Ultimate Team ist EAs Goldesel: 77 Prozent des gesamten Umsatzes stammt aus Live-Services. Ein Begriff, hinter dem sich größtenteils Ingame-Ausgaben der Spieler verstecken - etwa in Form von Packkäufen in FUT. Es ist ein kontroverses, aber unbestritten ertragreiches Geschäftsmodell. Deshalb attestieren wir den Entwicklern in Vancouver mit Blick auf die diesjährigen Anpassungen Mut. Schließlich hat das Team den so konstant liefernden Goldesel ordentlich umgestriegelt.
EA SPORTS geht auf Community-Wünsche ein
Dabei setzt EA SPORTS in den ersten Augenblicken der neuen FC-Spielzeit zunächst auf Kundenservice. Die in FC 24 gestrichenen Begrüßungs-Packs für Engagement sind zurück. Zudem debütieren einige Neuerungen der Marke "Quality of Life Improvements" - spielerorientierte aber das Gameplay nicht beeinflussende Neuerungen.
Darunter beispielsweise der "SBC Storage" für "untauschbare" Duplikate. Oder die Anzeige des aktuellen Marktwerts der virtuellen Profis direkt auf der Karte. Klein, aber fein - sie gestalten das FUT-Erlebnis früh angenehmer, werfen jedoch auch Fragen auf.
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Darunter etwa die nach SBCs. Zieht EA SPORTS die Anforderungen nun an, da Spieler bis zu 100 untauschbare Duplikate auf ihrem SBC Storage speichern können? Wenige Tage nach dem Early Access lässt sich hier nur spekulieren. Dass der Entwickler in einer SBC bereits zwei Teams mit jeweils 84er Durchschnittsbewertung für eine kosmetische Evolution einfordert - es könnte ein Fingerzeig sein.
Evolution-Entwicklung in die richtige Richtung
Womit wir direkt bei den in FC 24 erstmals vorgestellten Entwicklungsmöglichkeiten, den "Evolutions" wären. Sie sollen auf Community-Wunsch in FC 25 vereinfacht und erweitert werden.
Statt starre Maximalwerte darüber bestimmen zu lassen, ob ein Objekt entwickelt werden kann, wird vermehrt auf gedeckelte Upgrades gesetzt. So werden Karten nicht von vornherein ausgeschlossen, sondern erhalten gewisse Verbesserungen nicht oder nur bis zu einem bestimmten Wert. Eine sinnvolle Anpassung, die Spielern nach dem ersten Eindruck mehr Freiheiten bei ihren Evolutions geben kann.

Evolutions werden in FUT 25 ausgeweitet und weniger restriktiv. kicker eSport/EA SPORTS
Ein neuer Teil von Evolutions und dem gesamten FUT-Kosmos sind zudem die Spielerrollen. Diese entscheiden über das Verhalten der Kicker ohne Ball und sollen gemeinsam mit den PlayStyles und Hypermotion-Animationen für noch realistischere Ingame-Abläufe sorgen.
Dass die Spielerrollen sich bemerkbar machen, stellten wir bereits in unserem Gameplay-Test fest. Doch auch neben dem Platz bringt das neue Taktik-Feature im Rahmen von FC IQ das Potenzial mit, Ultimate Team zu verändern.
Die Preise auf dem Transfermarkt werden steigen, sobald klar wird, welche Rollen auf welchen Positionen besonders effektiv sind. Zudem hat EA SPORTS bereits angekündigt, dass Spielerrollen Teil der Live-Services sein werden. Beispielsweise durch veränderte Verfügbarkeiten bei Spezialkarten.
Menüs werden dank Options-Fehler zur Nervenprobe
Die Evo-Übersicht zeigt allerdings eine klare Schwäche von FUT: die Menüs.
Zwar hat man über den im Vorjahr eingeführten Schnellzugriff weiterhin die Möglichkeit, direkt zwischen den wichtigsten Aktivitäten hin und her zu springen. Insgesamt kommt das User Interface allerdings noch behäbiger daher als in FC 24. Schon im Early Access bei vermeintlich geringer Serverauslastung mussten wir etwa immer wieder Inputs mehrfach wiederholen, ehe sie registriert wurden. Ein Manko, das nicht kriegsentscheidend ist, aber auf Dauer nervenaufreibend. Ein Problem, das modusübergreifend existiert.
