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NFL Quarterback Ranking: Mahomes entthront, Hurts stürzt ab

Nach Woche 5

Quarterback Ranking: Mahomes entthront, Hurts stürzt ab - und eine große positive Überraschung

Einer entthront, einer abgestürzt: Patrick Mahomes (li.) und Jalen Hurts.

Einer entthront, einer abgestürzt: Patrick Mahomes (li.) und Jalen Hurts. imago images (2)

Hinweis: Um eine ausreichend große und vergleichbare Sample Size aus dieser Saison zu haben, wurden nur Quarterbacks mit mindestens 80 Dropbacks in den ersten fünf Spielen berücksichtigt.

Quarterbacks verändern sich nicht einfach innerhalb weniger Wochen. Das ist ein längerer Prozess, der sich erst in verschiedenen Situationen, Matchups und Umständen bestätigen muss.

Wir sehen Entwicklungen, vorsichtige Tendenzen, und die gilt es, zu berücksichtigen. Aber mein Ziel mit diesen Quarterback Rankings ist es nicht, die Leistungen der letzten vier Wochen gegeneinander aufzuwiegen. Kleine und wenig aussagekräftige Sample Sizes sollten hier nicht die übergreifende Analyse dominieren.

Es ist vielmehr eine grundlegende Einschätzung des jeweiligen Spielers - die sich natürlich über die Zeit auch verändern kann und wird - als Basis, kombiniert mit dem Eindruck der letzten Wochen und generell aus dieser Saison. Das soll in Summe eine Analyse und eine Einordnung ergeben, die auf stabileren Füßen steht, und die nicht in vier Wochen nach zwei schlechten Spielen wieder auf den Kopf gestellt wird.

Nicht berücksichtigt: Tyler Huntley, Miami Dolphins

Nach fünf Spielen haben bereits vier verschiedene Quarterbacks für die Dolphins Pässe geworfen. Die Verletzung von Tua Tagovailoa hat Miamis Saison bis auf weiteres auf Eis gelegt, doch wichtig sind hier mehrere Punkte.

Die Offense sah auch schon mit Tagovailoa nicht gut aus. Miami hatte gegen die Jaguars in Woche 1 erhebliche Probleme und lag gegen die Bills mit 10:31 zurück, als sich Tua verletzte. Wir sehen überall in der NFL andere Teams, die auch kurzfristig mit Backup-Quarterback erfolgreich sein können, oder zumindest offensiv kompetitiv sind. In Miami nicht.

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Zwei Dinge muss man hier herausstellen: Die Dolphins haben ihre Offensive Line sträflich vernachlässigt. Sie haben in der Offseason noch mehr auf Speed gesetzt, vermutlich mit der Idee im Hinterkopf, dass Elite-Speed und McDaniels Play-Calling die Line-Schwachstellen kompensieren können. Doch ist Miami damit zu eindimensional und findet, wie schon letztes Jahr, keinen Plan B.

Und auch die Offense insgesamt ist komplett darauf ausgelegt, dass der Quarterback mit extrem präzisem Timing spielt. Das ist etwas, das sich entwickeln muss und das macht es umso schwerer, mit einem Backup-Quarterback Antworten zu finden. Miami hat sich mit seinem Roster Building und der offensiven Strategie in eine Ecke manövriert, in der schon mit Tua die Antworten fehlen. Und sie haben sich in der vergangenen Offseason in dieser Ecke zusätzlich verbarrikadiert.

Fünftes Tier: Junge Quarterbacks und perspektivische Backups

31. Jacoby Brissett, New England Patriots

Ranking vor Saisonstart: 26

Brissett ist eigentlich genau das, was wir vor der Saison erwartet haben und was sein Profil generell seit Jahren ist: Ein guter Game Manager, der stark von den Umständen abhängig ist. Dessen Offense in erster Linie so weit kommt, wie die Umstände um ihn herum es zulassen.

Und die Umstände sind nicht gut. Brissett wirft vor allem kurz, er kreiert nicht viele Plays und hat dafür dann zu viele Fehler drin. Auch sein Umgang mit Pressure, und davon gibt es reichlich hinter dieser Line, ist nicht gut und wurde auch eher schlechter.

Brissett ist komplett auf der Linie zwischen Low-End-Starter und High-End-Backup. Und in einer Situation, wie er sie in New England hat, wird es immer mehr nach "Backup" aussehen. Was es aber auch nachvollziehbar macht, dass sich die Patriots bislang weigerten, Rookie Drake Maye rein zu werfen. Doch wurde der Druck zu groß: Maye startet am Sonntag gegen die Texans.

30. Deshaun Watson, Cleveland Browns

Ranking vor Saisonstart: 24

Angesichts seines Vertrags kann man argumentieren, dass Watson jeder weitere kritische Punkt in seiner Karriere relativ egal sein kann. Und die Browns können sich Cap-technisch auch nach dieser Saison kaum von ihm trennen. Sie könnten ihn auf die Bank setzen - aber sein Geld wird Watson bekommen.

Und dennoch fühlt sich diese Saison wie seine letzte große Chance an. Watsons letzte Saison auf Top-10-Level ist vier Jahre her und es gibt keine Hinweise darauf, dass diese Form noch in ihm steckt.

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Watson hält den Ball nach wie vor extrem lange, seine Accuracy ist komplett inkonstant, sein Release wirkt bisweilen unrund, sein Pocket-Management ist desolat. Und während es einerseits fair ist, darauf hinzuweisen, wie angeschlagen die Offensive Line ist, lässt sich andererseits auch klar festhalten, dass Watson die Situation zusätzlich verschlimmert. Umso mehr, weil die Browns die Offense maßgeblich um ihn herum aufgebaut haben.

Seine besten Plays kommen dieses Jahr bei Scrambles und wenn er aus einer engen Pocket noch entkommen kann. Und insbesondere gegen die Raiders hatte er einige sehr gute Momente im Passing Game. Aber einzelne Flashes reichen gemessen an den Erwartungen und der Bezahlung nicht. Zumal Watson jeden noch so zaghaften Floor dann häufig mit seinem Pocket-Verhalten zerschießt.

