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Erstes Duell nach dem Skandal: Carlsen schlägt Niemann

Speed Chess Championship 2024

Erstes Duell nach dem Skandal: Carlsen schlägt Niemann deutlich

Magnus Carlsen lässt Hans Niemann keine Chance.

Magnus Carlsen lässt Hans Niemann keine Chance. IMAGO/NTB

Beim letzten Aufeinandertreffen zwischen Magnus Carlsen und Hans Niemann hatte der Weltranglistenerste schon nach dem ersten Zug aufgegeben - das war 2022. Damals war der Streit zwischen den beiden Spielern in vollem Gange. Es folgte eine Klage von Niemann, der der Meinung war, von Carlsen und weiteren Akteuren diffamiert zu werden.

Die Parteien einigten sich Ende August 2023 außergerichtlich. Details über den Deal wurden nicht öffentlich, aber eines wurde bekannt: Carlsen würde zukünftig wieder gegen Niemann spielen. Doch es dauerte noch mehr als ein Jahr, bis es endlich so weit war.

Niemann klettert in der Weltrangliste

In der Zwischenzeit hatte Niemann, der auf Social Media immer wieder bekräftigt, dass er sich für einen der besten Spieler der Welt hält, einen ordentlichen Sprung in der Weltrangliste hingelegt. In der vom Weltschachverband am 1. September 2024 veröffentlichten Tabelle steht der US-Amerikaner mit einer Elo-Zahl von 2733 auf Platz 16. Die Nummer eins ist natürlich nach wie vor Carlsen - mit 2832 hat er fast hundert Elo-Punkte mehr.

Der Unterschied ist also nach wie vor dramatisch, aber wenn man sich die Weltrangliste vom September 2023 anschaut, dann wird deutlich, wie gut Niemann im vergangenen Jahr gespielt hat. Damals war er mit 2667 Punkten nur auf Rang 69 der Liste. Er machte also in einem Jahr 66 Elo-Punkte gut. Zum Vergleich: Die deutsche Nummer eins Vincent Keymer hat sich im gleichen Zeitraum "nur" um 13 Punkte von 2717 auf 2730 verbessert.

Das Duell zwischen Carlsen und Niemann sorgte also nicht nur aufgrund des zurückliegenden Skandals für Aufsehen, es hatte auch sportliche Relevanz. Die Frage war: Ist der US-Boy schon gut genug, um mit dem vielleicht besten Spieler aller Zeiten mitzuhalten. Schach-Experten haben daran vor dem Spiel am Freitag ihre Zweifel erhoben. Und sie wurden bestätigt.

Carlsen demonstriert seine Stärke

Im Halbfinale der Speed Chess Championship 2024, die in Paris ausgetragen wurde, unterlag Niemann mit 12,5 zu 17,5 gegen Carlsen. Die Speed Chess Championship ist ein Turnier, bei dem über drei Stunden in unterschiedlichen Schnellschachvarianten gegeneinander gespielt wird: zunächst 90 Minuten lang mit fünf, dann 60 Minuten lang mit drei und dann 30 Minuten lang mit einer Minute Bedenkzeit, jeweils mit einem Inkrement von einer Sekunde.

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Bereits nach den ersten 90 Minuten führte Carlsen mit 7:2. Es deutete sich eine Machtdemonstration an. Im folgenden Segment über 60 Minuten konnte Niemann das Spiel mit 4:4 offener gestalten. Im Bullet-Schach ließ der ehemalige Weltmeister aus Norwegen aber keinen Zweifel daran, wer ins Finale der Speed Chess Championship einziehen würde. Er gewann zwischenzeitlich fünf Partien in Folge und sicherte sich damit schon vor Ablauf der 30 Minuten den Sieg.

Finale gegen Firouzja

Am Ende ließ Carlsen das Match dann nur noch austrudeln und Niemann fuhr ebenfalls fünf Siege in Folge ein, die aber nichts mehr am Ausgang der Gesamtpartie änderten. Der Bullet-Abschnitt endete 6,5:6,5, was sich deutlich knapper liest, als es tatsächlich war.

Schach-Superstar Carlsen hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er der beste Spieler der Welt ist und dass sich daran in naher Zukunft vermutlich auch nichts ändern wird. Das Turnier hat der 33-Jährige durch den Prestige-Sieg gegen Niemann aber noch nicht gewonnen. Am Sonntag trifft er um 18 Uhr auf Alireza Firouzja und das Finale wird kein Selbstläufer für Carlsen, denn sein französischer Gegner ist ein ausgemachter Blitz-Schach-Experte.

Moritz Löhn

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