Football

Es geht wieder los: Fünf Fragen vor dem NFL-Saisonstart

Historische Chiefs-Chance, bange Jets-Gefühle

Fünf brennende Fragen vor dem NFL-Saisonstart

Alte und neue Jäger, doch der Gejagte bleibt derselbe: Caleb Williams, Patrick Mahomes und Aaron Rodgers.

Alte und neue Jäger, doch der Gejagte bleibt derselbe: Caleb Williams, Patrick Mahomes und Aaron Rodgers. picture alliance (3)

Den nächsten Ring im Blick: Schaffen die Chiefs den Three-Peat?

Es laufen die letzten Sekunden der Overtime in Super Bowl LVIII zwischen dem amtierenden Champion Kansas City und den San Francisco 49ers. Ein letzter Versuch bleibt Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes noch, um die letzten drei Yards zu überqueren und Kansas City erneut in den Football-Himmel zu heben. Noch führt San Francisco mit 22:19, doch Mahomes findet den freistehenden Mecole Hardman in der Endzone und krönt die Chiefs zum Champion.

Der Super Bowl LVIII

Wieder mal, muss man sagen, ist es doch bereits der vierte Titel der Franchise-Geschichte, der dritte der Ära Mahomes und der zweite in Serie.

Damit ist dem Team von Andy Reid auch der Aufstieg in einen erlesenen Kreis geglückt, lediglich sieben Teams haben das Kunststück der Titelverteidigung bislang in der langen Geschichte der NFL gepackt. Für Kansas City ebnet der zweite Titel außerdem direkt den Weg für ein neues Ziel, dem Three-Peat.

Patrick Mahomes

Patrick Mahomes schielt nach der Titelverteidigung auf den dritten Super-Bowl-Sieg in Serie. IMAGO/UPI Photo

Dreimal in Serie den Titel zu gewinnen, das ist Neuland in der NFL, schützt sich die Liga doch beispielsweise mit dem Draft aktiv gegen lange Dominanzphasen eines einzelnen Teams - oder dem für jede Mannschaft gleichen und zuletzt wieder angehobenen Salary Cap.

Für die Chiefs ist diese historische Chance Realität, dafür hat General Manager Brett Veach auch in dieser Offseason wieder gesorgt. Dieser musste wie so oft in den letzten Jahren eine Reihe harter Entscheidungen treffen, folgenschwere Abgänge sind aber kaum zu verzeichnen. Einzig der Wechsel von Conerback L’Jarius Sneed (per Trade zu den Tennessee Titans) tut weh, in Chris Jones (25,5 Sacks über die vergangenen beiden Jahre) konnte aber die große Defensive Konstante gehalten werden. Er unterschrieb einen Mega-Vertrag über 5 Jahre und 158,75 Millionen US-Dollar.

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Die wichtigsten Neuerungen gibt es hingegen auf der Receiver-Position, Marquise "Hollywood" Brown (ehemals: Arizona Cardinals) und Xavier Worthy (Erstrunden-Draftpick) werden in der kommenden Saison Mahomes' Pässe fangen. Diese Verstärkungen fallen nicht nur aufgrund der im vergangenen Jahr offensichtlich gewordenen, fehlenden Positionstiefe ins Gewicht, sondern auch weil Youngster Rashee Rice aufgrund eines schweren Autounfalls und Körperverletzungsvorwürfen noch immer suspendiert werden könnte. Auf diese Fragezeichen hofft die stets größer werdende Konkurrenz der Chiefs, doch eines hat der immer noch erst 28-jährige Mahomes bereits bewiesen. In der Position des Gejagten fühlt sich der zweimalige MVP am wohlsten.

All-in oder doch out: Welchen Plan verfolgen die Cowboys?

Dallas' ausscheiden gegen Green Bay

Und täglich grüßt das Murmeltier in Dallas. Die vergangene Saison war wieder einmal mit großen Erwartungen gestartet - und endete wieder einmal mit einer großen Enttäuschung. Nach einer 12:5-Saison, gut genug für den ersten Platz in der NFC-East, beendete eine krachende 32:48-Niederlage gegen die Green Bay Packers die Saison von "Americas Team" in der Wild-Card-Runde. Dieser Fehlschlag passt in eine ganze Reihe von Play-off-Misserfolgen, die sich nun schon beinahe drei Dekaden streckt. Seitdem Quarterback Troy Aikman im Januar 1996 letztmals die Lombardi-Trophäe für Dallas in die Luft reckte, war für die Cowboys stets spätestens in der zweiten Play-off-Runde Schluss.

CeeDee Lamb, Dak Prescott

"Should I stay or should I go?" Die Zukunft von Cowboys-Quarterback Dak Prescott ist weiterhin ungeklärt. IMAGO/Newscom World

Nach Ansicht des ehrgeizigen wie kontroversen Teambesitzers Jerry Jones soll damit nun aber Schluss sein, im Januar dieses Jahres verkündete er, in der anstehenden Saison "All-in" gehen zu wollen. Umso verwirrender sind dabei aber die Aktivitäten der Cowboys in dieser Offseason, oder besser gesagt das Fehlen der Aktivitäten. Die erwartete Personaloffensive blieb nämlich aus, die Rückkehr von Ezekiel Elliott blieb die einzige für Schlagzeilen sorgende Verpflichtung des Sommers. Stattdessen folgte ein personeller Aderlass, Running Back Tony Pollard, Tackle Tyron Smith, Center Tyler Biadasz und Defensive End Dorance Armstrong verließen allesamt das Team.