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29. Will Levis, Tennessee Titans

Ranking vor Saisonstart: 27

In dieser Saison geht es für die Titans in erster Linie darum, herauszufinden, was sie in Will Levis haben. Und ob das neue Regime womöglich in der kommenden Offseason einen neuen Quarterback suchen muss.

Das erste Zwischenfazit ist, sagen wir, gemischt. Denn so absurd einige der Turnover auch sind - und Levis hatte mehrere der absurdesten Quarterback-Plays dieser Saison -, so lässt sich auch festhalten, dass Levis positive Ansätze zeigt.

Will Levis von den Tennessee Titans

Will Levis spielt in Tennessee um seine Zukunft als Starter. Getty Images

Physisch stehen diese Ansätze ohnehin außer Frage. Der Arm ist gut, und er hat die Athletik, um als Runner Plays zu machen. Und ich habe auch genug Plays von ihm dieses Jahr gesehen, wo er schnell durch seine Reads geht und den Ball mit gutem Timing rausfeuert.

Gleichzeitig sind es auch noch zu viele Plays, bei denen er offene Receiver übersieht. Oder die Play-Struktur vorschnell verlässt und losläuft. Kurzum: Es ist noch alles sehr roh und sehr inkonstant. Ich sehe bei Levis das Potenzial, um im weiteren Saisonverlauf genügend Argumente für 2025 zu sammeln. Aber noch ist er dort nicht. Und die Zeit läuft.

28. Bo Nix, Denver Broncos

Ranking vor Saisonstart: 32

Dass Bo Nix in Woche 4 gegen die Jets mit den wenigsten Passing-Yards (60) ein Spiel gewinnen konnte, seit Eli Manning 2007 das Kunststück mit sogar einem Yard weniger gelungen war, passte in die Anfangsphase seiner Saison. Nix' 2,4 Yards pro Pass gegen New York waren die wenigsten für einen Quarterback mit mindestens 25 Pässen bei einem Sieg seit 1965.

Aber alles in allem sind positive Tendenzen sichtbar. Nix hatte ein solides Spiel gegen die Bucs in Woche 3 mit auch ein paar sehenswerten Pässen gleich früh im Spiel tiefer nach außen. Gegen die Raiders hatte er letzte Woche sein bis dato vermutlich bestes Spiel mit auch mehr Shots. Er wird den Ball schnell los, er verschuldet wenige negative Plays, was Sacks und Turnover angeht, und das ist schon etwas wert. Und: Er kreiert am Boden, diese Qualität hat sich bislang in der NFL erstaunlich gut gehalten.

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Gleichzeitig muss nicht nur mehr Aggressivität von ihm als Passer kommen. Insbesondere sein Intermediate Passing Game ist noch deutlich ausbaufähig. Und für die Art Quarterback, die er im besten Falle sein soll, muss er hier viel konstanter werden.

Nix' realistischer Best Case ist und bleibt für mich vergleichsweise überschaubar, sodass er dann zumindest, auch als Rookie, seinen Floor schnell stabilisieren muss. Erste Schritte dahin sehen wir mittlerweile.

27. Anthony Richardson, Indianapolis Colts

Ranking vor Saisonstart: 21

Ich bin ehrlich: Ich hatte mir auch schon früh in dieser Saison ein wenig mehr erwartet. Das ist in Teilen Kritik an Richardson, in Teilen aber auch Kritik an meiner eigenen Prognose. Denn es ist immer noch ein Quarterback, der im College keine 400 Pässe geworfen hat, und dann in seiner ersten NFL-Saison auf nicht einmal 100 Pässe kam, ehe Verletzungen seine Rookie-Saison vorzeitig beendeten.

Bislang ist Richardson dieses Jahr ein kompletter Boom-or-Bust-Quarterback. Er wirft den Ball tiefer als jeder andere Quarterback in der NFL, in der die Teams dieses Jahr die Shot Plays verzweifelt suchen. Die Colts scheinen das als probates Mittel zu sehen, um Richardsons Accuracy-Probleme anderweitig zu kompensieren, aber mehr Konstanz gibt das der Offense natürlich nicht. Nur eben die Möglichkeit, Spiele auf anderem Wege zu gewinnen oder kompetitiv zu gestalten, wie etwa gegen die Texans in Woche 1.

Was mich mehr wundert als die Probleme im Passing Game ist die Tatsache, dass die Colts das designte Run Game bisher nur bedingt um Richardson herum gestalten. Hier noch mehr Stabilität wieder reinzubringen ist ein Punkt, aber Richardson muss unbedingt seine Accuracy stabilisieren.

Viertes Tier: Diese Quarterbacks sind Starter auf Zeit

26. Gardner Minshew, Las Vegas Raiders

Ranking vor Saisonstart: 29

"Starter auf Zeit" könnte in Minshews Fall bald eine sehr konkrete Realität werden. Minshew wurde am Sonntag gegen die Broncos gebenched, Head Coach Antonio Pierce ließ es nach dem Spiel offen, wer am kommenden Sonntag startet.

Und Minshew hatte kein gutes Spiel, inklusive eines üblen Pick Sixes kurz vor der gegnerischen Endzone. Bis dahin aber war er in dieser Saison ziemlich genau das, was man von dieser Bridge-Lösung erwarten konnte: Ein Ballverteiler mit einem gewissen, wenn auch eher niedrigen, Floor und ohne eine echte Chance auf konstantes Top-15-Play.

Aber das müssen auch die Raiders gewusst haben, als sie sich für diesen Weg entschieden. Der einzige Kritikpunkt ist, dass Minshew für seine sehr konservative Spielweise dann zu viele Turnover-Fehler in seinem Spiel hat. Aber selbst das war auch letztes Jahr auf seinem Colts-Tape zu sehen.