Allerdings gibt es eine Möglichkeit, das Navigieren durch die Bildschirme zu beschleunigen: den Reaction Time Modifier. Eigentlich ist die von Haus aktivierte neue Einstellung dafür gedacht, Reaktionsverzögerung bei Spielerwechseln mit L1|LB auszugleichen. Doch die Mechanik scheint ihren angedachten Zweck zu überschreiten und den Controller-Input insgesamt negativ zu beeinflussen. Ist der Reaction Time Modifier deaktiviert, den ihr unter dem Punkt "Gameplay" der "Spieleinstellungen" findet, laufen die Menüs merklich flüssiger.
Zudem fühlt sich auch das Gemplay responsiver an, wenn die Option nicht aktiv ist. Deutlich spürbar wird die Verbesserung beim Dribbling mit dem linken Stick. Kommen euch die Menüs und Bewegungen euerer Profis in FC 25 also unnatürlich schwammig und verzögert vor, solltet ihr definitiv einen Blick in eure Spieleinstellungen werfen und den "Reaktionszeit-Modifikator", wie er übersetzt heißt, ausschalten.
Klein, aber oho: Rush mischt FUT auf
Durch die schwerfälligen Screens im Überblick der Spielmodi angekommen, fällt direkt eine neue Variante auf, sich in FUT auszutoben: Rush, der Kleinfeldnachfolger von VOLTA, gibt sich die Ehre und bringt ordentlich frischen Wind mit.

Alleine braucht man in der Rush-Lobby etwas Fortune in Sachen Mitspieler. kicker eSport/EA SPORTS
Gerät man hier an Mitstreiter, die in ihrem Leben schon einmal einen realen Fußballplatz betreten haben, entwickeln sich ansprechende Partien. Besonders viel Spaß macht das Treiben, wenn man ein paar Freunde im Gepäck hat, mit denen man ein wenig eingespielt ist.
Genauso kann es allerdings passieren, dass man an dem 17. Alleingang seines viel zu eigensinnigen Nebenmanns verzweifelt. Scheint dieser sportlich damit sozialisiert worden zu sein, irrwitzige Fantasie-Mechaniken wie El-Tornardo-Flanken à la FIFA 19 zu missbrauchen, besteht Frustpotenzial.
Wie auch immer die Spiele laufen, hat EA SPORTS hier jedoch einen Modus implementiert, der abseits vom Alltagsgeschäft in Rivals, Champs und Co. zu einem willkommenen Ausgleich werden könnte.
Kern-Modi erhalten Rundumschlag
Auch in den bestehenden Modi passt der Entwickler an - mit Ausnahme der unveränderten Moments. So hat EA SPORTS die Anforderungen in Rivals empfindlich hochgeschraubt: 45 Punkte, also 15 Siege, sind jetzt nötig für die bestmöglichen Belohnungen der eigenen Division. Damit hat sich die Anzahl der mindestens zu spielenden Partien gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Gleichzeitig werden FUT Champs und Squadbattles eingedampft. Statt zehn Qualifikationsspielen gibt es in Champs nur noch fünf, die Anzahl der Endrundenpartien sinkt von 20 auf 15. Für den wöchentlichen Squadbattles-Rang zählen nur noch die ersten 12 gespielten Partien. In FC 24 waren es derer noch mehr als doppelt so viele.
FC 25 Ultimate Team: Ein Modus für Jedermann?
Begründet hat EA SPORTS den Schritt mit drei zentralen Argumenten: Jeder Modus soll eine "einzigartige Identität" erhalten, Spieler sollen auf ihrem tatsächlichen Level antreten und Spitzenleistungen sollen entsprechend belohnt werden.
Und tatsächlich lassen sich diese Ansätze erkennen. Die Reduktion von Champs-Partien dürfte dafür sorgen, dass sich nur noch starke FC-Spieler in noch engeren Partien der Endrunde duellieren. Gleichzeitig machen die eingeschrumpften Squadbattles den Modus gegen KI-Teams zugänglicher für Spieler mit wenig Zeit. Das Ziel ist klar: Champs soll für überdurchschnittliche Gamer herausfordernder und belohnender werden, während Rivals das täglich Brot des FUT-Spielers bleibt und Squadbattles zum Casual-Modus für Einsteiger und Teilzeitspieler werden.
