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FC 25 Rush: VOLTA raus, Kleinfeld-Clubs rein

kicker eSport testet neuen Modus

FC 25 Rush: Schluss mit "Straßenschrott" - Gelingt die Integration?

Zumindest in FUT könnte so ein Rush-Team aussehen. Was taugt der neue Modus?

Zumindest in FUT könnte so ein Rush-Team aussehen. Was taugt der neue Modus? EA SPORTS

VOLTA ist tot, es lebe Rush! Mit FC 25 hat EA SPORTS den "Straßenschrott" aus dem letzten Jahr kommentarlos beerdigt. Stattdessen ist die Kleinfeld-Spielform zum gamescom-Headliner aufgestiegen. Ein klassischer EA-Move: Denn das neue "Rush" ist ein Mix aus dem alten VOLTA und dem schon immer existierenden Pro Clubs. Spielformen also, die entweder gut gedacht oder gut gemacht waren und sind.

EA SPORTS nimmt diese guten Ideen und gießt sie in eine rasant-spaßige Spielform. Sogar der Geldverdienwahn hat (noch) keinen Einzug gehalten. Das wird dann als innovativer Wurf gepriesen.

Genauso wie in Clubs steuert ihr nur einen einzigen Kicker und habt damit keine CPU-Team-Nach- oder Vorteile: Sieg oder Niederlage liegen in eurer Hand - und der des Teams.

Rush belebt das Teamspiel mit mehr Dynamik

Clubs hat ein Problem: 11vs11 bedeutet, dass man selten am Ball ist - wenig Action, viel Leerlauf. Also hat EA SPORTS dem fußballerischen Modus ein paar Adrenalinspritzen verpasst und so Rush geschaffen. Auf Deutsch übersetzt bedeutet das so etwas wie "Hektik, Eile, Hetzen".

Der Modus ist insgesamt sehr gut, fast scheint es uns, als hätte der Publisher unsere Reihe zum FIFA-Straßenfußball gelesen - nahezu alle unsere Kritikpunkte wurden berücksichtigt. Reiner Zufall? Vermutlich. Aber eins ist klar: EA SPORTS hat endlich ein wirklich gutes Erlebnis geschaffen.

Straßenfußball bei kicker eSport

Rush wird als neues Element in jede der großen vier FC-Spielformen integriert. Es begegnet euch in FUT, im Karrieremodus, beim Anstoß und in Clubs.

Gespielt wird in kleinen Teams 4-gegen-4 plus Torhüter. Der wird von der KI übernommen. Nicht die Straße ist das Feld, sondern der grüne Rasen ohne Bande. Damit fällt für EA SPORTS einiges an Programmier-Aufwand weg. Der Entwickler muss nur das bestehende Modell nehmen und es verkleinern.

Schade, dass EA SPORTS auch alle VOLTA-Spielstätten wegschmeißt. Zumindest FUT hält aber ein ähnlich bombastisches Stadion bereit.

Ein bombastisches Stadion gibt es dazu. Natürlich in FUT und natürlich gebranded. kicker eSport

Zusätzlich gibt's im neuen Modus Zeitstrafen für besonders harte Fouls und kurze Spieldauern von sieben Minuten mit wenigen und wenn dann kurzen Unterbrechungen: Rush eben. Was Kleinfeld-Sportarten in der Realität attraktiv macht, bringt EA SPORTS also korrekt in FC 25.

Rush entfaltet sein volles Potenzial erst mit Freunden

Habt ihr drei Freunde zur Hand, spielt der Modus all seine Stärken aus: Teamgeist, mit Emotionen, Hochs und Tiefs, Adrenalin und Spaß. Sozusagen das, was Clubs ist, nur dass es weniger als halb so viele Menschen braucht. Schon auf der gamescom konnten wir den Modus intensiv anspielen und sogar (etwas) mit Profis wie 'BeneCR7' und 'MoAuba' mithalten. Was für ein Erlebnis!

