eSport

LoL-WM: Wie stehen Europas Chancen laut Riot wirklich?

"Mit so einem Publikum gewinnen wir die Worlds"

LoL-WM: Wie stehen Europas Chancen laut Riot wirklich?

Die Hauptrunde der Worlds 2024 beginnt in Berlin.

Die Hauptrunde der Worlds 2024 beginnt in Berlin. Colin Young-Wolff/Riot Games

G2-Midlaner Rasmus 'Caps' Winther sieht sich nach dem katastrophalen Aus 2023 schon fast als Weltmeister. "Mit so einem Publikum gewinnen wir die Worlds", hatte der Däne vor einigen Wochen beim LEC-Finale großspurig angekündigt. Eine Ansage, auf die die Fans seit Jahren hoffen: Endlich wieder die ganz große Trophäe in den Händen halten - erstmals seit Season 1 im Jahr 2011. So lange ist es her, dass Europa zuletzt die LoL-Weltmeisterschaft gewann. Glaubt man dem neu veröffentlichten Power-Ranking von Veranstalter Riot Games, besteht für G2 zumindest die Hoffnung auf das Viertelfinale.

So entsteht das neue Power-Ranking

Teams werden nach Punkten eingestuft, die auf den Match-Ergebnissen der einzelnen Spiele dieser Saison basieren. Faktoren wie die Stärke des Gegners, das Verhältnis von Siegen zu Niederlagen und der Kontext der Partien spielen eine Rolle. Ein WM-Entscheidungsspiel wird etwa höher gewichtet als ein reguläres Ligaspiel.

G2 belegt den fünften Platz im neuen Power-Ranking von Riot Games. Riot Games

G2 steht als Europas Top-Team auf Platz 5. Nach einem überragenden Jahr mit drei Split-Siegen und dem Gesamttitel in der LEC - ähnlich erfolgreich wie 2019, als sie Vize-Weltmeister wurden. Fnatic und die MAD Lions KOI haben dagegen eine schwächere Saison hinter sich und rangieren weiter hinten, womit G2 erneut als größte europäische Hoffnung ins WM-Rennen geht.

T1 im Formtief: Von Platz 1 auf 6

Unangefochten an der Spitze steht Gen.G aus Korea mit 1.663 Punkten und einem Rekord von 20 Siegen in Folge in der koreanischen LCK. Für T1 um Superstar 'Faker' lief es deutlich schlechter: Der Worlds-Titelverteidiger stürzte nach einer enttäuschenden Sommersaison vom ersten auf den sechsten Platz ab. Die Qualifikation für die WM gelang nur knapp - nach einem nervenaufreibenden Sieg gegen KT Rolster. 'Faker's Frustration über das Formtief zeigte sich in einem der einprägsamsten Momente der Saison, als er nach einer Niederlage gegen Gen.G einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Weibo Gaming, der amtierende Vize-Weltmeister, fiel nach einer schwachen Saison auf Platz 11 zurück. Top Esports hingegen, die die Worlds 2023 verpasst hatten, könnten nach einem erfolgreichen Jahr in der LPL als Underdog überraschen. Bilibili Gaming - direkter Verfolger von Gen.G - hat nach der Finalniederlage beim diesjährigen MSI (1:3) die Chance auf Revanche.

Team Liquid ist das erste nordamerikanische Team auf Platz 14, nach einem Aufstieg von Platz 32 durch eine starke Frühjahrs-Saison. Vertreter aus Vietnam und Brasilien kämpfen weiterhin mit schlechten Ergebnissen bei großen Events und haben - wie Nordamerika - seit Jahren Schwierigkeiten, bei den Worlds mitzuhalten.

Faires System - Basis auf Losglück

Die erste Runde der Schweizer Phase startet am 3. Oktober um 14 Uhr, einen Tag später geht es direkt weiter mit Runde zwei. Samstags finden dann die ersten Best-of-3-Matches statt. Riot Games hat es geschafft, mit Swiss und Loserei ein einerseits faires System aufzusetzen. Andererseits spielt die Glücksfee eine große Rolle, was eher den Zuschauern zugutekommt als den Teams. So kam letztes Jahr beispielsweise der amerikanische Repräsentant durch die Schweizer Phase, weil ihm in der Rückrunde nur noch westliche Teams zugelost wurden. Die amerikanische Heldengeschichte war damit trotzdem geschrieben.

Geht man nach der Riot-Tabelle, sollte BLG problemlos gegen die MAD Lions gewinnen. Auch Hanwa-Life (HWL) hätte gegen PSG-Talon (PSG) eine gute Chance. G2 dürfte sich gegen paiN Gaming durchsetzen. Fnatic hingegen wird wohl gegen Dplus den Kürzeren ziehen - auf dem Papier sind die Koreaner deutlich überlegen. Spannend wird es bei TES gegen T1, da beide Teams im Power-Ranking eng beieinander liegen. Für Nordamerika sieht es derweil düster aus: Während FlyQuest wohl gegen GAM Esports siegen könnte, steht für Team Liquid ein schweres Spiel gegen LNG an.

Die zweite Runde des Schweizer Systems wird neu ausgelost. Für G2 wäre laut Riots Tabelle ein Match gegen FlyQuest der einfachste Weg. Treffen sie jedoch früh auf Gen.G, Bilibili, Top Esports oder Hanwa Life, könnten sie aus der oberen Gruppe fallen. Fnatic und die MAD Lions hätten mit GAM, paiN Gaming, Team Liquid oder PSG womöglich leichtere Gegner. Doch auch unangenehme Duelle wie gegen T1 oder Weibo Gaming sind möglich. Nach der zweiten Runde treten die ersten Teams mit zwei Siegen oder zwei Niederlagen in einem finalen Best-of-3 an.

Schwerer, als 'Caps' sich das gedacht hat

In der dritten Runde könnten dann die europäischen Teams aufeinandertreffen, was das Risiko birgt, sich gegenseitig einen Sieg abzuluchsen. Kurz gesagt: Es wird 2024 wohl schwieriger, die K.-o.-Runden zu erreichen, als G2-Profi 'Caps' es sich erhofft hat. Für T1 und WBG sieht es ähnlich aus wie für G2 - ein einfacher Weg ins Viertelfinale scheint unwahrscheinlich. Fnatic, Mad Lions und die Teams aus Nordamerika dürften in diesem Jahr kaum die Schweizer Runde überstehen. Die Konkurrenz aus Asien scheint einfach zu stark. Top-Team Gen.G hätte bei guter Paarung sogar das Potenzial, mit einem 3:0 durchzukommen.

Spannender werden in der Gruppenphase also erneut die Duelle Korea vs. China sein: Kann 'Faker' seinen Titel verteidigen? Gen.G endlich den Worlds-Fluch abstreifen? Oder eines der favorisierten chinesischen Teams diesmal den Pokal holen?

Jessica Hahnengreß

Die 10 erfolgreichsten eSport-Organisationen 2023 - Nach Zuschauerzeit