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100 und drei: Wer ist der geschmeichelte Italiener Ricci?

Interesse von Klubs wie ManCity und Milan

100 und drei: Wer ist der geschmeichelte Italiener Ricci?

Tritt unbekümmert auf - sicher auch wegen seiner massiven Serie-A-Erfahrung: Neu-Nationalspieler Samuele Ricci.

Tritt unbekümmert auf - sicher auch wegen seiner massiven Serie-A-Erfahrung: Neu-Nationalspieler Samuele Ricci. IMAGO/Giuseppe Maffia

Ein 2:0 verspielt zu haben, das gefällt Italiens Nationaltrainer Luciano Spalletti sicher nicht. Dennoch stellte der 65-Jährige nach dem jüngsten 2:2 gegen Belgien am 3. Nations-League-Spieltag fest: "Wir mussten beweisen, dass wir auf dem richtigen Weg sind - und das haben wir getan."

Kleinere Rückschläge sind auf dem von Spalletti gezeichneten Weg ("Ich habe Hoffnung für die Zukunft - vor allem in der Art und Weise, wie die Spieler Freunde sind und sich gegenseitig helfen wollen") quasi eingeplant. Insgesamt wird das Glas aber "immer halb voll" gesehen.

Das liegt vor allem auch an Akteuren wie dem nach den beiden Auftaktsiegen (3:1 in Frankreich und 2:1 in Israel) hochgelobten Rückkehrer Sandro Tonali. Der 24-jährige Mittelfeldmann von Newcastle United - erst seit Ende August zurück von seiner monatelangen Sperre nach Wettskandal - wurde hierbei als "fantastischer Spieler" geadelt.

Ricci plötzlich das Herzstück

Was aber am meisten ins Auge sticht nach dem tristen Achtelfinal-Aus beim Sommerturnier in Deutschland: Neben EM-Durchstarter Riccardo Calafiori (22) oder Davide Frattesi (25) vertraut Spalletti plötzlich auf Samuele Ricci. Und das auf der vielleicht wichtigsten Position.

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Denn der 23-jährige Ricci ist zentraler Mittelfeldmann, leitet also die Geschicke als Aufbauspieler, als Herzstück, als andauernde Anspielstation und Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Alles gepaart mit gesunder Zweikampfstärke.

In allen drei Nations-League-Partien - also in Frankreich, in Israel und jetzt gegen Belgien - stand Ricci dabei in der Startelf und wurde nur in den letzten beiden Spielen spät ausgewechselt. Was das alles noch besonderer macht: Der Profi des FC Turin ist mit keinerlei internationaler Erfahrung mit dieser Rolle bedacht worden. Diese drei Länderspiele für die Squadra Azzurra sind - genau - seine ersten drei gewesen.

Ricci gemacht für "internationales Niveau"

Dass Ricci auch gleich mit Coolness auftritt und absolut zu überzeugen weiß, wundert Spalletti überhaupt nicht. Deswegen habe er Ricci ja überhaupt erst nominiert und direkt ins Zentrum neben Tonali gepackt. "Ricci und Tonali haben gezeigt, dass sie Spieler mit Substanz und Niveau sind", hatte der italienische Nationaltrainer schon Anfang September gegenüber TuttoMercatoWeb gesagt. "Über Tonali wussten wir bereits Bescheid, während Ricci, der seine Position im Vergleich zu seinem Spiel gegen Torino verändert hat, nie Angst hatte und gezeigt hat, dass er ein Profil hat, das ihn auf internationales Niveau hieven kann."

Und warum auch nicht? Schließlich überzeugt Ricci schon längere Zeit auf hohem Serie-A-Niveau.

Samuele Ricci

Beim FC Turin längst eine Bank: Samuele Ricci. IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

In der Toskana in Pontedera auf die Welt gekommen, schloss sich Ricci schon früh dem hiesigen bekannten Klub FC Empoli an. Nach längerer Jugendausbildung erfolgte 2018 schließlich die Beförderung in die U-19-Mannschaft, ehe bereits ein Jahr später das Tor zur 1. Mannschaft aufging. Am 21. September 2019 debütierte Ricci beim 1:0 gegen Cittadella in der zweithöchsten italienischen Spielklasse, stieg später mit Empoli in die Serie A auf. Dort folgten erste Erstliga-Spiele und schlussendlich im Januar 2022 die Leihe mit anschließender Festverpflichtung zum FC Turin (Vertrag bis 2026).

Rechnet man nun seine Empoli-Einsätze im italienischen Oberhaus mit denen für den Stadtrivalen von Juventus zusammen, kommen bereits exakt 100 Serie-A-Auftritte heraus (vier Tore). Eine stolze Anzahl für einen 23-jährigen Mittelfeldspieler, der nun eben auch schon drei Länderspiele auf die "Karriere-Waage" bringt - und ganz nebenbei mit Torino nach gutem Saisonstart oben im Tableau rangiert.

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Rodri-Clips als Lehrvideos

Die logische Folge im Fußballzirkus: Laut Medienangaben interessieren sich längst große Klubs wie Milan für Ricci - genauso auch Manchester City, das ganz nebenbei aufgrund der schweren Verletzung von Aushängeschild und Spaniens Europameister Rodri (Kreuzbandriss und Meniskus) genau auf dieser Position Bedarf sieht und jüngst Scouts bezüglich Ricci entsendet haben soll.

Der Spieler selbst blickt dem üblichen Prozedere allerdings entspannt entgegen, wie er nach dem 2:2 gegen Belgien gegenüber RAI Sport offenbarte. Gerüchte um ein etwaiges Interesse von Vereinen wie Milan oder ManCity "schmeicheln einem natürlich". Er habe aber trotz seines jungen Alters den Fußball schon etwas durchstiegen: "Wenn es gut läuft, wird man mit diesen großen Vereinen in Verbindung gebracht und das ist erfreulich, denn das bedeutet, dass man auf dem richtigen Weg ist." Genauso schnell könne alles aber wieder kippen.

Interessant ist jedoch eine Sache: Indirekt existiert schon eine Verbindung zwischen Ricci und Rodri. "Ich hab schon verstärkt trainiert, meinen Kopf zu drehen, um zu sehen, was hinter mir passiert. Das kann den Unterschied ausmachen. Das hat mir Spalletti beigebracht", so der frischgebackene Nationalspieler. "Mein Trainer schickt mir auch Videos zum Studieren, viele davon sind von Rodri. Hier kann man sehen, wie wichtig auch nur die kleinsten Details sind." Am Ende des Tages gebe es ohnehin noch so viel, was Ricci verbessern kann.

Die 100 und drei als vielversprechenden Karriere-Startschuss nimmt ihm allerdings keiner mehr.

mag

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