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gamescom: Bowser und Rekorde - Wie die Messe zum Mega-Event wird

gamescom-Boss Tim Endres im Interview

Brettspiele, Bowser und Besucherrekorde: Wie die gamescom zum Mega-Event wird

Ein echter Publikumsmagnet: Klemmbaustein-Bowser zieht die Massen auf der gamescom 2024 in seinen Bann.

Ein echter Publikumsmagnet: Klemmbaustein-Bowser zieht die Massen auf der gamescom 2024 in seinen Bann. Koelnmesse GmbH, Bernd Lauter

Wieder Rekorde, wieder volle Hallen - die gamescom 2024 setzt neue Maßstäbe in Köln. Doch was macht sie so erfolgreich?

Es ist gamescom-Freitag und wir treffen Projektmanager Tim Endres gelöst und enthusiastisch zum Interview. Er sehe überall glückliche Gesichter: "Das ist immer die größte Bestätigung für die harte Arbeit das ganze Jahr über."

Auch aus unserer Sicht war die Messe 2024 ein Gewinn für alle: Stände von klassischen Entwicklern bis Autorennen, begeisterte Publisher und Besucher in unseren Gesprächen und durchdachte Neuerungen für die Messe.

Doch der Reihe nach: Wie macht die Messe sich 2024, Herr Endres?

"Der gamescom geht es sehr gut. Sie ist das weltweit größte Games-Event und wir haben eine Stellung, die wir nie hatten", sagt Endres. Er leitet das Projekt seit 16 Jahren, seit sieben ist er "Director". Der Status hängt einerseits mit fehlender Konkurrenz zusammen. Andererseits mit voranschreitender Internationalisierung.

Tim Endres leitet das Projekt von Beginn an - seit 16 Jahren. koelnmesse GmbH

Mit 335.000 Besuchern bleibt die gamescom das größte Event ihrer Art. Trotz gleichbleibender Fläche stieg die Zahl der Aussteller erneut - ein Erfolg, den Endres dem Durchhaltevermögen der Messe zuschreibt:

"Wir haben während der Pandemie nicht aufgehört, sondern stattgefunden und relevante digitale Plattformen wie die Opening Night Life (ONL) und Awesome Indies geschaffen." Außerdem habe man "immer den Community-Fokus behalten, also auch die Diversität der Communities bedient, über diverse Plattformen, sei es Cosplay-Village, Merchandise-Area oder die neue Cards & Boards-Area. Und so bleiben wir. Wir schauen immer, dass wir die Pace der Industrie mitgehen. Das ist der Grund, weswegen die gamescom da ist, wo sie ist."

2024 wird viel Abwechslung geboten - zum Beispiel Autorennen. Koelnmesse GmbH, Hanne Engwald

Viele Punkte, die man sich im Kontext der gamescom genauer anschauen kann. Aber wir wollen mit Endres zunächst den Fokus auf die Vision der Messe legen.

"Die ist, immer die beste Plattform für das komplette Gaming-Ökosystem, für die komplette Community zu bieten", sagt er. "Nur was das genau bedeutet, ist schwierig zu sagen. Wir wollen das weltweit größte Event bleiben, die weltweit relevanteste Plattform. Die konkrete Richtung ist schwer vorhersehbar, weil man auch gar nicht weiß, wie sich die Industrie entwickelt."

Internationalisierung auf Erfolgskurs

Spannend ist das "Festival der Games" als Projekt auch jedes Jahr, weil Endres und seine Mannschaft immer etwas Neues umgesetzt und in Planung haben. Was ist es 2024?

"Wir treiben unsere Internationalisierungsstrategie weiter voran. Wir haben jetzt zwei Satellites, die gamescom Asia in Singapur und die gamescom LATAM als Premiere in São Paulo. Letztere ist super erfolgreich gelaufen - über 100.000 Besuchende. Da ist eine Verdoppelung der Fläche angepeilt. Wir wollen diese beiden Veranstaltungen stärker etablieren."

Brett- und Kartenspiele: Neu auf der Messe

Neu in Köln ist 2024 die Fläche für Brett- und Kartenspiele, laut Endres ein inniger Wunsch der Publisher aus dem Beirat und der Besuchenden. Um sie von der Merchandise-Area zu unterscheiden, muss man schon zweimal hinschauen: Etablierte Aussteller wie Yu-Gi-Oh! sind bereits langjährige gamescom-Veteranen und wurden nun neu platziert.

Cards & Boards-Area auf der Messe: Hier wird mit Pappe gezockt. Koelnmesse GmbH, Hanne Engwald

Die wirklichen Brettspielaussteller haben gemischtes Feedback: Man hätte die Konkurrenz im Gewusel noch nicht gesehen, aber die Leute kämen zum Spielen an den Stand, sagt beispielsweise Pegasus. An anderer Stelle hadert man noch etwas mit dem Publikum, das anders als auf der Fachmesse SPIEL keine Stunden zum Zocken mitbringt. Dass die gamescom aber überhaupt beides zusammenbringt, ist gut. 2025 funktioniert die Fusion sicherlich noch besser.