25. Andy Dalton, Carolina Panthers

Ranking vor Saisonstart: Nicht geranked

Dalton ist so etwas wie der Inbegriff dieser Kategorie. Den bald 37-Jährigen kann man bedenkenlos in ein Spiel rein werfen, und man weiß, dass man zumindest halbwegs kompetentes Quarterback-Play bekommt. Der Übergang von Bryce Young hin zu Andy Dalton in Woche 3 war in dieser Hinsicht eklatant.

Gleichzeitig ist auch völlig klar, dass Dalton kein lang-, oder selbst mittelfristiger Starter mehr ist. Er ist eine erfahrene Bridge-Lösung, er kann sicher aus der Pocket heraus spielen, und er hat immer noch eine gute Downfield Accuracy.

Das funktioniert für den Übergang und gibt der Offense eine Chance. Diesen Film haben wir schon vor zwei Jahren in New Orleans gesehen. Die Frage ist, wie die Panthers diese Situation jetzt weiter managen. Und was das mögliche Szenario wäre, um Young doch nochmal zu sehen.

24. Daniel Jones, New York Giants

Ranking vor Saisonstart: 23

Es fällt mir zugegebenermaßen schwer, über Daniel Jones noch etwas zu schreiben, das ich nicht schon über ihn gesagt habe.

Ich denke, dass wir 2022 die bestmögliche Version von ihm gesehen haben. Das war ein Quarterback, der verlässlich den Ball verteilt hat, der als Runner Bestandteil der Offense war und dazu beigetragen hat, dass die Giants als Team eine offensive Überraschung waren.

Und in Teilen sehen wir das auch dieses Jahr wieder. Jones versteht sehr gut, dass Malik Nabers der Schlüssel zu einer produktiven Giants-Offense ist, und feuert den Rookie mit Targets nur so zu.

Er wirft den Ball schnell, er ist halbwegs effizient underneath, als Runner würde ich gerne sogar noch mehr sehen. Das Spiel gegen Seattle war so etwas wie der Best Case, mit Runs sowie präzisen, schnellen Pässen, um der Offense eine gewisse Stabilität zu geben, aber auch den Downfield-Shots, die wir aus den Anfängen seiner Karriere von Jones noch kennen.

Aber es ist auch klar, dass Jones die Giants nicht komplett überraschen wird dieses Jahr. Die Giants wissen, wer er ist - und sie hätten ihn gerne vor dieser Saison im Draft ausgetauscht. Jones spielt eine solide Saison, dennoch geben seine Leistungen bislang keinen Grund zur Annahme, dass die Giants von diesem Plan abrücken sollten.

23. Justin Fields, Pittsburgh Steelers

Ranking vor Saisonstart: Nicht geranked

Abgesehen von einem gewissen Veteran-Status und möglicher Locker-Room-Dynamiken hat es für mich nie viel Sinn ergeben, Russell Wilson statt Justin Fields starten zu lassen. Beide haben ähnliche Limitationen als Passer, Fields bringt signifikant mehr Athletik mit, um zumindest den Floor im Run Game anzuheben.

Das größte sportliche Argument für Wilson waren Turnover. Wilson war in Denver letztes Jahr nicht gut, aber er warf nicht viele Turnover-Bälle und dass Mike Tomlin diese Stabilität wertschätzt, um dann mit seiner Defense das Spiel zu gewinnen, das ist kein Geheimnis und ein Stück weit auch nachvollziehbar.

Justin Fields von den Pittsburgh Steelers

Justin Fields hatte in Pittsburgh einen überraschend guten Saisonstart. Getty Images

Aber hier kommen wir zurück zur Fields-Analyse. Denn Fields ist bislang noch gar nicht in dem Ausmaß, in dem ich es mir unter Arthur Smith erwartet hatte, dieser riesige Faktor im Run Game. Dafür aber gefällt er mir als Passer bislang unerwartet gut: Wenige Fehler, eine Handvoll Big Plays bei Shots, bevorzugt zu George Pickens, und dann mitunter sogar mehr Production in der Mitte des Feldes, als ich es von Fields erwartet hatte.

Oder andersherum formuliert: Fields macht das gut, was man im besten Fall von Wilson erwarten konnte. Und gibt der Offense zusätzlich Lösungen für eine Handvoll Off-Script-Plays pro Spiel.

Drittes Tier: Kompetente Starter, die mit Hilfe glänzen können

22. Caleb Williams, Chicago Bears

Ranking vor Saisonstart: 20

Man kann Caleb Williams förmlich dabei zuschauen, wie er in seiner Rookie-Saison Woche für Woche mehr in der NFL ankommt. Anfangs musste er noch herausfinden, mit was er in der NFL davonkommt und mit was nicht. Sowohl in der Pocket, als auch was Passfenster in der NFL angeht. Da half es wenig, dass die Offense so gar keinen Rhythmus hatte - auch weil im Run Game nichts ging.

Williams steigerte sich über die letzten Wochen konstant. Er ist ein zunehmend präziser Underneath-Ballverteiler, er geht durch seine Reads, er zeigt gutes Timing in der Pocket und ist auch in einer engen Pocket noch sicher und ruhig.

Außerdem sehen wir bereits, wie er Coverages versteht. Wie er den Safety richtig liest, wie er auch spät im Play zum richtigen Read kommt. Wie er mehr Verantwortung vor dem Snap übernimmt. Und das Armtalent steht ohnehin außer Frage.

Williams muss noch dringend an seinem Timing und seinem Ball Placement im vertikalen Passspiel arbeiten, und er muss weiter besser darin werden, zu verstehen, welche Plays funktionieren und welche nicht. Aber wir sehen neben dem physischen Talent und dem Hype, den er aus dem College mitgebracht hat, so viele echte Quarterback-Qualitäten in seinem Spiel, dass ich davon ausgehe, dass er sich weiter steigern wird.