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Habt ihr allerdings keine drei Freunde, wird es problematisch. Spätestens hier blitzt EA SPORTS' "gerushte" Neuformatierung des Modus auf. Dank der VOLTA-Katastrophe aus den Vorjahren konnte der Entwickler schon einige Baustellen zubetonieren. Frust, Überforderung und Langeweile bleiben jedoch Teil des Erlebnisses - je nachdem, welchen Modus ihr spielt. Deswegen im Detail:

Frust und Fehler in der Karriere: Rush noch nicht ausgereift

Alle schlechten Dinge zum Start: Die Version Rush im Karrieremodus erinnert an VOLTA-Zeiten. Alles ist unfertig, fehlerhaft und lahm. Wir gehen davon aus, dass EA SPORTS bis zum Voll-Release nachbessert - so war es 2023 auch mit VOLTA.

In der Karriere könnt ihr mit euren Jugendspielern in Turnieren antreten. Die sind zwar sinnlos, aber es geht hier auch um etwas anderes: Die Spiele beschleunigen die Entwicklung der Youngster und machen sie scheinbar sogar besser. Außerdem, das haben wir im Karrieremodus-Test gezeigt, lässt sich schon mal vorfühlen: Kommender Star und/oder Sofortverstärkung?

Ein guter Ansatz von EA SPORTS, allerdings nicht bis zu Ende gedacht. Die Kicker schleichen ob ihrer schlechten Bewertung über den Rasen, spielen grausige Pässe, haben kaum Spielintelligenz. Garniert wird das mit dröger Trainingsplatz-Atmosphäre und dauerhaft laufendem EA-Soundtrack - teils doppelt überlagert.

Dröge Trainingsplatz-Atmosphäre im Karrieremodus-Rush. kicker eSport

Tore sind Glückssache oder Ausnutzen der immer gleichen Mechaniken. Der Modus verkommt zur Arbeit mit schrecklicher Präsentation: Wir brauchen die Werte-Zuwächse, haben aber kaum Lust, die Turniere zu zocken. Zusätzlich: Taktische Einstellungen fehlen gänzlich, und das trotz des so hochgejubelten FC IQ. Auch im Kleinfeld gäbe es unzählige Laufwege, Rollen und Formationen.

Anstoß: Kurzzeitiger Spaß, aber wenig Tiefe

Was in der Karriere langsam ist, ist hier auf Adrenalin. Mit dem BVB flitzen die vier gewählten Kicker dreifach schnell über den Rasen. Plötzlich sind spontane Spielzüge möglich, wenn die CPU "mitdenkt". Und das tut sie häufiger als in VOLTA. Es bleibt ein Spieler hinten zur Absicherung und die Mannen ohne Ball laufen Wege. Hier hat EA SPORTS alles richtig gemacht. Allerdings dürfte diese Spielform eilig ihre Faszination verlieren. Es geht um nichts, wer drei Spiele gemacht hat, hat alles gesehen - jedoch: Das Ganze taugt auch zum eSport.

Clubs: Hektik und Chaos im Rush-Modus

Zumindest Stirnrunzeln hatten wir auf der gamescom, als uns EA-SPORTS-Verantwortliche den neuen Modus preisen. Denn Rush ist längst in der Fußballreihe - als Clubs. Hier wird zwar 11vs11 gespielt, jedoch sind die Mechaniken und Emotionen gleich, die aus einer Partie gezogen werden. Positiv formuliert: EA SPORTS hat endlich das Potenzial von Clubs erkannt und das Prinzip in ein modernes Gewand gesteckt. Es wurde Zeit.

Entsprechend ist für Veteranen nichts neu: Der Avatar wird erstellt, dann geht es in Spontanspiele, wo bis zu drei zufällige Kicker zugelost werden. Auf dem Platz steuert ihr nur noch den eigenen Spieler und das ist eine krasse Umstellung. Plötzlich müssen Räume zugemacht, Spieler gedeckt und in noch kürzerer Zeit die richtigen Eingaben am Controller gemacht werden. Immer unter dem Druck von ein bis zwei heranstürmenden Gegnern. Ein "hektischer" Spaß!

In FUT stimmt die Präsentation, Jubler-Relikte aus VOLTA inklusive. kicker eSport

Problematisch werden hier allerdings ganz andere Dinge: Im Early Access spielen nur "Schwitzer", also Leute mit viel Clubs-Erfahrung. Mit und gegen die haben Einsteiger keine Chance. Das führt zu Frust bei den Kollegen und einem selbst. Denn die Gegner hören auch bei 1:10 nicht auf, Tore zu schießen. Wer noch nicht weiß, wie er sich gegen reale Spieler verhält, hat zwei gute Aktionen pro Partie.

