Die Pokémon-Weltmeisterschaften auf Hawaii gingen am frühen Morgen zu Ende, und während sich die deutschen Spieler tapfer schlugen, blieben die begehrten Titel in anderen Händen.
Das lag zum Teil auch an der brutalen Swiss-Runde, die die Pokémon Company aufgesetzt hatte. Nicht weniger als 1147 Spielende hatten sich in der Masters-Kategorie des Kartenspiels qualifiziert. Dort nehmen alle teil, die älter als 16 Jahre sind. Elf Schweizer Runden hätte es dafür gebraucht, Pokémon spendierte eine zwölfte obendrauf.
- Die sogenannte Swiss-Runde ist ein System, bei dem alle Teilnehmenden in mehreren Runden gegeneinander antreten, bis nur noch die Besten übrigbleiben. Nur wer konstant gewinnt, hat die Chance auf das Weiterkommen.
Das hieß aber für alle Trainer: Wer dreimal verlor, war definitiv raus. Jenes Schicksal traf die beiden bekannten deutschen Weltmeister: Kaya Lichtleitner ereilte die dritte Niederlage schon im fünften Spiel, die restlichen drei Matches am ersten Tag waren dann nur noch Ergebniskosmetik: Alle konnte die 17-Jährige gewinnen.
Robin Schulz kämpft bis zur letzten Runde
Robin Schulz durfte zum Auftaktmatch auf die Bühne und in den Stream und gewann das Best-of-Three. Für ihn blieb es spannend bis zur letzten Runde - Gegen den US-Amerikaner Chris Franco setzte es dann die entscheidende Niederlage. Ansonsten wäre an Tag zwei wieder alles drin gewesen. Zwei von den 40 anderen Deutschen in der Masters-Kategorie schafften es nur, den ersten Tag zu überstehen.

Ein Blick in die Pokémon-Arena auf Hawaii. Pokemon
Von 1147 auf nur acht reduzierte Pokémon die Teilnehmenden per Swiss, die dann im K.o.-System zuende spielten. Die ungeschlagenen Amerikaner aus dieser Runde konnten ihren Rückenwind allerdings nicht mitnehmen: Letztlich spielten zwei der Trainer um den WM-Titel, die sich zuvor zwei Niederlage geleistet hatten.
Fernando Cifuentes ist Karten-Weltmeister
Das bessere Ende im Endspiel hatte Fernando Cifuentes aus Chile, der 2:1 mit seinem Iron-Thorns-Ex-Deck gewann. Kurios: Im zweiten Spiel musste er acht Mal zu Beginn neuziehen. Er fand einfach kein Basis-Pokémon und so griffen die Kampfrichter ein und zogen regelkonform eines für ihn aus seinem Deck. Gegner Seinosuke Shiokawa bekam in der Folge seine Handkartenzahl verdoppelt, denn für jeden neuen Zugversuch - "Mulligan" - bekommt der Gegner eine Karte zusätzlich. Der Japaner wusste seinen Vorteil zu nutzen und glich kurzfristig aus.

Karten-Weltmeister Fernando Cifuentes. Pokemon
In Runde drei kamen beide Spieler zu keinem guten Start, Shiokawa ging aber die Energie aus und Fernando Cifuentes konnte sich zum Weltmeister krönen. Sein Erfolgsrezept sei die Ruhe, sagte er im übertragenen Sinne nach dem Spiel. Mit Iron-Thorns könne so einiges schiefgehen, und man dürfe dann nicht in Panik verfallen. Er hätte gar nicht mit dem Sieg gerechnet.
Leise Kritik am diesjährigen System kam vom langjährigen Profi und Experten Markus Stadter: Er schrieb auf X über die Mechaniken von Freilosen und intransparenter Kommunikation seitens des Veranstalters. Teilnehmende, die Reisepreise bekommen hatten, erhielten für die erste Runde ein Freilos. Der "Sieg" in der ersten Runde wurde zusätzlich höher bewertet und führte bei anschließenden Ansetzungen zu vermeintlich besseren Matchups und laut Stadter sogar erneuten Freilosen. Mehrfache Bevorteilung für die vorherigen Gewinner also.
In den Altersklassen Junior und Senior lief es etwas besser für die Deutschen: Bei den Juniors bis 12 Jahre schaffte es Levon Fatunz unter die Top-8, bei den Seniors bis 16 Jahre war Tim E. der Beste mit Platz 39.
Im Videospiel dagegen konnten die deutschen Teilnehmer sich stärker behaupten: Bei den Jüngsten schaffte es Fabian Musikant bis ins Viertelfinale und bei den Seniors schloss Mika H. immerhin auf dem 13. Platz ab.
Michael Kelsch: Ein starker dritter Platz im Videospiel

Michael Kelsch hochkonzentriert vor einem Match: Sein Team ist um Zamazenta gestrickt und er muss entscheiden, welche vier Pokémon er mit in den Kampf nimmt. Pokemon
Der beste Deutsche in den Einzelwertungen kommt aber aus der Master-Division des Videospiels:
Michael Kelsch spielte sich mit seinem Zamazenta-Team bis ins Halbfinale vor. Dort musste der Deutsche dann aber die Segel streichen und beendete eine starke Saison auf einem hervorragenden dritten Platz. Er gewinnt 15.000 US-Dollar und ganz viele Gimmicks wie einen besonderen Hut, eine Spielmatte, Promokarten und natürlich die Trophäe.
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Alle Gewinner im Überblick
Pokémon-Sammelkartenspiel Junioren:
1. Platz: Sakuya Ota [JP]
2. Platz: Logan Bailey [US]
Pokémon-Sammelkartenspiel Senioren:
1. Platz: Evan Pavelski [US]
2. Platz: Haruku Umehara [JP]
Pokémon-Sammelkartenspiel Meisterklasse:
1. Platz: Fernando Cifuentes [CL]
2. Platz: Seinosuke Shiokawa [JP]
Pokémon-Videospiel-Junioren:
1. Platz: Kevin Han [US]
2. Platz: Tatsuomi Shimanuki [JP]
Pokémon-Videospiel-Senioren:
1. Platz: Ray Yamanaka [JP]
2. Platz: Luke Kroll [US]
Pokémon-Videospiel-Meisterklasse:
1. Platz: Luca Ceribelli [IT]
2. Platz: Yuta Ishigaki [JP]
Pokémon GO:
1. Platz: Yip Kai 'Yekai0904' Cheng [HK]
2. Platz: Martijn 'Inadequance' Versteeg [NL]
Pokémon UNITE:
1. Platz: 'FENNEL' [JP]
2. Platz: 'XoraTigersGaming' [KR]