21. Sam Darnold, Minnesota Vikings

Ranking vor Saisonstart: 30

Darnold ist auf bestem Wege, einen Baker-Mayfield-ähnlichen Karrierepfad einzuschlagen, womit er sich dann im dritten Tier etablieren und einen Starter-Spot für die kommende Saison - nicht unbedingt in Minnesota - bekommen würde.

Die kritische Aufgabe liegt darin, herauszufiltern, wie viel Anteil Darnold daran bekommt und dementsprechend, was man ihm in der langfristigen Prognose zutraut. Denn die Umstände in Minnesota sind mit weitem Abstand die besten, die er bislang als Starter in seiner Karriere hatte. Und das kann dazu verleiten, einen Quarterback übermäßig positiv darzustellen.

Quarterback Ranking zum Saisonstart

Wenn ich aber eine Sache herausstellen müsste, die mir signifikant besser gefällt, und die ich Darnold individuell sehr positiv anrechne, dann ist es sein Pocket-Verhalten. Hier scheint er sich merklich stabilisiert zu haben, und das gibt seinem ganzen Spiel eine deutlich höhere Baseline.

Gleichzeitig hatte Darnold in jedem Spiel seine zwei, drei Fehler drin, die Turnover in Kauf nahmen. Und wenn Minnesota dann im weiteren Saisonverlauf doch häufiger auch mal einen negativen Spielverlauf kompensieren und aufholen muss, liegt die Vermutung zumindest nahe, dass diese negativen Punkte eher noch größer werden. Darnold macht seine Sache derzeit gut, nicht mehr, und nicht weniger.

20. Derek Carr, New Orleans Saints

Ranking vor Saisonstart: 22

Ein sehr guter Reminder daran, bei Quarterback-Evaluationen insbesondere bei Quarterbacks, für die wir eine sehr große Sample Size haben, nicht überzureagieren. Und gleichzeitig ist es komplett fair, auch einen solchen Quarterback zu loben, wenn er mal auf die eine oder andere Art und Weise über seinen Schatten springt.

All das ist bei Derek Carr in den ersten Wochen der Saison passiert. Die Offense lief in den ersten beiden Spielen nahezu perfekt, Defenses wirken überrumpelt und konnten das Run Game in Kombination mit dem vertikalen Play-Action-Passspiel im besten Sean-McVay-2018er-Stil zunächst nicht stoppen.

Das legte sich dann auch schnell wieder, gleichzeitig aber war Carr als Passer aggressiv, er feuerte auch Downfield Shots unter Druck raus. Carr hat klar unterstrichen, dass er in genau dieses Tier gehört: In guten Umständen kann er eine explosive High-Scoring-Offense aufs Feld bringen. Man sollte nur nicht erwarten, dass er diese trägt, wenn er mehr in offensichtliche Dropback-Situationen gebracht wird. Das haben die letzten Partien unterstrichen.

19. Jalen Hurts, Philadelphia Eagles

Ranking vor Saisonstart: 11

Man kann argumentieren, dass Hurts derzeit sogar noch näher Richtung Ende dieses Tiers gehört. Denn insbesondere sein Decision Making ist mit das schlechteste aller Quarterbacks, rein auf die bisherige Saison bezogen. Und während Hurts normalerweise in der Lage ist, mit seinem präzisen Downfield-Passing und seinen Qualitäten als Runner alternativ einen Floor zu kreieren, ist auch das dieses Jahr eher überschaubar.

Im designten Run Game wirkt er mir teilweise zu behäbig, und im vertikalen Passspiel ist er komplett inkonstant. Das liegt auch daran, dass A.J. Brown bisher erst ein Spiel gemacht hat, in Woche 3 verletzte sich dann auch DeVonta Smith und die Offensive Line musste zuletzt ohne Lane Johnson ran.

Das sind gewissermaßen "mildernde Umstände", genau wie die Tatsache, dass mir Hurts bisher im unter Kellen Moore deutlich besser designten Kurzpassspiel gut gefiel. Ich will Hurts nach der Bye Week für ein paar Spiele mit seinen beiden Top-Receivern sehe, ehe ich ihn weiter nach unten schiebe - oder vielleicht ja auch wieder nach oben.

18. Jared Goff, Detroit Lions

Ranking vor Saisonstart: 16

Dieser Auftritt gegen Seattle direkt vor der Bye Week war exzellentes Timing. Denn Goff hatte einen ziemlich überschaubaren Start in die Saison, sowohl gegen die Rams, als auch gegen Tampa Bay leistete er sich zu viele Fehler, konnte die Offense nicht wie gewohnt bewegen und auch längst nicht mit der gewohnten Effizienz den Ball verteilen. Wenngleich ich zugegebenermaßen den Game Plan aus dem Bucs-Spiel nach wie vor nicht verstehe.

Gegen die überforderte Cardinals-Defense war er dann bereits merklich stabiler, auch weil er mehr Zeit in der Pocket hatte, und das war dann gegen die Seahawks nochmal extremer. Seattle hatte zwar drei Sacks, ansonsten aber konnten sie Goff fast gar nicht unter Druck setzen und die Offense-Maschinerie lief auf Hochtouren.

Und das ist nach wie vor der Best Case mit Goff. Wenn die Line dominiert, das Run Game läuft, und die Play Action Shots über die Mitte da sind. So ist dieses Team zusammengebaut und so funktioniert auch Goff mit Abstand am besten.

17. Jayden Daniels, Washington Commanders

Ranking vor Saisonstart: 28

Die für mich größte Positiv-Überraschung der bisherigen Saison!

Auch weil wir jetzt schon nach nur fünf Spielen verschiedene Varianten dieser Offense gesehen haben. In den ersten Spielen war Washington extrem vorsichtig, setzte auf Screens, Runs und Quick Game. Dann öffnete Kliff Kingsbury die Offense für Daniels, der nicht nur schon jetzt einer der besten Scrambling-Quarterbacks in der NFL ist, sondern auch einen tollen Deep Ball hat.

