Eishockey

NHL | Draisaitl und die Edmonton Oilers: Vorbild Florida

Der Stanley Cup soll endlich her

Draisaitl und die Oilers: Vorbild Florida

Der nächste Anlauf zum Stanley Cup: Leon Draisaitl und seine Edmonton Oilers.

Der nächste Anlauf zum Stanley Cup: Leon Draisaitl und seine Edmonton Oilers. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Viel hat sich bei den Edmonton Oilers in den vergangenen Jahren zum Positiven gewandelt: Einst machten viele NHL-Spieler einen weiten Bogen um die nördlichste NHL-Franchise, mittlerweile ist Edmonton eine "Destination" (deutsch: Ziel), wie Superstar Connor McDavid öffentlich kundtat. Die Gründe: Ein Team mit Potenzial für den Cup und - wie die Playoffs 2024 bewiesen haben - die ligaweit vermutlich beste Stimmung bei Heimspielen im Rogers Place. Aber genügt das für den Cup? Was hat sich zur neuen Saison verändert?

Die Transfers: Mit den Verteidigern Vincent Desharnais, Cody Ceci und Philip Broberg sowie den Angreifern Ryan McLeod, Warren Foegele und Dylan Holloway haben sechs Stammspieler die Oilers verlassen. Neu sind dafür die Free-Agent-Stürmer Viktor Arvidsson und Jeff Skinner sowie Vasily Podkolzin, für die Abwehr kam mit Ty Emberson im Tausch für Ceci ein Neuer, die weiteren Lücken sollen Troy Stecher und Travis Dermott füllen, der nach erfolgreichen Try-Out einen Vertrag unterschreiben durfte.

So starten die Oilers in die Saison

Die Abwehr wirkt schlechter

Die Abwehr: Sie scheint auf den ersten Blick schlechter geworden zu sein, wackelte in der Pre-Season bedenklich. Darnell Nurse meldete sich gerade rechtzeitig zum Saisonstart fit, er dürfte mit dem vielversprechenden Emberson das zweite Paar hinter Mattias Ekholm und Evan Bouchard bilden. Dieses Duo gehört zum Besten, was die NHL zu bieten hat, wird aber auch sehr stark belastet werden.

Der verlässliche Brett Kulak bekommt im drittem Paar Stecher oder Dermott an die Seite. Free-Agent-Signing Josh Brown überzeugte nicht, wurde in die AHL geschickt. In der vergangenen Saison hatten die Oilers das Glück, dass die Defensive von Verletzungen verschont blieb. Die dürfen auch dieses Mal nicht passieren, die Kadertiefe gibt das nicht her.

Zur Defensive gehören auch die Goalies. Stuart Skinner geht in seine dritte Saison, die erste als klare Nummer 1 nach dem Buyout des enttäuschenden Jack Campbell. Als Backup hat sich in der vergangenen Saison Calvin Pickard etabliert. Der 32-Jährige muss dieses Niveau halten, um Skinner zu entlasten. Skinner wiederum sollte die Zweifler mittlerweile überzeugt haben, ihm gehört die Zukunft.

Neue Partner für Draisaitl

Der Sturm: Hier wirken die Oilers auf dem Papier sogar stärker. Die erste Reihe dürfte zumindest zunächst wieder aus Superstar McDavid, Ryan Nugent-Hopkins und Torjäger Zach Hyman bestehen, der 2023/24 inklusive Playoffs 70-mal traf. Die dritte Reihe bilden die in den Playoffs sehr starken Adam Henrique als Center, flankiert von Connor Brown und Mattias Janmark.

Dazwischen, als zweite Reihe, bekommt Center Draisaitl neue und endlich feste sowie starke Partner. Viktor Arvidsson kam von den Los Angeles Kings und ist das beste Beispiel für McDavids These vom attraktiven Spot Edmonton. Gleiches gilt für Jeff Skinner als Left Wing, der allerdings in der Preseason enttäuschte. Skinner gehört zu den besten NHL-Torjägern des vergangenen Jahrzehnts, wartet im Alter von 32 Jahren aber noch auf sein erstes Playoff-Spiel. Dementsprechend hoch sollte seine Motivation sein.

