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Katastrophale Offense: Sind die Browns am Ende?

Cleveland steht bei 1-4

Katastrophale Offense: Sind die Browns am Ende?

Kriegt sehr wenig gebacken: Browns-Quarterback Deshaun Watson.

Kriegt sehr wenig gebacken: Browns-Quarterback Deshaun Watson. IMAGO/UPI Photo

Klar, Deshaun Watson ist nicht mehr nur Quarterback. Seit seinem Skandal samt Urteil und Sperre wegen sexuellen Missbrauchs bei verschiedenen Frauen trägt der einst vielversprechende Spielmacher der Houston Texans diesen "Beipackzettel" mit sich herum.

Mit folgendem Zusatz: Trotz dieses Skandals mehrerer sexueller Nötigungen und Übergriffen bei Massage-Sitzungen hatten sich damals gleich mehrere Teams sehr um Watsons sportliche Dienste bemüht. Das Rennen hatten am Ende die Cleveland Browns gemacht, die etwa drei Erstrunden-Picks an die Texaner abgaben und den Quarterback mit einem Fünfjahresvertrag ausstatteten, der ihm eine Garantiesumme von 230 Millionen US-Dollar bescherte (damaliger NFL-Rekord). Die Gehaltsstruktur wurde - im Vorgriff auf die anstehende Sperre - so gestaltet, dass das Salär im ersten Jahr ausgesprochen niedrig ausfiel.

Sportlich kam Watson erst wieder gegen Ende der Regular Season 2022/23 auf die Bildfläche zurück, ehe er vergangene Saison im November verletzungsbedingt ausfiel - gebrochene Schulter an seinem Wurfarm. Kurzum: So richtig Fuß fassen konnte der 29-Jährige nicht mehr.

Zahlen des Schreckens

Das zieht sich seit Anbeginn der neuen Regular Season konstant so weiter durch. Einerseits hatte es vor Wochen im September bereits einen neuen Vorwurf der sexuellen Belästigung gegeben - eine Klage war in Houston eingereicht worden. Demnach sei die Frau, die nur unter dem Alias "Jane Doe" in der Anklageschrift geführt wird, im Oktober 2020 mit dem damaligen Spieler der Texans zu einem Date in ihrer Privatwohnung verabredet gewesen, als der sexuelle Übergriff stattgefunden haben soll.

NFL, Week 5

Andererseits weiß Watson sportlich nach wie vor überhaupt nicht mehr sportlich zu überzeugen. Die traurige Bilanz nach fünf Partien: ein Sieg beim 18:13 in Week 2 bei den erst an diesem Wochenende erstmals erfolgreichen Jacksonville Jaguars und vier Niederlagen. Als einziges von bekanntlich 32 NFL-Teams hat es das Franchise aus Ohio noch nicht einmal geschafft, auch nur in einem Match 300 Total Yards zu erreichen. Die Offense produziert vielmehr Horrorzahlen am laufenden Band: Am Sonntag beim 13:34 in Washington sind es lediglich 212 Total Yards gewesen, es ist nur eines von 13 Third Downs konvertiert worden - und Watson hat nur 125 Yards bei einem Touchdown verbucht.

Doch damit nicht genug: Watson hat bislang nur 106 seiner 176 Pässen, also schwache 60,2 Prozent, an den Mann gebracht - für nur 852 Yards und fünf Scores bei drei Interceptions. Sein einst aus Texans-Zeiten gefürchtetes Laufspiel? 25 Versuche für 131 Yards und einen TD. Das reicht nicht einmal, um irgendwie im Dunstkreis der besseren Quarterbacks der Liga mitzumischen. Mit einem Rating von 23,9 rangiert der 2017er Erstrunden-Pick (12. Stelle) vielmehr auf dem letzten Platz unter allen bislang eingesetzten Spielmachern in dieser Saison - und die Cleveland Browns als Team haben in jedem Spiel nicht einmal 20 Punkte erreicht. Das ist die schwächste Bilanz zum Start seit 1999.

"Wir werden das reparieren können"

Head Coach Kevin Stefanski, seit 2020 im Amt und seither zweimal in die Endrunde eingezogen, will aber nichts von einem vorschnellen Tausch weg von Watson und hin zu Ersatzmann Jameis Winston (30, von den Saints gekommen) wissen. "Wir wechseln nicht die Quarterbacks", versicherte der 42-Jährige noch am Spieltag vor versammelter US-Medienlandschaft - obwohl es bei einem Fourth Down zwischen ihm und Watson offensichtlich ein Missverständnis gegeben hat. Während der Cheftrainer nämlich dafür gehen wollte, marschierte der Spielmacher einfach nach draußen, zog seinen Helm ab und schüttelte den Kopf - so der Anschein.

Kevin Stefanski

Hat schon bessere Zeiten als Head Coach der Cleveland Browns erlebt: Kevin Stefanski. IMAGO/Icon Sportswire

"Wir müssen einfach besser spielen. Und ich muss besser coachen", wiegelte Stefanski aber ab hinterher und nahm die Schuld für die 1-4-Bilanz eher aus sich. Die gesamten Probleme seien aus seiner Sicht nämlich kein "Ein-Personen-Problem in der Offense", also Watson.

Vielmehr glaubt Stefanski fest daran, dass der Umschwung mit Watson gelingen kann: "Wir haben die Spieler dafür. Wir haben die Trainer dafür. Deswegen werden wir es auch reparieren können." Watson selbst schlägt in dieselbe Kerbe: "Am Ende des Tages haben wir offensiv nicht genug gemacht. Und als Quarterback nimmst du natürlich die Last auf dich. Du nimmst die ganze Kritik auf dich. Du nimmst die ganze Schuld auf dich." Er müsse einfach künftig "Wege finden, alle wieder mitzunehmen" und gemeinsam herausfinden, "wie wir rausgehen und Fehler vermeiden können, die uns in Verlegenheit bringen und uns in Situationen bringen, in denen wir nicht sein wollen".

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