kommen weitere wichtige Tore und Vorlagen.
Doch Kempe ist mittlerweile 35. Nach wie vor hat er seinen Wert, wie er zuletzt nach seinen Einwechslungen auf Schalke und in Karlsruhe zeigte. Die nötige Power für einen Startelf-Einsatz trauten ihm jedoch weder Kohfeldt noch Vorgänger Torsten Lieberknecht diese Saison bislang zu.
Riedel mit 21 Jahren zum Kapitän befördert
Der SV Darmstadt 98 befindet sich mitten in einem Change-Prozess, wie Sportdirektor Paul Fernie kürzlich betonte. Die Entwicklung wurde bereits im Sommer eingeleitet. Und auch Kohfeldt peilt eine neue Führungsstruktur im Team an und hat dafür mehrere Akteure im Visier.
Zunächst ist da Clemens Riedel. Der 21 Jahre alte Abwehrspieler wurde noch von Lieberknecht ab dem dritten Saisonspiel zum Mannschaftskapitän gemacht. Und auch Kohfeldt schätzt den Spieler - auch wenn diesem zuletzt auch der eine oder andere Patzer unterlief.
Mehrere Kandidaten für die Mittelfeldachse
Weitere Kandidaten für Führungsrollen sind die Mittelfeldspieler Kai Klefisch und Andreas Müller (beide 24), die aktuell Stammspieler sind. Ebenfalls eine hohe Meinung hat Kohfeldt von Paul Will. Doch mit dem 25-jährigen defensiven Mittelfeldspieler ist nach dessen Kreuzbandriss in der laufenden Saison kaum noch zu rechnen.
Auch vor diesem Hintergrund verpflichtete der Verein nach Kohfeldts Amtsantritt den vereinslosen Philipp Förster (29). Der wahrscheinlich beste Fußballer im Kader will sich beim SV Darmstadt 98 nach einem verkorksten Jahr in Bochum wieder für höhere Aufgaben empfehlen. Aber auch er muss sich noch akklimatisieren.
Bescheidene Saisonziele
Deswegen bremsen die Verantwortlichen bei den Lilien die Erwartungen für die laufende Saison. Mit Platz zwölf wäre man bereits zufrieden, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Es gehe darum, die Mannschaft zunächst zu stabilisieren, stellte auch Sportdirektor Fernie klar, der seit einem guten halben Jahr im Amt ist.
"Das bedeutet einerseits, dass wir uns Schritt für Schritt ins Mittelfeld der Tabelle und weg von der Gefahrenzone bewegen wollen", sagte Fernie. "Das bedeutet andererseits, dass wir Schritt für Schritt Kontinuität in unseren Leistungen finden wollen - über einen Großteil der Spielzeit und nicht nur phasenweise." Und genau dafür braucht der Verein Spieler, die auf dem Platz vorangehen.