Gegen Cleveland gab es dann erstmals seit dem Auftaktspiel gegen die Bucs echten Gegenwind von der gegnerischen Defense - und Daniels konnte mehrere Big Plays am Boden und außerhalb der Struktur kreieren. Diese Komponente kann für eine Offense, insbesondere eine, die sich noch sucht und die in wenigen Spielen in Summe einen echten Talent-Vorteil hat, eine so wichtige Stütze sein. Die Offense gibt Daniels viel Starthilfe, und da muss ich vor Kingsbury den Hut ziehen. Aber Daniels erwidert den Gefallen mit den Stützrädern, die er seinerseits der Offense gibt.

Was ich von Daniels im weiteren Saisonverlauf sehen will: Wie schlägt er sich, wenn er es mit noch mehr offensichtlichen Passing Situations zu tun bekommt? Wie kann er sein Spiel weiterentwickeln, wenn Defenses das Scrambling noch stärker limitieren? Das sind die Punkte, in denen ich noch mehr sehen will, dass Daniels in einigen Facetten des Quarterback-Spiels Fortschritte macht, die er bislang dieses Jahr kaum zeigen musste.

16. Kirk Cousins, Atlanta Falcons

Ranking vor Saisonstart: 14

Wenn man Woche 1, dieses Spiel gegen Pittsburgh, in dem Cousins nicht Under Center spielte und die Falcons Play Action komplett ignorierten, mal ausklammert, ist Cousins auf bestem Wege zurück.

Bereits in Woche 2 gegen die Eagles war er deutlich stabiler, das Spiel gegen die Bucs am vergangenen Donnerstag war dann das bisherige Highlight. Zugegebenermaßen gegen eine Bucs-Defense, die im Zentrum stark angeschlagen war. Aber Cousins konnte das auch komplett ausnutzen, er attackierte immer und immer wieder über die Mitte und die Offense sieht mehr und mehr wie das aus, was man erwarten konnte.

Noch ist der 36-Jährige nicht ganz auf seinem starken Vorjahreslevel zurück. Aber selbst wenn er das nicht erreicht, wissen wir schon jetzt, dass Atlanta mindestens kompetentes Quarterback-Play in dieser Saison bekommt. Was aus Sicht der Falcons schon ein großer Schritt nach vorne ist.

15. Baker Mayfield, Tampa Bay Buccaneers

Ranking vor Saisonstart: 19

Die ersten Wochen der Saison spiegeln ziemlich genau das wider, was man von Mayfield erwarten kann. Gegen anfällige Defenses wie die der Commanders oder der Eagles ist er in der Lage, Top-10-Level-Spiele abzuliefern. Wenn er den Ball schnell verteilt, wenn er im Rhythmus ist, wenn er klare Schwachstellen in der Defense attackieren kann.

Wenn aber der Gegner es schafft, dass er den Ball halten muss, dass er länger, geduldiger aus der Pocket spielen muss - dann kommen die Fehler und das allgemein inkonstante Play von ihm.

Mayfield ist einer dieser Quarterbacks, bei dem wir gut wissen, was er ist. Er hat eine gewisse Gunslinger-Tendenz, die mal positiv, mal negativ ausgeht. Und wenn Plan A für die Offense greift, dann kann er zu einem hohen Offense-Output beitragen. Genau das, was die Quarterbacks in diesem Mid-Level-Tier ausmacht.

14. Trevor Lawrence, Jacksonville Jaguars

Ranking vor Saisonstart: 10

Ich bin davon überzeugt, dass Trevor Lawrence in stabileren offensiven Umständen ein sehr anderes Narrativ mit sich tragen würde. Das hat er die letzten beiden Jahre unter Beweis gestellt. Gleichzeitig muss man hier auch sagen, dass ich von Lawrence erwarte, dass er mehr zu dieser Stabilität beiträgt, als es dieses Jahr der Fall ist.

Deshalb ist er zumindest vorübergehend aus dem zweiten Tier abgerutscht. Die Accuracy ist viel zu inkonstant. Selbst in seinem mit Abstand besten Saisonspiel gegen die Colts am Sonntag hatte er wieder eine absurde Interception bei einem Wurf, den er niemals versuchen darf.

Doch dieses Spiel zeigte auch seine besten Qualitäten. Die Downfield-Shots, das Pocket-Verhalten, die Quickness als Passer, das Ballverteilen underneath. All das war am Sonntag zu sehen. Jetzt muss Lawrence das wieder konstanter abrufen. Das würde der Offense den Floor geben, den sie sucht, und den Lawrence letztes Jahr bis zu seinen Verletzungen liefern konnte. Und dann wäre Lawrence auch wieder auf dem Weg ins zweite Tier.

13. Brock Purdy, San Francisco 49ers

Ranking vor Saisonstart: 17

Es ist offensichtlich, dass die Niners dieses Jahr mehr von Purdy verlangen. Mit weniger Play Action, weniger Yards nach dem Catch, mehr vertikalem Dropback Passing Game - und das ohne Christian McCaffrey, der mehr noch im Passspiel als im Run Game ein Dosenöffner für diese Offense sein kann.

Purdy gefällt mir im Kontext dieser Umstände noch besser außerhalb der Play-Struktur und spät im Down. Er hatte sein wackeligstes Spiel gegen die Vikings, hier konnte man beobachten, wie Brian Flores ihn in Fehler lockte und dann kamen auch die Turnover. Gegen die Patriots und die Cardinals fand ich seine Accuracy inkonstant und sein Decision Making ist und bleibt riskant. Auch die gelegentlichen negativen, selbstverschuldeten Plays gehen damit einher.

Brock Purdy von den San Francisco 49ers

Brock Purdy zeigt in dieser Saison regelmäßig seine Fähigkeiten als Runner. Icon Sportswire via Getty Images

Er ist ein Gunslinger, und so sehr das ein ausgesprochen positives Element in Shanahans Scheme bringt, bekommt man damit auch gelegentliche Risiken, die von Purdys Seite teilweise schlicht nicht notwendig sind. Aber sie sind Teil seines Spiels, genau wie sein Pocket-Verhalten, das mal zu spektakulären Plays spät im Down, mal aber auch zu unnötigen Sacks führt, weil er den Ball lange hält oder weil er eine Achterbahnfahrt in puncto Pocket-Management abliefert.

