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Olympia 2024: Beeindruckende Show trotz Wetter-Pech

Kommentar

Beeindruckende Show trotz Wetter-Pech

Die Olympischen Sommerspiele 2024 haben eine große und stundenlange Show zur Eröffnung geboten.

Die Olympischen Sommerspiele 2024 haben eine große und stundenlange Show zur Eröffnung geboten. Getty Images

Aus Paris berichtet Carsten Schröter-Lorenz

Am Ende schwanden Durchhaltevermögen und Aufmerksamkeit. Viele Reporter kauerten seit Stunden unter Plastikplanen auf ihren Plätzen, um im Dauerregen ihrer Arbeit nachzugehen. Transparente Regencapes waren längst die begehrteste Ware auf den Tribünen, als IOC-Präsident Thomas Bach seine obligatorische Rede hielt.

Der deutsche Funktionär ist nicht dafür bekannt, Menschen mit seiner Art und seinen Inhalten von den Sitzen zu reißen.

So war es auch am späten Freitagabend in Paris gegen Ende der Eröffnungszeremonie der 33. Olympischen Sommerspiele. Kurz nach Bach und kurz vor 23 Uhr sorgte aber eine französische Sportlegende nach bereits dreieinhalb Feierstunden für einen Überraschungseffekt.

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Zinedine Zidane erschien unter großem Applaus und Sprechchören auf dem Laufsteg vor dem Trocadero-Palast und übernahm das Olympische Feuer von einem mysteriösen Fackelträger, der zuvor mit waghalsigen Manövern zu Land und zu Wasser, teilweise über den Dächern der Stadt, für eindrucksvolle Unterhaltung gesorgt hatte.

"Einzigartig, bahnbrechend, faszinierend"

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Zidane, Rafael Nadal, Serena Williams, Carl Lewis und abschließend französische Sportgrößen um Ex-NBA-Star Tony Parker - die letzten Minuten vor dem Entzünden eines Heißluftballons waren noch mal ein unterhaltsames Finale eines denkwürdigen Abends.

"Einzigartig, bahnbrechend, faszinierend" - drei von mehreren hochtrabenden Attributen, mit denen die Paris Organisatoren im Vorfeld ihre Eröffnungszeremonie angekündigt haben. Sie hielten Wort. Dass sie einen exponierten Platz in der Historie der Olympischen Spiele bekommen würde, war ohnehin klar: Erstmals fand die feierliche Startveranstaltung nicht in einem Stadion statt.

Paris hat stattdessen den fast größtmöglichen Rahmen gewählt. Eine sechs Kilometer lange Parade mit fast hundert Schiffen auf der Seine entlang vieler Wahrzeichen im Herzen der französischen Hauptstadt. Und Athletinnen und Athleten, die sich mit ihren Fahnen auf den Booten den Zuschauern präsentieren, die an den Ufern und auf den Brücken zuschauen, teilweise kostenfrei.

Große Gesten, feuchtes Wetter und gute Stimmung

Taucher, Drohnen und mehr

Eine romantische Idee, die natürlich auch ihre Kehrseite hat: die Sicherheit angesichts der angespannten Weltlage und der latenten Terrorgefahr, die in Frankreich seit Jahren als besonders hoch eingestuft wird. Um sie bestmöglich zu gewährleisten, hat die Grande Nation den gefühlt maximalen Aufwand betrieben.

45.000 Polizisten, 15.000 Soldaten und eine große Menge an privaten Sicherheitskräften, KI-gestützte Kameras, Taucher, Drohnen, Helikopter und ein im Radius von 150 Kilometern abgesperrter Luftraum. Nur gegen eine Sache können auch die bestmöglichen Vorkehrungen nichts ausrichten: das Wetter.

Nach vielen Tagen Hochsommer, der ironischerweise spätestens ab übermorgen zurückkehren soll, öffnete der Pariser Himmel ausgeregnet zur großen Freiluft-Party seine Schleusen. Über Stunden regnete es teilweise in Strömen.

Es werden spektakuläre Bilder bleiben

Carsten Schröter-Lorenz

kicker-Reporter Carsten Schröter-Lorenz kicker

Nässe und Temperaturen nur um die 20 Grad Celsius waren keine angenehmen Bedingungen für die Sportlerinnen und Sportler auf den Booten. Aber sie haben eine beeindruckende Haltung gezeigt - wie auch all die Musikerinnen, Akrobaten, Artisten, Tänzerinnen und Models, die für ein vielfältiges, teilweise spektakuläres Rahmenprogramm gesorgt haben.

Zumindest äußerlich ließen sie sich ihre Laune durch den Regen nicht verderben, sie trotzten den Wetter-Kapriolen. Es wurde auf einem pitschnassen Flügel gespielt oder auf rutschigen Untergründen getanzt. Eine Fliegerstaffel hat ein Herz in den Himmel gemalt, auf dem Eiffelturm wurde eine gigantische Lichtershow geboten.

Es werden spektakuläre Bilder bleiben von diesem Abend, der ins Wasser zu fallen drohte. Der Enthusiasmus aller Beteiligten hat das verhindert. Es macht zumindest den Anschein, dass diese Olympischen Spiele voll angekommen sind im Herzen dieser ohnehin so beeindruckenden und vielfältigen Metropole, die an historischen Orten in ihrem Zentrum mehrere Wettkampfstätten beherbergt.

Das Wichtigste: Auch das so aufwändige Sicherheitskonzept - erst recht nach den Brandanschlägen auf Bahnstrecken - scheint aufgegangen zu sein, kurz nach Mitternacht gab es jedenfalls keine anderslautenden Informationen. In den kommenden zwei Wochen wird sich zeigen, ob diese Olympia-Ausgabe ihr hohes Organisationsniveau halten und auch sportlich Maßstäbe setzen kann.

Nach der Party liegt die Latte hoch, auch wenn die Zeremonie sicher auch etwas kürzer hätte ausfallen können.

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