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Mainzer Amputierten-Fußballer sichern sich den Meistertitel

Play-offs im Berliner Mommsenstadion

Mainzer Amputierten-Fußballer gewinnen ihren ersten Meistertitel

Stefen Schmidt, Kapitän von Mainz 05, reißt die Meisterschale der Amputierten-Fußball-Bundesliga in die Höhe.

Stefen Schmidt, Kapitän von Mainz 05, reißt die Meisterschale der Amputierten-Fußball-Bundesliga in die Höhe. IMAGO/Matthias Koch

"Wir sind unfassbar stolz auf diese historische Leistung! Auch wenn es heute zwei enge Spiele für uns waren, meine Mannschaft hat sich für die starke Saison belohnt und absolut verdient die Meisterschaft gewonnen", resümierte der Mainzer Trainer und frühere Fußballprofi Jürgen Menger.

Vorangegangen war der Finalspieltag 2024 der Amputierten-Fußball-Bundesliga im Berliner Mommsenstadion. Amputierten-Fußball wird im Sieben-gegen-sieben auf einem Kleinfeld (60 mal 40 Meter) über zweimal 25 Minuten gespielt. Es gibt sechs Feldspieler, die jeweils eine Beinamputation oder Beinverkürzung haben, und einen Torwart, bei dem beide Beine vorhanden sind, der jedoch eine Armamputation oder Armverkürzung haben muss. Die Spieler spielen ohne Prothesen und die Feldspieler mithilfe von Unterarmgehstützen. Weitere Regeln: Das Spielen des Balls mit den Krücken wird als Handspiel gewertet und es gibt kein Abseits.

Erneut wurde der Deutsche Meister im Play-off-Modus ausgespielt, was dadurch das Potenzial hatte, den Saisonverlauf komplett auf den Kopf zu stellen. Aber dazu ließen es die favorisierten Mainzer nicht kommen.

Heintz mit dem entscheidenden Treffer

So wie sie über weite Strecken die Saison dominiert hatten, bestimmten sie auch das Finale gegen den Hamburger SV. Nach einem ersten Abtasten nahm die Partie immer mehr Fahrt auf und so kamen die Rheinhessen zu besten Torchancen. Doch es ging torlos zum Seitenwechsel.

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Auch in der 2. Halbzeit gab der Tabellenführer der Vorrunde den Ton an und ging folgerichtig in Führung. Nach einem präzisen Pass von Florian Fischer gelang Christian Heintz das 1:0 und damit gleichzeitig das vielumjubelte Tor des Tages. Fortan drückten die Hamburger immer mehr auf den Ausgleich, doch Heintz & Co. ließen nichts mehr anbrennen und sicherten somit den ersten Meistertitel für die 05er.

Die anschließende grenzenlose Freude der jungen Mannschaft zeigte das, was Kapitän Stefan Schmidt hinterher sagte: "Wir sind ein absolut verschworener Haufen und haben heute alles gegeben. Damit geht ein großer Traum für uns alle in Erfüllung und wir werden darauf sicherlich heute noch anstoßen."

Als Torschützenkönig der Amputierten-Fußball-Bundesliga wurde der 17-jährige Majed Sajid vom Hamburger SV ausgezeichnet. Mit insgesamt 29 Saisontoren stellte der Youngster seine Stürmerqualitäten während der ganzen Saison unter Beweis.

Christian Heintz, Spieler von Mainz 05 und Geschäftsführer der Amputierten-Fußball-Bundesliga.

Christian Heintz war mit drei Toren im Halbfinale und dem entscheidenden Treffer im Finale der wichtigste Spieler in den Play-offs. IMAGO/Matthias Koch

Heintz: "In der Türkei kommen zu großen Spielen Tausende Zuschauer"

Nach dem Finale sprach Torschütze Heintz, der neben seiner aktiven Spielerkarriere auch Geschäftsführer der Amputierten-Fußball-Bundesliga (DAFL) ist, mit dem ZDF über die fehlende Relevanz des Amputierten-Fußballs in Deutschland: "Im Land des Welt- und Europameisters Türkei kommen zu großen Spielen Tausende Zuschauer, auch in Polen kann man mit Amputierten-Fußball Geld verdienen", sagte Heintz. In Deutschland befindet sich der Sport nach wie vor in einer Nische.

Es sei sogar schwierig, nur zu Vorführungszwecken in den Stadien der Profimannschaften aufzulaufen: "Auch weil der Platzwart Angst um den heiligen Rasen hat." Der bisher medienwirksamste Erfolg des Amputierten Fußballs war ein Tor des Düsseldorfers Radouane Chaanoune. Sein Fallrückzieher wurde im Juni 2023 in der Sportschau zum Tor des Monats gekürt.

kon, SID