Insbesondere in dieser Saison, in der Offenses ligaweit echte Probleme damit haben, den Ball konstant damit zu bewegen, sind Purdys aggressive Shot Plays ein umso größeres Plus. Gleichzeitig muss er aber innerhalb des Schemes auch wieder mehr on-point spielen.

Zweites Tier: Diese Quarterbacks kreieren selbst einen Floor und kaschieren Schwachstellen

12. Jordan Love, Green Bay Packers

Ranking vor Saisonstart: 7

Unter allen hier aufgeführten Quarterbacks ist das Tape von Love dieses Jahr mit am schwierigsten einzuordnen. Er verletzte sich im ersten Spiel in Brasilien, kam dann überraschend früh gegen die Vikings zurück. Die Knöchelverletzung machte ihm anfangs sichtbar noch zu schaffen, und in der zweiten Hälfte lagen die Packers so deutlich hinten, dass eine tiefe Bombe auf die nächste folgte.

Das Spiel gegen die Rams am vergangenen Sonntag ist vielleicht das Spiel, das am ehesten fundierte Takeaways bietet. Und hier gibt es zwei Beobachtungen, die für mich im Vordergrund stehen: Love ist noch nicht wieder auf seinem Vorjahres-Level in puncto Konstanz, als er in der zweiten Saisonhälfte viel sicherer Down für Down spielte. Das ist etwas, das ich gerne schon gleich zum Start dieser Saison von ihm gesehen hätte.

Der andere Punkt: Love ist gewillt, jede Defense tief zu attackieren. Das öffnet die Offense, es öffnet das ganze Feld auch was Räume für das Run Game angeht. Es war der einzige Grund dafür, dass Green Bay in dieses Spiel gegen Minnesota nochmal zurückkam. Aber Loves Entscheidungen hier können noch ziemlich wild sein. Sein Arm erlaubt es Green Bay, Blitzes zu bestrafen und erlaubt es ihm, auch eine instabile Pocket zu managen. Daran hat sich nichts geändert.

Die Zusammenfassung von alledem ist relativ simpel. Mit Love sollte Green Bay im weiteren Saisonverlauf wieder eine Top-10-Offense stellen. Love selbst muss dafür aber vor allem wieder konstanter werden.

11. Aaron Rodgers, New York Jets

Ranking vor Saisonstart: 12

Vor der Saison hatte ich Rodgers als "eine der größten Quarterback-Wildcards" dieser Saison bezeichnet. Mit bald 41 Jahren von einem Achillessehnenriss zurückzukommen, nachdem seine letzte Packers-Saison bereits enttäuschend war, machte jede Prognose für die kommende Saison ausgesprochen schwierig.

Das Spiel gegen die Patriots in Woche 3 war das Spiel, das andeutete, was vielleicht noch möglich ist. Rodgers war in Woche 2 bereits besser als in Woche 1, aber gegen New England war der "alte" Aaron Rodgers zurück. Die Mobilität als Passer, die Quickness im Release, seine wiedergefundene Präzision bei Pässen außerhalb der Pocket, der Laser-Arm einige Male über die Mitte, die Backshoulder-Pässe und die Art und Weise, wie er das gesamte Spiel kontrollierte, war eindrucksvoll und erinnerte an seine MVP-Jahre unter Matt LaFleur in Green Bay.

Aaron Rodgers: Wie aus einem geplatzten Traum ein neuer "Gunslinger" entstanden ist

Aufrechterhalten konnte er das bislang aber nicht. Vielmehr wirkte in den letzten beiden Spielen seine Accuracy wieder deutlich inkonstanter, manchmal auch einem Mangel an Präzision in der Abstimmung mit seinen Receivern geschuldet.

Ich wollte sehen, ob er physisch noch das Elite-Level in sich hat, das ihn über so viele Jahre zu einem unumstrittenen Elite-Quarterback gemacht hat. Das hat er zumindest angedeutet. Aber es ist auch klar, dass die Jets Rodgers wöchentlich in Topform brauchen. Denn einen schematischen Floor gibt es nicht.

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10. Kyler Murray, Arizona Cardinals

Ranking vor Saisonstart: 15

Es ist Murrays erste volle Saison inklusive Offseason in der neuen Offense, nachdem er letztes Jahr von seinem Kreuzbandriss zurückkam. Und während man bisweilen noch sieht, dass das Timing noch etwas Feintuning braucht - inklusive mit Rookie-Receiver Marvin Harrison -, sind die ersten Ergebnisse dennoch sehr vielversprechend.

Murray ist schon jetzt wieder einer der sichersten Underneath Passer in der NFL. Das Play Action Passing Game, inklusive mehr Under Center Play Action und dem Passspiel aus Heavy Formations, liegt ihm. Und die Kreativität sowie die Explosivität, um als Playmaker Situationen zu retten, ist nach wie vor wichtiger Bestandteil seines Spiels. Genau wie das Rushing generell.

Murray ist einer der drei, vier gefährlichsten Quarterbacks am Boden und angesichts der Ausfälle in der Offensive Line könnte ich mir vorstellen, dass das Quarterback Run Game auch ein noch größerer Teil der Offense wird. Murrays 10,7 Yards pro Run sind mit über drei Yards Abstand Platz 1 unter Quarterbacks mit mindestens 15 Runs. Seine Playmaking-Qualitäten mit dem Scheme zu verbinden, ist nach wie vor ein Prozess, in dem man aber Fortschritte sieht. Und Murray individuell gibt der Offense, während sie sich noch findet, einen Floor.