Gigantische Geldspeicher: Die bestbezahlten NFL-Spieler mit Mahomes, Lamar, Dak & Co.

Schnell kommt deshalb die Frage auf, ob in Dallas etwa Geld gespart wird, um die eigenen jungen Stars zu halten. Quarterback Dak Prescott und Star-Receiver CeeDee Lamb gingen ohne Vertragsverlängerungen in das Trainingcamp vor der Saison - letzterer blieb der Vorbereitung sogar komplett fern. Erst kurz vor dem Saisonstart schafften es die Cowboys, doch noch den Passempfänger zu halten: Er unterschrieb eine Monster-Vetragsverlängerung, die ihm 136 Millionen US-Dollar über die nächsten vier Jahre einbringt. Fertig sind die Planungen allerdings noch nicht, die Entscheidung bei Spielmacher Prescott steht noch aus, während bald auch Defensiv-Monster Micah Parsons (unter Vertrag bis 2026) zu einer Verlängerung berechtigt ist.

Vier Snaps für die Ewigkeit: Wie gut hält Rodgers' Achillessehne?

Ein Hand-off zu Running Back Breece Hall und zwei Incompletions - dann schlug der Fluch zu: Vor dem Start der vergangenen NFL-Saison gegen die Buffalo Bills waren die Hoffnungen der Anhänger der New York Jets ins schier Unendliche gestiegen, Aaron Rodgers sollte die gebeutelte Franchise endlich in eine neue Ära des Erfolgs führen. Doch nach dem vierten Spielzug in Rodgers' Zeit bei den Jets war all die Hoffnung zunichtegemacht. Bei einem Sack von Bills Pass-Rusher Leonard Floyd riss sich der neue Spielmacher, den die Jets per Trade aus Green Bay losgeeist hatten, die Achillessehne - und der grüne Teil des Big Apples hatte die NFL-Spielzeit 2023/24 kurz darauf vollends abgeschrieben. Unter der Leitung von Erstrunden-Flop Zach Wilson, Trevor Siemian und Tim Boyle quälten sich die Jets in der Folge zu einer 7:10-Bilanz und landeten damit immerhin vor dem Langzeitrivalen New England, der erhoffte Playoff-Run lag jedoch in weiter Ferne.

Leonard Floyd, Aaron Rodgers

Ein folgenschwerer Sack: Beim Tackle von Bills Pass-Rusher Leonard Floyd verletzte sich Aaron Rodgers. IMAGO/USA TODAY Network

In der kommenden Saison soll ein neuer Anlauf gestartet werden, dieses Mal wirklich mit Rodgers und einigen neuen Waffen. Zum Arsenal des Quarterbacks gesellt sich in Mike Williams (ehemals Los Angeles Chargers) ein weiterer Top-Receiver, als Rodgers-Beschützer wurden zudem die Tackles Tyron Smith (Dallas Cowboys) und Rückkehrer Morgan Moses (Baltimore Ravens) angestellt. Auf dem Papier sind das große offensive Verstärkungen für ein Jets-Team, allerdings eint alle Neuverpflichtungen ein Detail mit ihrem neuen Anführer Rodgers - die Verletzungshistorie. Ein gerissener Brustmuskel beendete Moses' Saison im vergangenen Jahr frühzeitig, während Smiths Krankenakte noch ausgeprägter ist: Er absolvierte seit 2020 lediglich 30 von 67 möglichen Partien. Beide sind unbestritten Upgrades auf der Tackle-Position für New York, ob beide noch eine komplette Saison auf dem Feld bleiben können, ist hingegen eine andere Frage - das zeigt auch der Pick von Tackle Olu Fashanu in der ersten Draft-Runde. Auch bei Wide Receiver Williams existieren diese Zweifel, schließlich verpasste er beinahe die komplette vergangene Spielzeit aufgrund eines Kreuzbandrisses.

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Dennoch ist das Ziel für das kommende Jahr klar definiert, in die Playoffs soll es gehen und da möglichst weit. Es wäre das erste Mal seit 2010 für die Jets, die damit gemeinsam mit den Buffalo Sabres aus der NHL die längste Serie ohne Playoff-Teilnahme in allen vier großen nordamerikanischen Sportarten innehaben. Die erste Wasserstandsmeldung gibt es für New York auch direkt in Woche 1, wenn es gegen Super-Bowl-Teilnehmer San Francisco geht (Monday Night). Dessen neuester Pass-Rusher ist übrigens - natürlich - Leonard Floyd.

Rebuild im Schnelldurchlauf: Was geht für die Chicago Bears?

