Schon Ende September waren dunkle Wolken über Dallas aufgezogen. Damals hatte der milliardenschwere Besitzer der Cowboys - Jerry Jones - aber gesagt: "Mir ist bewusst, dass man viel Kritik einstecken muss - gerade nach so einem Fehlstart." Sein selbstbewusster Konter damals direkt: "Man kann viel Kritik einstecken und am Ende trotzdem die Trophäen in die Höhe strecken. Darum geht es hier."
Und sicher: Mit der aktuellen Bilanz von 3-3 in der NFC East ist noch lange nichts verloren, das personell gut aufgestellte Team aus Texas kann das Mindestziel - die Play-offs zum vierten Mal in Folge - weiterhin erreichen, auch wenn das Programm mit kommenden Partien in San Francisco (3-3), in Atlanta (4-2) und gegen Philadelphia (3-2) schwer ausfällt.
Prescott ist niemand, "der auf den Panikknopf drückt"
Die 9:47-Demontage an diesem Sonntag gegen die Detroit Lions (4-1) hat die vorhandenen Risse im Cowboys-Konstrukt aber vertieft, vielmehr sogar noch weitere klaffende Wunden hinzugefügt. Das fängt schon mal damit an, dass Dallas im eigenen AT&T Stadium vor über 90.000 Zuschauern bereits die vierte Niederlage in Folge kassiert hat - angefangen mit der Play-off-Blamage gegen die Packers im Januar (32:48) bis hin zu den Matches gegen die Saints (19:44) und Ravens (25:28).
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Dieses 9:47 nun war zudem die deutlichste Heimpleite seit 1988 - und zugleich die schlimmste Heimniederlage in der Ära Jerry Jones. Der Milliardär hatte das Franchise erst 1989 gekauft und zunächst in den 90er Jahren dreimal den Super-Bowl-Gewinn gefeiert. Seit 1997 warten die Texaner aber auf den ersehnten nächsten großen Wurf, der insgesamt sechsten großen NFL-Titel.
Das i-Tüpfelchen auf dieses gebrauchte Wochenende: Boss Jones hatte erst kurz vor dem Spiel gegen die Lions passend zu seinem 82. Geburtstag vom übertragenden US-Sender Fox Sports eine Geburtstagstorte serviert bekommen. Während des Spiels dann wurde der Eigentümer immer wieder eingeblendet und dabei gezeigt, wie ihm mehr und mehr die Laune verging. Warum auch nicht? Die kreative Offense der Lions führte die stolzen Cowboys, auch bekannt unter dem Spitznamen "America's Team", nach allen Regeln der Kunst vor - und die Defense generierte gleich vier Turnovers (zwei Interceptions, zwei Fumbles).
Der inzwischen bestens bezahlte Quarterback Dak Prescott (nur 178 Yards, kein Touchdown-Pass) war dementsprechend bedient: "Ich bin sicher nicht der Typ, der auf den Panikknopf drückt. Aber auf so etwas kann man sich nicht vorbereiten, vor allem dass es uns erneut daheim passiert. Dort, wo wir eigentlich so stark gewesen sind."
"Das war sehr besorgniserregend"
Und Jones? Der knurrig wirkende Besitzer stellte zunächst einmal klar, dass ihm dieses Resultat natürlich überhaupt nicht geschmeckt und er im Nachgang seinen Geburtstagskuchen nicht sehr genießen konnte. Er hatte das Gefühl, "dass sich Detroit auf unsere Kosten amüsiert hat". Und das dürfe nicht sein, das könne er eigentlich kaum realisieren - und da helfe auch nicht groß der Umstand, dass das Team nun eine Woche spielfrei hat: "Wir haben jetzt eine bye week, klar - aber die hat an sich nichts Magisches an sich. Man kann einige Dinge anders machen ... doch: Das war sehr besorgniserregend und sehr demütigend. Ich fühlte mich schlecht wegen all unserer großartigen Fans, besonders der im Stadion und sicherlich derjenigen, die sich voll und ganz für die Cowboys einsetzen. Wir haben eine Menge Arbeit."

Trainer der Dallas Cowboys - und ehemaliger Super-Bowl-Sieger mit den Green Bay Packers: Mike McCarthy. IMAGO/Icon Sportswire
Und: "Uns gefällt nicht, wo wir gerade sind. Das Gute aber: Wir sind erst sechs Spiele in dieser Saison, wir können uns also verbessern." Außerdem wurde gefragt, wie Jones selbst fungieren wird - er sei ja schließlich der Besitzer. Seine Antwort sinngemäß: Er besitze die Cowboys und werde dementsprechend tätig werden.
Allerdings vorerst nicht mit einer Entlassung des in der Kritik stehenden Mike McCarthy, der seit 2020 im Amt ist und ohnehin nur noch bis zum Ende dieser Spielzeit unter Vertrag steht. Jones dazu: "Daran verschwende ich keinen Gedanken, ich ziehe das nicht in Betracht." Das stimmte den Milliardär eher sauer. Denn jetzt den Head Coach zu entlassen, würde aus seiner Sicht nicht gleichbedeutend mit einem Aufschwung sein: "Halten Sie mich für einen Idioten?" Das Timing wäre aus seiner Sicht nicht richtig, jetzt so drastisch einzuschreiten.