Das Matchmaking sieht also einmal mehr grauenhaft aus - möglich, dass sich das zum Voll-Release bessert.

Auch die Rumsteher und Egomanen hat EA SPORTS nicht wegbekommen. Der Publisher sagt uns dazu auf der Messe, dass man den Spielern nicht vorschreiben werde, wie sie zu zocken haben. Aber Verhalten lässt sich beeinflussen. Denn die Pros leveln durch die bloße Teilnahme an Rush-Partien und bekommen mehr Punkte für Spielbeteiligung - Tore zum Beispiel. Das verleitet einerseits zu Inaktivität. Andererseits zum Phänomen Kreisliga-Ronaldo: Solange Gegner austanzen, bis man das Tor des Monats schießt. Mitspieler braucht so jemand nicht. Clubs-Rush dürfte also nur Spaß mit einem echten Team machen.

Wer gut spielt, bekommt bessere Bewertungen. In FUT gibts dafür nichts, in Clubs Skill-Punkte. kicker eSport/Patrick Baur

FUT-Rush: Teamplay belohnt, Pay-to-Win bleibt problematisch

Selbiges gilt für FUT. Auch hier spielt ihr nur einen Kicker und seid abhängig von Matchmaking und Teamkollegen. Was auf Clubs zutrifft, tut es also auch hier. Jedoch mit zwei Einschränkungen, die einen guten Blick in EA SPORTS' Denkweise und Agieren erlauben. Eine ist phänomenal gut, die andere abgrundtief verwerflich.

Statt nämlich Münzen anhand von CPU-berechneten Kriterien wie "meiste Torschüsse" zu vergeben, müssen die vier Spieler vor dem Match Aufgaben erfüllen. Es geht darum, dass die gewählten Kicker spezifische Kriterien erfüllen: Aus einem bestimmten Land oder einer Liga müssen sie sein. Je mehr Kriterien erfüllt werden, desto mehr Season-Pass-Punkte gibt es. So lohnt sich Egoismus zumindest nicht monetär, das macht EA SPORTS sehr gut.

Bronze oder Gold? Wer hat, der spielt. Langsame Karten sind einmal mehr nicht zu empfehlen. kicker eSport

Auf der anderen Seite steht der Pay-to-Win-Mechanismus, den EA SPORTS auch hier auf die Spitze treibt. Ihr dürft euch die Karte aussuchen, mit der ihr spielt. Ob das Bronze oder TOTY ist - wer hat, der spielt.

Mit Fairness hat das nichts zu tun. Wer in FUT-Rush etwas erreichen möchte, muss also noch mehr Packs ziehen. Zum Start regelt EA SPORTS zumindest die Wertungsobergrenze mit Beschränkungen - ob das so bleibt: zweifelhaft.

In unseren Tests wählten die Mitspieler fast immer Stürmer - Tore zu schießen, ist ja schließlich das einzige, was zählt. Auch hier dürfte ein Team aus Kollegen viel besser funktionieren. Zusätzlich belohnt EA SPORTS solches Teamwork noch mit extra SP-Punkten.

Fazit: Guter Modus, sinnvolle Neuformatierung

Machen wir es kurz: Rush ist eine hervorragende Neuformatierung alter Mechaniken. Dass EA SPORTS an den Kernschlechtigkeiten von VOLTA gewerkelt hat, beeindruckt uns. Keine käuflichen Sachen, kein Ballast mit Mini-Spielen und zumindest in FUT sinnvolle Spielerbeeinflussung. Der Modus macht großen Spaß!

kicker eSport testet FC 25

Dass Fehler in der Karriere und schlechtes Matchmaking in den Einzelmodi noch immer da sind: schade. Ansonsten gilt: Schnappt euch einen bis drei Kollegen und erlebt ohne viel Zwang "hastige" Kleinfeld-Action. Warum das fünf Jahre gedauert hat und jetzt von EA SPORTS trotz bestehendem Clubs-Modus als größter Wurf verkauft wird? Ob das mit der Popularität von Icon- und Baller-League zusammenhängt? Man kann nur mit dem Kopf schütteln und sagen: EA eben.

Holm Kräusche

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