Der 10. März 2023 könnte sich in Chicago schon bald zu einem Feiertag entwickeln: Damals, vor rund eineinhalb Jahren, wickelte Bears GM Ryan Poles einen Trade mit potenziell franchise-verändernden Implikationen ab. Im Tausch für den First-Overall-Pick 2023, den die Carolina Panthers für Quarterback Bryce Young nutzten, wechselten Erstrunden-Auswahlrechte in 2023 und 2024 sowie ein Zweitrunden-Pick in 2025 und Star-Wide-Receiver DJ Moore in die "Windy City" - und dieser Trade ging für Chicago vollends auf.

Caleb Williams

Chicagos neuer Heilsbringer? Caleb Williams hat große Hoffnungen in der Windy City entfacht. IMAGO/USA TODAY Network

Unter erschwerten Bedingungen hatte Young Probleme, die Panthers zu siegen zu führen, was den Bears wiederum das erste Auswahlrecht im vergangenen April einbrachte. Nun, eineinhalb Jahre nach dem Trade und noch bevor überhaupt alle Teile des Tauschgeschäfts ausgespielt sind, steht Chicago vor einer blendenden Zukunft. Mit Caleb Williams, dem First Overall Pick dieses Jahres, hoffen die Bears nach dem fehlgeschlagenen Justin-Fields-Experiment nun endlich ihren Quarterback der Zukunft gefunden zu haben, während sich Tackle Darnell Wright (Erstrunden-Pick 2023) und Moore zu wichtigen Teilen der neuen Bears-Offensive entwickelt haben.

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Doch damit nicht genug, schließlich haben die Bears einen überaus geschäftsträchtigen Sommer hinter sich. Mit den Passempfängern Rome Odunze (per Draft) und dem aus Los Angeles verpflichteten Keenan Allen hat Williams direkt eine schlagkräftige Anzahl an Passempfängern an die Hand bekommen, während mit D'Andre Swift (vormals Philadelphia) nun auch die Running-Back-Position ein Upgrade erhalten hat. Stehen und fallen wird die Saisons der Bears in der starken NFC North zwar dennoch mit Williams' Entwicklung, eine bessere Ausgangslage für seine erste NFL-Saison hätte sich der Heisman-Gewinner von 2023 aber wohl kaum erträumen dürfen.

Rookie-Sensation oder nur Bankwärmer: Wann dürfen die Erstrunden-Quarterbacks ran?

Williams war allerdings bei weitem nicht der einzige QB, der beim jüngsten NFL Draft in der ersten Runde vom Board ging. Rekordträchtige sechs Spielmacher fanden im April in der ersten Draft-Runde den Weg in die NFL. Wie steht es eigentlich um sie? Auf Williams folgte im Draft Jayden Daniels von LSU, der bereits in Sachen Heisman-Trophäe auf den Nummer-1-Pick gefolgt war. Er war der Hauptpreis für die Washington Commanders und hat im Camp bereits gute Eindrücke hinterlassen. Derart gut sogar, dass ihn Head Coach Dan Quinn noch vor dem Ende der Preseason zum Starting Quarterback für den Saisonauftakt gegen Tampa Bay kürte.

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Unsicherer sieht es für die Spielmacher aus, die im Draft auf Daniels folgten. Um Drake Maye, dem dritten Pick des NFL-Drafts 2024, mehr Eingewöhnungszeit zu geben, holten die New England Patriots Jacoby Brissett zurück nach Boston, doch auch Maye machte sich nach Anlaufschwierigkeiten gut im Trainingcamp des sechsmaligen Super-Bowl-Champions. Head Coach Jarod Mayo legte sich schließlich vor Saisonstart dennoch zunächst auf den erfahreneren Brissett (schon 2016 Teil des Teams um die damalige Legende Tom Brady).

Kaum Chancen, in Woche eins auf dem Feld zu stehen, hat hingegen Michael Penix Jr. Die Auswahl des früheren Washington-Spielmachers hatte schon am Draft Day für Verwunderung gesorgt, nachdem die Falcons in der Offseason ja eben erst Kirk Cousins für viel Geld verpflichtet hatten. Wenngleich dieser aufgrund seines in der vergangenen Saison erlittenen Achillessehnenrisses kein Preseason-Spiel absolvierte, erhält er dennoch den Vorzug vor Penix. Dieser ist eher als Zukunftslösung nach Lehrjahren unter Cousins geholt worden.

Sicherlich keine Spielzeit wird zudem Cousins' designierter Nachfolger in Minnesota, J.J. McCarthy, in dieser Spielzeit erhalten. Nach dem ersten Preseason-Spiel diagnostizierten die Team-Ärzte einen Meniskusriss beim 21-Jährigen, der seine Saison bereits vor dem offiziellen Start beendete. Stattdessen wird nun Sam Darnold die Vikings in die kommende Saison führen. So rundet Bo Nix von den Denver Broncos die Gruppe der in der 1. Runde gedrafteten Rookie-Spielmacher ab. In einem zugegebenermaßen schwächeren QB-Room kristallisierte sich der 24-Jährige als klar stärkste Option gegenüber Jarrett Stidham und dem aus New York verpflichteten Zach Wilson heraus.

Constantin Frieser

Die 32 Head Coaches und Coordinators der NFL-Saison 2024/25