In seinem Spiel als Passer ist bisweilen noch eine gewisse Inkonstanz. Manchmal will er zu viel und versucht, Dinge zu erzwingen, statt den Ball geduldig zu bewegen. Aber alles in allem ist Murray auf einem sehr guten Weg, um sich als Top-10-Quarterback oder zumindest im erweiterten Top-10-Dunstkreis zu etablieren.

9. Dak Prescott, Dallas Cowboys

Ranking vor Saisonstart: 8

Wenn die Cowboys versuchen wollen würden, herauszufinden, was genau sie in Dak Prescott haben, also eine Art Quarterback-Test, und dafür die Umstände so rudimentär wie möglich gestalten wollen würden - dann würde so etwas herauskommen wie das, was wir dieses Jahr um Prescott herum sehen.

Nämlich: Ein Nummer-1-Receiver, aber nicht viel Tiefe dahinter. Zwei etablierte Starter in der Offensive Line, die durch Rookies ersetzt wurden. Ein komplett uninspirierendes Run Game, keine verlässliche Explosivität. Damit die Offense eine Chance hat, muss Prescott mehrere extrem schwierige Würfe in jedem Spiel anbringen.

Prescott ist gut genug, dass das sogar funktioniert und die Cowboys am Ende einen positiven Record haben könnten. Aber es ist zu viel von ihm verlangt, um auf diesem Weg am Ceiling des eigenen Potenzials zu kratzen. Prescott ist einer der sechs, sieben besten Pocket Passer in der NFL, aber auch diese Quarterbacks brauchen mehr Hilfe als das, was er aktuell bekommt.

8. Justin Herbert, Los Angeles Chargers

Ranking vor Saisonstart: 4

Ich weiß nicht so recht, was ich mit dieser Herbert-Saison anfangen soll. Er ist nicht bei 100 Prozent, er spielt mit einer ausgesprochen schwachen Receiver-Gruppe in einem neuen System und hinter einer regelmäßig angeschlagenen Offensive Line.

Vor allem aber spielt er in einer Offense, die strukturell so gar nichts im Passing Game kreiert. Und wenn dann noch Herberts beste Würfe so verschwendet werden, dann ist es wirklich dünn mit der Ausbeute im Passing Game. Und Downfield geht generell fast nichts.

All das sollen keine Ausreden für Herbert sein, sondern reinen Kontext liefern. Gleichzeitig aber spielt Herbert auch innerhalb dieser schwierigen Bedingungen bislang schlicht nicht auf seinem gewohnten Level. Selbst das sichere Underneath-Ballverteilen, eigentlich eine seiner besten Qualitäten, ist bisher inkonstant.

Ich gehe davon aus, dass wir hier positive Trends in den kommenden Wochen sehen werden. Aber im Moment gefällt mir nichts so wirklich, was ich vom Passing Game der Chargers in Summe sehe.

7. Matt Stafford, Los Angeles Rams

Ranking vor Saisonstart: 6

Mit Jordan Whittington, Tutu Atwell und Demarcus Robinson als seine Top-Targets, mit einer Offensive Line, in der seit Woche 1 mehrere Backups starten und mit einer eigenen Defense, die unheimlich viel zulässt, ist Matt Stafford dieses Jahr auf verlorenem Posten. Zumindest in der Big-Picture-Analyse, denn in einzelnen Spielen haben wir schon jetzt mehrfach gesehen, wie er diese Offense tragen kann. Und wie er den Rams zumindest eine Chance gibt.

Das spricht für seine Qualitäten, und gerade in dieser Saison, in der so viele Teams und so viele Quarterbacks Probleme damit haben, vertikal zu attackieren, würde ich Stafford umso mehr gerne in besseren Umständen sehen.

Vielleicht kommt das ja noch, und vielleicht haben die Rams bald einige ihrer Starter wieder im Lineup. Den Quarterback, um offensiv oben mitzuspielen, haben sie.

6. Geno Smith, Seattle Seahawks

Ranking vor Saisonstart: 13

Wenige Quarterbacks machen dieses Jahr so viel Spaß. Und das umso mehr, weil Geno Smith hinter einer wackeligen Offensive Line ein schwieriges Dropback Passing Game umsetzen muss. Hier sieht man all seine besten Qualitäten: den Arm, um engste Fenster über die Mitte zu treffen, oder den Ball mit Power außen zu platzieren. Die Aggressivität als Downfield-Passer.

Aber auch, und das ist nach wie vor die größte Überraschung in seinem "neuen" Profil, sein Pocket Management. Das war stets ein riesiges Problem in seinem Spiel, bis er es in Seattle wie auf Knopfdruck ablegen konnte. Jetzt ist er einer der besten Quarterbacks in der NFL, wenn es darum geht, die Pocket zu managen.

Die Seahawks verlangen aktuell sehr viel von Geno Smith, auch weil sie bislang so gar keine Identität im Run Game finden. Aber Geno liefert. Für mich steht außer Frage, dass Seattle seinen Quarterback für die nächsten Jahre hat.

5. C.J. Stroud, Houston Texans

Ranking vor Saisonstart: 9

Ich würde Strouds Spiel gegen die Vikings nicht einmal als Mini-Durchhänger bezeichnen. Es war nicht sein bestes Spiel, aber im Kontext dieser Partie - mit Blick auf den Gegner, mit Blick auf die Spielsituation und vor allem mit Blick auf die Strafen, die Houston permanent in üble Third Downs gebracht haben - war es immer noch in Ordnung.

Und der Rest der Saison ist sehr gut. Auch gegen die Bills hatte er einige sensationelle Plays in der Pocket, ich mag seine Aggressivität als Passer nach wie vor, fast noch besser als letztes Jahr gefällt mir sein Umgang mit Pressure. Wie er Plays macht, indem er in die Pocket tritt oder anderweitig die Play-Struktur intakt hält, und dann Downfield attackiert.