Passenderweise hat EA SPORTS in allen Modi die Rewards verändert und speziell für die besten Ränge potenziell attraktiver gestaltet. So gibt es für den Squadbattles-Rang "Elite 1" unter anderem ein Pack mit einem Item des aktuellen Team of the Week sowie ein Pack mit einem Spieler, dessen Gesamtrating mindestens 85 beträgt. Kein Vergleich zu den üppigeren Belohnungen in Champs und den höchsten Rivals-Divisionen, aber eben auch deutlich leichter zu erreichen.
Zwischen Champs-Lust und Quali-Frust
Was auf den ersten Blick sinnhaft scheint, birgt gleichzeitig auch ein Risiko. Schließlich war Champs auch für Hobbyspieler ohne die ganz großen Ansprüche stets ein Gradmesser der eigenen Qualität und Anlaufstelle für attraktive Rewards. Hier droht EA SPORTS, einen nicht zu verachtenden Teil der eigenen Spielerschaft durch den potenziellen Champs-Ausschluss zu frustrieren.
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Selbiges gilt für die angestiegene Zahl der nötigen Rivalspartien. Geht man davon aus, dass Spieler sich exakt auf ihrem Anforderungslevel bewegen, und im Wechsel ein Spiel verlieren und gewinnen, bräuchte es schon 30 Partien, um auf die 15 wöchentlichen Siege zu kommen - das ein oder andere Remis zwischendurch nicht eingerechnet.
Mehr Gerechtigkeit in Rivals?
Und doch ergibt die Maßnahme Sinn: EA erreicht das Ziel, möglichst alle Spieler präzise auf ihrem tatsächlichen Leistungsniveau einzuordnen. Je häufiger sich Spieler auf variierendem Niveau messen, desto eher pendeln sie sich auf ihrem tatsächlichen Skill-Level ein. Nimmt man die gesunkene Anzahl an Checkpoints in den Divisionen hinzu, sollte zumindest in der Theorie seltener in Sphären vorgedrungen werden, die die eigene Leistungsfähigkeit übersteigen.

In Rivals muss dieses Jahr deutlich mehr gespielt werden. kicker eSport/EA SPORTS
Andersrum hilft das nicht: Spieler, die eigentlich zu gut für eine Division sind, können sich durch absichtliche Niederlagen weiterhin in zu schwachen Ligen aufhalten. Vielleicht werden sie durch die gestiegene Zahl an Partien sogar ermutigt: So lässt sich der zeitliche Aufwand gegen schwächere Gegner auf ein Minimum zu reduzieren.
Hier ist EA SPORTS entsprechend gefordert. Der Entwickler muss das Kunststück vollbringen, durch die wöchentlichen Belohnungen genug Anreiz für möglichst viele Spieler zu schaffen, am eigenen Leistungsmaximum zu agieren. Ob das gelingt, lässt sich zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht final bewerten. Die Ankündigung von EA SPORTS, die Reward-Struktur speziell in Rivals häufiger anzupassen als in den Vorjahren, ist zumindest eine zarte Pflanze der Hoffnung.
Fazit
Eigentlich hätte EA SPORTS es ganz leicht gehabt mit dem Goldesel Ultimate Team. Ein paar kleine Community-Features hier und da, der neue Kleinfeld-Kick Rush und die ausgeweiteten Evolutions - Das hätte vermutlich schon gereicht, die Spielmodus gewordene Gelddruckmaschine ein weiteres Jahr laufen zu lassen. Dass sich der Entwickler bewusst dagegen entschieden und in nahezu alle FUT-Modi eingegriffen hat, ist daher zunächst einmal respektabel.
Wie gut die gewählten Neuerungen bei den Spielern ankommen, steht freilich auf einem anderen Blatt. Viel wurde bereits im Netz über die Revolution von Rivals und Champs diskutiert - zumeist mit offenem Ende.
Die Änderungen sind nachvollziehbar, und die ersten Tage FUT deuten darauf hin: EA SPORTS frische Ansätze haben Konzept.
kicker eSport testet FC 25
Kann sich die Community mit der Auffrischung arrangieren und gelingt es dem Entwickler, möglichst viele Teile der Spieler durch laufende Anpassungen der Belohnungen abzuholen? Dann dürfte fußballbegeisterten Gamern mit FC 25 ein gelungenes FUT-Jahr ins Haus stehen. Vorbehaltlich möglicher grober Schnitzer, die es in den vergangenen Jahren leider deutlich zu häufig gab, und der Erfahrung nach wiederkehrendem Pay-to-Win-Fokus.