Ausnahme-Volleyballer Georg Grozer jubelnd, mit angespannten Armen und weit aufgerissenem Mund. Dieses Bild von den Olympischen Spielen in Paris dürfte nicht nur den Hardcore-Fans der Sportart in Erinnerung geblieben sein. Lange stand Volleyball nicht mehr so in der Öffentlichkeit.
Diesen Schwung mit in die neue Spielzeit zu nehmen, ist für die Bundesligen bei Männern und Frauen (VBL) kurz vor dem Saisonstart die Herausforderung. "Natürlich ist es unser Anspruch, den sportlichen und medialen Rückenwind von Olympia zu nutzen, das Interesse und dieses Fan-Engagement aufrechtzuerhalten", sagte VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler der Deutschen Presse-Agentur.
Mit den Volleyballern aus Paris zu werben, ist der Liga nur bedingt möglich. Der fast 40 Jahre alte Grozer etwa, Deutschlands mit Abstand bekanntester Volleyballer, spielt seit mehr als zehn Jahren in Ligen im Ausland, wo das Niveau deutlich höher ist und auch mehr Geld zur Verfügung steht.
Nachhaltige Entwicklung ist das Ziel
"Genauso wichtig ist zu schauen, welch nachhaltiges Invest es bedarf, damit es der Sportart Volleyball insgesamt gelingt, eine Relevanz zu erreichen und dass es nicht nur bei diesem Momentum bleibt", sagte Sattler über den Fokus für die Zukunft.
Auch Kaweh Niroomand, Geschäftsführer von Rekordmeister BR Volleys, bekam nach dem starken Turnier der DVV-Auswahl viele positive Rückmeldungen von Menschen, die sonst nicht viel mit Volleyball zu tun haben. "Das darf natürlich jetzt nicht verfliegen", sagte er.
13 Teams starten in der Saison ab dem 20. September - so viele wie lange nicht. "Aber das reicht natürlich auch nicht für sich allein. Die Vereine, die da neu dazugekommen sind und die klassischen Standorte, die müssen alle in einem Zug den nächsten Schritt machen können", sagte Niroomand. Am Wochenende gibt der Liga-Cup einen ersten Vorgeschmack.
Nur die Volleys haben Olympia-Fahrer im Kader
Mit Tobias Krick, Ruben Schott, Moritz Reichert und Johannes Tille haben in der VBL nur die Volleys deutsche Olympia-Fahrer im Kader. Die Berliner verspüren weiter steigenden Publikumszuspruch, obwohl sie schon seit Jahren Nummer eins in Europa sind. Der Rekord der Vorsaison könnte fallen. "Aber das hängt natürlich von einer spannenden Liga ab", sagte Niroomand.
Die Volleys sind der Konkurrenz enteilt. Doch hinter dem Primus haben sich neben dem ewigen Rivalen Friedrichshafen Lüneburg und Giesen hervorgetan. Niroomand hofft auf weitere Konkurrenten.
Der Nachwuchs soll in den Fokus rücken
Um den Volleyball in Deutschland zu stärken, müsse sich der DVV um Großveranstaltungen im eigenen Land bemühen, findet Niroomand. Und den Bundestrainer-Job zur Vollzeitstelle machen, damit dieser mit den Vereinstrainern die nächste Generation formen könne.
Auch Sattler sieht die Nachwuchsarbeit im Zusammenspiel mit dem DVV als zentral an. Jungen Spielern müsse besser eine echte Profi-Perspektive geschaffen werden. "Und wie schaffen wir es dann auch dauerhaft, das Spielniveau in der Liga zu entwickeln, dass ein Wechsel ins Ausland zwar eine Option ist, aber nicht ein zwingender Weg im nächsten Karriere-Schritt", sagte er.
US-Liga bei den Frauen als neue Konkurrenz
Bei den Frauen stellt sich die Lage noch anders dar. Für Olympia war das Team nicht qualifiziert und in der Liga kämpften in den vergangenen Jahren immer wieder Klubs ums finanzielle Überleben. Mit nur neun Teams startet die VBL Ende September.
Dass Nationalspielerinnen den Weg ins Ausland suchen, ist auch hier Alltag. Jetzt kommt mit der League One Volleyball (LOVB) in den USA noch ein neuer Konkurrent auf den Markt.
Es ist natürlich was anderes, wenn du jede Woche gegen Weltstars wie Kelsey Robinson oder Haleigh Washington oder andere Leute spielst.
Anna Pogany
Bisher war Volleyball in den USA vor allem College-Sport - mit durchaus beeindruckenden Zuschauerzahlen. Unter anderem Basketball-Superstar Kevin Durant und Schauspielerin Amy Schumer wollen als Investoren nun die Profi-Liga etablieren.
Einerseits könnten so deutlich weniger talentierte US-Spielerinnen ihr Glück in Europa versuchen. Dazu zieht die LOVB auch deutsche Nationalspielerinnen an. Kapitänin Anna Pogany etwa wechselt vom Vizemeister SSC Palmberg Schwerin nach Houston.
"In Deutschland hast du auch immer mal wieder Spiele gegen schwächere Gegner. Es ist natürlich was anderes, wenn du jede Woche gegen Weltstars wie Kelsey Robinson oder Haleigh Washington oder andere Leute spielst", sagte die Libera.
Deutsche Liga muss attraktiver werden
Die Professionalität, die finanzielle Sicherheit und die Umtriebigkeit im Marketing der LOVB haben der 30-Jährigen imponiert. "Jetzt müssen sich die Klubs natürlich Gedanken machen, wie sie auch die Deutsche Liga attraktiver machen können", sagte sie.
Die VBL will sich die neue Liga genau anschauen. "Wie man Volleyball erzählen kann, unsere Sportart vielleicht auch größer macht und mehr in die Mitte der Sport-Community dringt. Da werden wir vielleicht in den kommenden Wochen und Monaten sagen: Mensch, das machen Sie gut, das machen Sie anders. Geht vielleicht auch hier", sagte Sattler.