Besucherströme im Griff?

Es besteht weiterhin das Thema der Besucherflut. Die auf dem Messegelände zu leiten, ist nach wie vor eine komplizierte Aufgabe. Endres scheint überrascht auf unsere Nachfrage, wann Engpässe baulich angegangen werden. Den Besuchenden fiele in Befragungen nicht negativ auf, dass sie teils dicht gedrängt im Stau stünden.

Stattdessen wurde die Hallenbelegung weiter optimiert: "Durch die Umplatzierung der Social Area von Halle 1 in 11" habe man einen großen Schritt nach vorne gemacht und zusätzlich die Eventarena an den Rand in Halle 8 gerückt, "was insgesamt besser ist für alle Ausstellerhallen, optimierter und kompakter", deckt sich Endres' Plan mit unseren Beobachtungen.

Auch 2024 ist es voll. Was in der Halle noch geht, wird an bestimmen Engpässen zum Stau. Koelnmesse GmbH, Harald Fleissner

Preisexplosion: Kosten für Hotels und Messebesuch

Teure Hotels bleiben ein Problem - 300 Euro pro Nacht sind im März schon keine Seltenheit mehr. Man habe darauf nur bedingt Einfluss, sagt der Projektmanager. Die Messe stellt vergünstigte Kontingente auf einer speziellen Seite zur Verfügung. Die Hotels "sind wirtschaftlich selbstständig und wir partizipieren nicht" an den Einnahmen. Man spreche mit dem Verband und schaffe Möglichkeiten wie das Camp.

Allerdings: Wer morgens etwas Anreise in Kauf nimmt, kann in den umliegenden Städten wie Düsseldorf oder Bonn oft für einen Bruchteil der Kosten unterkommen.

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gamescom 2024 - Tops und Flops
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Die gamescom selbst wird jedes Jahr ebenfalls teurer - nicht nur der Eintritt, sondern auch die Verpflegung. "Aktuell wird alles teurer. Auch unsere Kostenseite bildet das ab. Dementsprechend müssen wir generell überall sehen, dass die Umsätze mitziehen, damit wir auch in Zukunft das beste Erlebnis bieten können.", fasst Endres die kapitalistische Lage zusammen.

Gerade dieses Jahr bot die Messe allerdings wirklich Abwechslung für den Eintrittspreis. Die Diversifizierung oder "Festivalisierung" ist etwas, an dem die Mannschaft um Endres besonders seit Ende der Pandemie arbeitet.

Gezockt wird natürlich auch und vor allem. Endres sagt: Jeder kommt zum Zug. Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Warteschlangen: Fastlane für Gamer

Auch Anstehen ist 2024 ein Thema. Zum Teil führen Schlangen durch eine ganze Halle. Macht das wirklich Spaß, stundenlang auf sein Spiel zu warten? Kommt man überhaupt zum Zug? Endres sagt ja, sie hätten auch dafür Systeme etabliert:

"Wenn jemand speziell an einem EA FC Interesse hat, dann kommt er da auch zum Zug. Wir haben ein digitales Warteschlangenmanagement, da kann jeder ein Fastlane-Ticket ziehen."

Wer nicht anstehen will, für den gibt es viel zu sehen: "Die gamescom ist so vielfältig wie kein anderes Event weltweit. Das ist der Grund, weswegen die Leute kommen", ist der Projektmanager überzeugt. Wie steht es für die Publisher? Warum sollten sie auf die Messe nach Köln kommen, was versäumen Sony und Nintendo?

Robert Habeck spielt FC 25 am Stand von EA. Laut Endres nicht zu unterschätzende mediale Aufmerksamkeit. Koelnmesse GmbH, Uwe Weiser

"Natürlich die Kontakte vor Ort, die digitale weltweite Reichweite ist das andere, über die ONL und Awesome Indies beispielsweise. Plus, jetzt konkret auf EA bezogen: Die waren Teil unseres politischen Rundgangs. Das heißt, Robert Habeck war am Stand. Das ist eine mediale Aufmerksamkeit, die dem Unternehmen auch einiges bringt."

Mehr zum Thema

Die Messe bekommt von uns dieses Jahr die Note 2, sie war wirklich rundum gut. Und auch für die gamescom 2025 gibt es bereits eine positive Nachricht: "Die Gespräche mit die EA laufen jetzt schon an", sagt Endres. Man würde frühzeitig Flächen reservieren. Spruchreif sei das aber immer erst zu einem späteren Zeitpunkt.

2025 geht es weiter: Dann gastieren die Spiele vom 20. bis 24. August in Köln.

Holm Kräusche

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