Neuzugang Podkolzin, ein früherer First-Round-Draftpick der Vancouver Canucks, startet in der vierten Reihe an Seite der Routiniers Derek Ryan und Corey Perry. Der körperlich starke und torgefährliche Evander Kane fehlt nach einer Leisten- und Hüftoperation große Teile der Regular Season. Kehrt er fit und in Form zu den Playoffs zurück, erhöht dies die Chancen der Oilers signifikant.

alle Videos in der Übersicht

Das älteste Team und wenig Talente

Das spricht für die Oilers: In Bestbesetzung gehört der Kader zum Besten, was die NHL zu bieten hat. Die Superstars McDavid und Draisaitl, der ab 2025 mit 14 Millionen US-Dollar der weltweit bestbezahlte Eishockey-Spieler sein wird, heben jedes Team auf ein höheres Niveau. Dieses Duo lebt den Traum vom Cup vor, wird alles dafür tun.

Verteidiger Bouchard ist offensiv eine Waffe, das Powerplay dürfte erneut Maßstäbe setzen. Und an der Trade Deadline im März sollten die Oilers genügend Cap Space und Draft Picks haben, um sich vor allem in der Abwehr entscheidend zu verstärken.

Vorschau

Das spricht gegen die Oilers: Die Gegner werden vor allem McDavid und Draisaitl jagen, beide plagten sich angeschlagen durch die Endphase der Playoffs. Nur gesund geben sie dem Team eine reelle Chance auf den Cup. Die Defensive wirkt aktuell nicht Cup-reif, zudem ist der Kader der älteste der Liga - das kann ich einer langen Saison zum Nachteil gereichen.

Generell gilt: Alles ist der Gegenwart, dem Cup-Gewinn untergeordnet. Dadurch ist der Talente-Pool ausgetrocknet. Der Verlust von Broberg und Holloway (beide St. Louis per Offersheet) tut weh. Mit Center Noah Philp, ein Gewinner der Vorbereitung, und perspektivisch Right Wing Matt Savoie gibt es nur noch zwei Talente, die eventuell schon in dieser Saison nachrücken könnten.

Torwart Sergei Bobrovsky stoppt Connor McDavid von den Edmonton Oilers in Spiel 7 der Stanley Cup Finals im Juni 2024 in Sunrise

Im letzten Moment gestoppt: Connor McDavid (re.) und die Oilers verloren Spiel 7 der Stanley-Cup-Finals gegen Florida. Getty Images

Aggressiv auf dem Transfermarkt

Allerdings ist davon auszugehen, dass die Oilers auf etwaige Verletzungen reagieren und bei Trades sehr aggressiv agieren werden. Dies hat schon der Transfersommer gezeigt. Der umstrittene Stan Bowman (wegen eines Missbrauchsskandals in Chicago, den er mit vertuschte) ist neuer General Manager, er löste Ken Holland ab. CEO Jeff Jackson hat die Oilers im vergangenen Jahr neu aufgestellt, er unternimmt auch rund um das Team alles, um die Erfolgschancen zu erhöhen.

Das Fazit: Es könnte wieder ein holpriger Saisonstart werden. Kris Knoblauch muss im zweiten Jahr als Cheftrainer beweisen, dass er das Team langfristig oben halten und weiterentwickeln kann. Die Teilnahme an den Playoffs ist Pflicht. Ziel muss es sein, in diesen möglichst oft Heimvorteil zu haben, in der Regular Season also weit oben in der Tabelle abzuschließen. Je näher Edmonton dem Cup im Frühjahr kommt, desto schwieriger dürfte das Team zu schlagen sein.

Vorbild von Draisaitl and Friends sind ausgerechnet die Florida Panthers, gegen die sie so denkbar knapp im Juni den Kürzeren zogen. Die Panthers verloren das Finale 2022 und holten ein Jahr später den Cup. Nichts anderes haben die Oilers vor.

Frank Linkesch

Zwei hoffen auf den Sprung: Die Deutschen in der NHL