C.J. Stroud von den Houston Texans

C.J. Stroud ist auf bestem Wege, sich als nächster Elite-Quarterback in der NFL zu etablieren. Icon Sportswire via Getty Images

Gleichzeitig gibt es hier auch noch Verbesserungsbedarf, denn aktuell kassiert Stroud zu viele Sacks. Das liegt aber nur bedingt an ihm, die Line spielt nicht gut, das Early Down Run Game ist überschaubar - und Stroud wirft den Ball sogar schneller als letztes Jahr. Er muss vielmehr derzeit viel zu viele Drives retten, nachdem das Early Down Play Calling den Drive gefährdet hat.

Es fehlt nicht mehr viel, ehe Stroud ins Elite-Tier klettert.

Elite-Tier: Diese Quarterbacks tragen ihre Offense

4. Joe Burrow, Cincinnati Bengals

Ranking vor Saisonstart: 5

Nach einer verlorenen Vorsaison ist Burrow wieder voll zurück - und macht unheimlich viel Spaß. Nicht nur, weil die Shot Plays wieder Teil der Offense sind, was angesichts der ligaweiten offensiven Probleme im vertikalen Passspiel keineswegs selbstverständlich ist. Sondern auch, weil Burrow wieder viel sicherer aus der Pocket heraus wirkt. Wie er den Ball kurz verteilt, wie er Pässe mit Antizipation wirft, wie er immer noch schnell spielt, ohne damit aber die Offense zu limitieren.

Die Limitationen mit Burrow sind kein Geheimnis. Er hat nicht das physische Talent oder auch nur das Armtalent, das die drei Quarterbacks vor ihm haben. Und ich gehe fest davon aus, dass die eher statische Bengals-Offense auch maßgeblich auf Burrow zurückzuführen ist, allein wegen dem, was wir letztes Jahr mit Jake Browning strukturell gesehen haben.

Aber wenn Burrow so spielt wie aktuell, dann hält sich meine Kritik auch in Grenzen. Denn das, was die Bengals im Moment offensiv machen, kann man nicht viel besser spielen, als Burrow es gerade macht.

3. Josh Allen, Buffalo Bills

Ranking vor Saisonstart: 2

Das Spiel gegen Houston war das schlechteste Spiel von Josh Allen seit einer ganzen Weile. Und es wirft mehrere Fragen auf. War es nicht höchst fragwürdig, dass er nach diesem harten Schlag auf den Kopf wieder ins Spiel kam? Haben die Bills genug Qualität um Allen herum? Und vor allem: Haben sie genug Receiving-Qualität?

Das war gleichzeitig auch Teil von dem, was Allens Entwicklung als Quarterback in den ersten Wochen der Saison unterstrich. Die Fähigkeit, einerseits Spiele an sich zu reißen und für sein Team zu gewinnen, andererseits aber auch als Ballverteiler aus der Pocket sehr konstant underneath zu arbeiten.

Dass Allen beides kann, das haben wir bereits letztes Jahr gesehen. Genau wie die Tatsache, dass Allen einer der besten Quarterbacks in der NFL ist, wenn es darum geht, Sacks zu vermeiden. Die ersten Wochen dieser Saison haben das bestätigt und untermauert. Und gleichzeitig war sowohl gegen Baltimore, als auch noch deutlicher gegen Houston zu sehen, dass die Bills mit dieser Receiving-Qualität schlicht an Grenzen stoßen, die auch Allen nicht mehr überwinden kann.

2. Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs

Ranking vor Saisonstart: 1

Definitiv nicht Mahomes' sauberster Start in eine Saison. Er hatte in mehreren Spielen auffällig unschöne Turnover - mit Pässen, bei denen er Verteidiger über die Mitte schlicht übersieht, einen Floater Richtung Endzone wirft, oder aber auch sein Target so überwirft, dass der Verteidiger dahinter den Ball abfängt.

Das waren untypische Mahomes-Plays. Längst nicht mehr "untypisch" für diese Offense dagegen ist, dass die Chiefs den Ball sehr kleinteilig das Feld runter bewegen müssen. Was wiederum sehr viel vom Quarterback verlangt. Viel Präzision, viel konstantes Ballverteilen, viel Arbeit auch in der Pocket.

Gegen die Ravens in Woche 1 war das zu sehen, und dann umso eindrucksvoller - weil ohne Rashee Rice - am Montagabend gegen eine gute Saints-Defense. Mahomes ist der Grund dafür, dass eine Offense mit jeder Menge Sand im Getriebe immer noch ihren Platz in der Top 10 sicher hat. Und falls die Chiefs doch noch einen größeren Receiver-Move machen, gehe ich davon aus, dass Mahomes daraus auch wieder eine Top-5-Offense formt.

1. Lamar Jackson, Baltimore Ravens

Ranking vor Saisonstart: 3

Kein Quarterback spielt aktuell auf Jacksons Level. Und man könnte dieses Ranking immer mit Patrick Mahomes auf dem ersten Platz eröffnen. Aber Jackson war zumindest bis zum AFC Championship Game auch in der vergangenen Saison der bessere Quarterback, und auch wenn er das direkte Duell zum Start in diese Saison gegen Mahomes und die Chiefs verlor: Daran knüpft er bislang an.

Und das ebenfalls in keineswegs idealen Umständen. Das Passing Game sucht sich noch, die Waffen der Ravens sind gut, aber nicht mehr. Die Offensive Line hat einige Schwachstellen, die insbesondere gegen die Chiefs deutlich sichtbar waren.

Doch Jackson kreiert selbst am Boden, er kaschiert Schwachstellen in der Offensive Line, er öffnet Räume im Run Game und im Passing Game. Er hatte bislang kaum echte Turnover-Fehler, er managt die Pocket gut und er hatte dieses Jahr bereits Spiele, in denen er als schneller Ballverteiler fungiert, Spiele, die er am Boden an sich reißt und Spiele, die er durch die Luft dominiert.

Jackson ist derzeit das Quarterback-Komplettpaket in der NFL. Und ja, auch ich will das noch von ihm dann noch in den Playoffs sehen.

Adrian Franke

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